Vom Brot des Lebens….

Ich gebe es zu: ich bin sehr empfänglich für allerlei Gesundheitswissen.

So bin ich oftmaliger Gast von Online Kongressen zum Thema Ernährung, sei diese vegan, ketogen, Rohkost, Intervallfasten…

Und da erfahre ich vieles, was ich bislang noch nicht wusste und worauf frau achten sollte, wenn sie gesund bleiben oder werden will.

Viele dieser hier befragen ExpertInnen erläutern mit differenziertem Wissen, was zum Beispiel in der (Krebs-) Zelle vor sich geht, wenn man gewisse Nahrungsmittel zu sich nimmt oder weglässt. Das ist sehr beeindruckend.

Und so mach´ ich mich von dieser (einen!!) Sicht der Welt und des Lebens voll überzeugt alsbald ans Werk. Wie zuletzt nach einem wirklich profunden Vortrag über Gluten, das Klebereiweiß, das in nahezu allen Getreidesorten, vor allem im Weizen vorhanden ist.

Gluten macht das Brot oder Backwerk besser verarbeitbar und sorgt für einen größeren Ertrag.  Das sind Gründe, weshalb der Glutengehalt im normalen industriell verarbeiteten Getreide innerhalb der letzten Jahr-(zehnte) von unter 20 auf 80 % im Weizen gesteigert wurde.

Der hohe Gehalt wirkt sich nicht nur auf Zöliakie kranke Menschen aus, sondern führt zu Allergien und Unverträglichkeiten, auch solche, die wir nicht unmittelbar wahrnehmen, weil sie langsam verlaufen, z.B. als Entzündungen im Darm, die auch zum Phänomen des leaky gut führen.

Nun habe ich bei einer tollen Darmspezialistin Dr. Steinkellner vor einiger Zeit eine Stuhluntersuchung vornehmen lassen und aufgrund dieser erfahren, dass bei mir keine Gluten-Unverträglichkeit vorliegt. Das war für mich als Brotjunkie eine große Erleichterung.

Nein, ich möge es dennoch nicht im Übermaß konsumieren wegen der generell schädlichen Wirkung des hohen Glutengehalts. Das kann ich berücksichtigen, kein Problem!

Nun hörte ich jenen Vortrag, und ich hörte auch, dass man diese tieferen Prozesse einer Unverträglichkeit nur durch einen bestimmten, aufwendigen Bluttest vornehmen kann.

Und da schlägt dann bei mir die zu Extremen neigende Pitta-Struktur zu – fand ich doch alle Symptome in der Liste der Kriterien dieser sogenannten Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität. Sofort strich ich gleich mal alles glutenhaltige Getreide.

Sowieso kein Weißbrot mehr, aber auch kein Vollkorn-Roggen usw., alles wurde gestrichen und auf Amaranth, Quinoa, Reis, Mais umgestiegen.

Nie mehr – oder zumindest 2 Jahre lang.

Man könnte nun annehmen, dass die Symptome schon bald weniger wurden.

Dem ist aber nicht so, nach wie vor leide ich unter all diesen Symptomen. Darüber hinaus stellte ich eine innere Enge, eine Verschattung, eine Dimmung meines Lebenslichts und meiner Lebensfreude fest.

Nicht mal mehr….:-((

Und es reifte in mir der Gedanke – wie schon so oft – dass Gesundheit, meine Gesundheit nicht dadurch gefördert wird, dass ich mich (blind!) und radikal an Vorgaben halte, sondern dass ich das durchaus wertvolle Wissen zwar zur Verfügung habe und es mitbestimmend ist, was ich in welchem Maße zu mir nehme.

Dass es jedoch zu allererst darum geht, dass ich mit mir verbunden bleibe, meinem Körper Gehör schenke, wann er was will und braucht, und das in jedem Moment.

Dass ich mir folge.

So will ich mich neuerlich zurückerobern aus den Fängen der wissenschaftlich begründeten Gesundheits-Maßnahmen.

Will mich mir zurückgeben.

Sanftmütig will ich leben – mit mir und natürlich auch mit den Tieren und Pflanzen.

Achten will ich auf mich und das Ganze. Und derart mit mir in Fühlung, vertrauen, dass es schon richtig ist – im Sinne meiner ganzheitlichen Gesundheit – immer wieder auch ein gutes Brot zu essen, mit Bedacht zubereitet und aus wertvollem naturbelassenem Korn.

Schon merke ich, wie etwas aufgeht in mir und ein Samen an schöpferischem Tun-Wollen aufkeimt.

Der Satz „Life is bigger than you“, gesprochen von meinem lieben Körpertherapielehrer Michel Smith, kommt mir in den Sinn.

Dass das Leben größer ist als das, was ich zu mir nehme, selbst als der Umstand, ob ich im medizinisch-pathologischen Sinn gesund oder krank bin, und dass sich mein Leben weiterlebt über mein irdisches Sein hinaus.

Mich dessen zu erinnern, ist wahrlich heilsam.

P.S. Divine Perfection würde mein lieber Thomas Hübl sagen. Am Wochenende nach dem Blogbeitrag habe ich an einem Brotbackworkshop teilgenommen, veranstaltet vom ehemaligen Demeter-Bäcker Kaschik und seiner Frau Birgit Leitinger.

Neben einer Einführung ins Backen köstlicher Vollkornbrote und einem Ciabatta erfuhren wir viel über das Wesen des Korns, dass ein Roggen z.B. 1 Jahr auf dem Feld ist, dass Getreide im Unterschied zu Gräsern Tiefwurzler sind, dass sie 3 mal durchwärmt werden – von der Sonne, der Herzens-Arbeit des Bäckers und dem Ofen. Dass es darum geht, dass wir uns dem spezifischen Getreide anpassen. So ist es ein großer Unterschied, ob dieses im Schatten wächst oder unmittelbar der Sonne ausgesetzt ist.

Und dass der wesentliche Unterschied, ob ein Brot heilsam oder „kränkend“ ist, der ist, inwiefern wir dem Getreide in der Verarbeitung folgen und nicht umgekehrt, es unseren Produktions-steigernden Interventionen unterwerfen.

Dass es darum geht, dass wir dem Teig lauschen, wie das Herr Kaschik so liebevoll ausdrückte und ihn derart „bewirken“, wie wir ihn gehört haben. Derart verbunden kann das „Kulturgut Brot“ eigentlich nur heilsam sein!

P.P.S.: es war einfach zu verlockend – habe mich daher gleich mal übernommen mit dem Brotgenuss und wieder mal gelernt, dass ein Zuviel (auch an Gutem) niemals gut ist!

P.P.P.S: Die Brotbackkurse sind sehr zu empfehlen. Weitere Infos: www.kaschikdemeterbrot.at

Embrace

Zwei Tage nach der Totaloperation meiner Brüste vor einem Jahr sah ich am Frauentag den Film „Embrace“. Er hat  mich sehr berührt, weil er aufzeigt, wie sehr das Diktat, was als schön gilt, in uns Frauen wirkt. Und auch weil er ermutigend ist, zeigt er doch viele Frauen, die in Bezug auf ihr Aussehen und ihren Körper einen tiefen Transformationsprozess durchliefen.

Mir gefällt mein neues Brust-loses Sein. Mein Leben lang habe ich mich für meine Brüste geniert, obwohl sie „eigentlich“ schön waren, weder waren sie zu groß, noch zu klein, auch waren sie symmetrisch. Nichts auszusetzen. Immer fühlte ich mich exponiert durch sie, dem anonymen, männlichen Blick ausgesetzt, trachtete sie daher zu verbergen, mich einzustülpen.

Jetzt bin ich flach und die Scham ist vorbei, zumindest, wenn ich bekleidet bin, kann ich mich ohne Fritz und Fritzi, meine beiden Ergänzungsteilchen – auch unschön Prothesen genannt, einfach flachbusig zeigen. Selbstverständlich.

Dellen haben sie, wegen des oftmaligen Punktierens und auch Hautverfärbungen, die sich aufgrund der Hämatome nicht zurückgebildet haben. Und natürlich gibt es keine Brustwarzen mehr.

Nein genieren tu´ ich mich nicht dafür.

„Flat is beautiful“ wurde bald zu meiner Devise – (siehe dazu auch: https://krebscoaching.org/2019/02/.  Ich habe leicht reden, bin ich doch seit Jahrzehnten mit meinem lieben Mann verheiratet, der mich liebt und mich schön findet und begehrt, ob mit oder ohne Brüste, auch wenn er sie bisweilen vermisst.

Nur, wenn ich mir vorstelle, dass ich mich im Zuge einer Ayurvedakur massieren lasse oder in eine Sauna gehe, wird mir etwas unbehaglich zumute. Fühle mich aufgefordert, vorzuwarnen.

Da will noch etwas umarmt werden, sodass ich zu meinem Anderssein selbstverständlich stehen kann.

Im Film Embrace werden Frauen vorgestellt, die zum Beispiel aufgrund einer Verbrennung oder eines hormonell bedingten Bartwuchses vor die Wahl gestellt wurden, sich lebenslänglich zu verbergen oder aufwendige Prozeduren auf sich zu nehmen, um den Makel unkenntlich zu machen.

Und es werden viele –  schöne! – Frauen befragt, wie sie ihren Körper finden und die Antworten sind erschreckend – hässlich, zu fett, abstoßend… sei er. Das war schmerzlich zu hören.

Der Film war ein neuerlicher Weckruf, mich immer wieder zu versöhnen mit diesem meinen Körper, wie immer er ist.

Dass es darum geht, uns von der ständigen selbstbezüglichen kritischen Betrachtung unseres Äußeren zu lösen.

Dass es darum geht, nicht mehr unsere Zeit, unser Geld und unsere Energie zu investieren, um einer suspekten – künstlich kreierten – Norm zu entsprechen.

Dass wir Räume – in guter alter feministischer Tradition – kreieren, wo wir uns über all das ehrlich austauschen können und einander zeigen, wie wir aussehen und sind. Dass wir einander auch bekräftigen und unterstützen, in dem was wir eigentlich hier zu schaffen haben.

Dann kann unsere Lebenskraft in unser Wirken hier auf die Erde strömen, wo es ja wahrlich nötig gebraucht wird.