Über das Große und Kleine in uns

Wilhelm Reich´s „Rede an den kleinen Mann“ ist ein sehr herausfordernder Text, welchen ich nun schon zum wiederholten Mal vom genialen Ignaz Kirchner im Vestibül hören durfte.

Und wieder, wie schon zuvor, war ich zutiefst berührt vom Wahrheitsgehalt und der Zeitlosigkeit der Inhalte.

Der Text, der 1946 ohne die Absicht, ihn zu veröffentlichen von Wilhelm Reich verfasst wurde. „…. war das Ergebnis der inneren Stürme eines Naturforschers und Arztes, der jahrzehntelang zunächst mit Naivität, dann mit Staunen und schließlich mit Entsetzen erlebte, was der kleine Mann aus dem Volke sich selbst antut; wie er leidet, rebelliert, seine Feinde verehrt und seine Freunde mordet.“ (so Wilhelm Reich im Vorwort)

Er  ist eine schonungslose Aufdeckung von all dem Kleinen und Kleinlichen in uns, davon, wann wir anderen die Verantwortung überlassen, Autoritäten mehr Glauben schenken als unserem inneren Sensorium und Wahrheitsempfinden. Und es ist ein Appell an unseren Kern, das Lebendige, das „gütig und naiv ist“.

Was hat das nun mit der Krebserkrankung zu tun:

Ich konnte an mir selbst und an vielen anderen an Krebs erkrankten Menschen wahrnehmen, wie wir aus Angst um unsere Existenz, dem um jeden Preis in der Gesellschaft verankert bleiben wollen, unsere tiefsten Sehnsüchte und (körperlichen) Bedürfnisse verleugnen, und das Leben zunehmend freud- und sinnlos wird.

Ich kann auch bemerken, wie die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, dann, wenn man sich nicht ausbeutet und über seine Grenzen geht,  zunimmt. Und dass, wenn  die Konkurrenz in den (beruflichen) Beziehungen und die Wachstumsorientierung  unser Leben beherrscht, wir uns zunehmend von unserem So-Sein, unserer Berufung entfernen und uns jegliche Kraft geraubt wird. Auch dominiert in einer Zeit allgemeiner Existenzangst die Anpassung gegenüber dem Mut zur Selbsteinbringung und dem Aufstehen.

Und dennoch gibt es da eine Sehnsucht –  eine Sehnsucht nach Gemeinschaftlichkeit, Emotionalität und intensivem Erleben. Dies – und auch das konnte Wilhelm Reich in seiner tiefgreifenden Analyse „Massenpsychologie des Faschismus“ zeigen, wurde im Nationalsozialismus  bestens „bedient“ – Zugehörigkeit zu einer (Volks-)gemeinschaft, auserwählt sein, groß und mächtig  sein. Der Preis war, wie wir wissen, hoch – Unterwerfung unter übermächtige Autoritäten, Leugnung des eigenen Empfindens bis zur Unmenschlichkeit, Entmenschlichung.

Und das hat – das konnte Reich in seiner jahrzehntelangen Forschungstätigkeit zeigen –  eine Basis: die Unterdrückung der biologischen, natürlichen Bewegungen des Organismus und damit die Entfremdung von unserem (biologischen) Fundament.

Wollen wir wirklich gesund sein, so geht es darum, unserem Organismus erneut Gehör zu schenken, wahrzunehmen,  wenn etwas zu viel ist, wenn wir über unsere Grenzen gehen, uns ausdrücken wollen, den  natürlichen Rhythmen zu folgen und uns auf unsere „einfache, anständige Natur“ zu besinnen.

Oder um Wilhelm Reich selbst zu Wort kommen zu lassen:

„Du fragst, wann dein Leben gut und sicher sein wird, kleiner Mann: Dein Leben wird gut und sicher sein, wenn die Lebendigkeit mehr bedeuten wird als Sicherheit, Liebe mehr als Geld, deine Freiheit mehr als parteiliche oder öffentliche Meinung; wenn  die Stimmung Beethoven´scher oder Bach´scher Musik die Stimmung deiner gesamten Existenz wird (du hast sie in dir, kleiner Mann, irgendwo tief verborgen in einer Ecke deines Wesens!); wenn dein Denken in Einklang, und nicht mehr in Widerspruch mit deinen Gefühlen wirken wird; wenn du deine Gaben beizeiten erfassen und dein Altern beizeiten erkennen wirst; wenn du die Gedanken der großen Weisen, und nicht mehr die Untaten der großen Krieger, leben wirst, wenn die Lehrer deiner Kinder, und nicht die Politiker, von dir besser entlohnt sein werden; ….wenn du Erhebung beim Anhören von Wahrheiten, und Grauen beim Anblick von Formalitäten verspüren wirst, ….wenn die Menschengesichter auf den Straßen Freiheit, Beweglichkeit, Heiterkeit und nicht mehr Trauer und Elend ausdrücken werden; wenn ihre Körper nicht mehr wie heute, mit zurückgezogenen, eingesteiften Becken und erkalteten Geschlechtsorganen auf dieser Erde wandeln werden.“

und weiter

„Es gibt nichts außer diesem: das Leben gut und glücklich zu leben! Folge deinem Herzen, auch wenn es vom Pfade ängstlicher Seelen wegführt. Verhärte nicht, auch wenn dich mal das Leben quält.“

Über die Not-Wendigkeit von Fürsorge und Mitgefühl

Anlässlich eines Unfalles meines Mannes hatte ich viel Gelegenheit, Einblicke in Förderliches und Schwächendes in der klinischen Versorgung wahr zu nehmen.

Ein Unfall wie auch eine Krebsdiagnose sind ein Schock, ein Einschnitt, wo plötzlich das Leben nicht mehr so ist, wie es gerade noch war. Dieser Schock hat Wirkungen auf alle Ebenen unseres Seins – im Körper durch die Ausschüttung von Stresshormonen, im Gehirn durch die Aktivierung von alten dem Überleben dienenden Gehirnregionen, die uns signalisieren, dass wir in Gefahr sind. Wir werden sehr erregt – wollen flüchten oder kämpfen und können dies oftmals nicht – bei einem Unfall wegen der körperlichen Einschränkung  und bei der Krebsdiagnose nicht, weil das Bedrohliche  in unserem Körper ist.

Damit sich der Schock aus dem Körper herauslösen kann, und die dem Körper innewohnenden Selbstheilungsmaßnahmen einsetzen können, braucht es gute Bedingungen.

Das ist zu allererst menschliche Zugewandtheit – mit dem Namen angesprochen werden, im Blickkontakt sein, eine angemessene Berührung – schlicht menschliche Zuwendung. Das klingt selbstverständlich, ist es leider oftmals nicht. Natürlich geht es bei einem Unfall um die Abklärung der vielleicht lebensgefährlichen Symptome, wie auch am Anfang eines Krebsgeschehens eine genaue Differentialdiagnose unbedingt notwendig ist. Wie diese Untersuchung und diese erste Kontaktnahme erfolgt, ist, – in Bezugnahme auf traumaspezifischen Wissen – jedoch ebenso bedeutsam. Bei vielen Menschen zeigt sich eine Erstarrungsreaktion im Schock, d.h. sie sind „nicht ganz da“, nicht orientiert in Zeit und Raum. Wenn ohne Erklärung und Kontaktnahme eingreifende Maßnahmen erfolgen, bleibt die Erstarrung, das Geschockte und Geängstigte in uns aktiviert. Wir können uns nicht ausdehnen und wie der geniale Traumaforscher Peter Levine sagt – der Traumaablauf als physiologisches Geschehen im Sinne einer unterbrochenen Handlung – kann sich nicht vervollständigen.  Die Reste der Erstarrung, der Lähmung, des Übererregtseins, der Wut und Angst bleiben im Körper eingeschrieben und werden dann oftmals durch Reize, die mit dem traumatischen Ereignis verknüpft sind, aktiviert. Hier sind es vor allem Orte, Personen, Gerüche, Stimmen, die triggern.

Die menschliche Zugewandtheit, das in Resonanz Sein mit dem Patienten ist meiner Ansicht nach eine der zentralen Qualitäten, die verhindert, dass aus einem Schock eine posttraumatische Belastungsstörung wird.

Die Zugewandtheit aktiviert nämlich den ventralen (klugen, sozialen) Vagus, der für eine angemessene Orientierung im Hier und Jetzt verantwortlich ist. Es hemmt gleichzeitig den dorsalen Vagus, den archaisch angelegten Abschaltmechanismus, den Totstellreflex.

Ich konnte auch erfahren, wie angewiesen wir in einer derart bedrohlichen Situation auf die Qualität des Mitgefühls durch andere sind- wie wir faktisch danach lechzen, dass sich die Sanitäter zum Beispiel für das Geschehene interessieren, ihr Bedauern formulieren, nachfragen und alles Gute wünschen.

Es  ist auch wichtig zu spüren, dass behutsam umgegangen wird,  dass darauf geachtet wird, nicht unnötigerweise wo anzustoßen. Auch dieses Kontaktbedürfnis ist tief in uns angelegt, das Bindungssystem, das Halt und Stütze in anderen Menschen sucht, ist in Notsituationen aktiviert, wir wollen uns anhalten, ausweinen, aussprechen, brauchen Trost und Sicherheit. Interessant war für mich, dass dieses Kontaktbedürfnis sich auch auf unbekannte Personen richtet, also zum Beispiel auf die Sanitäter beim Transport. Sind diese nett und liebenswürdig, werden sie zu rettenden Engeln.

Angekommen im Krankenhaus finde ich es sehr wichtig, dass es einen Stützpunkt gibt, wo jemand hinter einem Glasfenster zu sehen ist. Bei der Erstaufnahme meines Mannes an einem Sonntag fand ich auf der Suche nach seinem Zimmer auf der Unfallstation nur verschlossene Türen. Auf einer war auf einem Schild zu lesen, dass man nur eintreten dürfe, wenn man aufgerufen wird. Keine AnsprechpartnerInnen, nur andere verunfallte Menschen. Das ist sehr verunsichernd, ist da überhaupt jemand, wird man angenommen, gibt es Hilfe?

Wie anders ist es, wenn man – von der Rettung angekündigt – erkannt wird, „Ah Sie sind es –  wir müssen noch kurz das Bett herrichten, dann kommt Frau Doktor……zu Ihnen und wird die Erstuntersuchung vornehmen.“ – Und da kommt dann wirklich schnell einmal die besagte Frau Doktor und sie erkundigt sich und gibt Raum, dass man den Unfallhergang schildern kann – auch ein großes Bedürfnis in einer Notsituation, das Geschehene zu berichten und auch das ist sehr notwendig, weil man, indem man das Geschehene von Anfang bis zum Ende berichtet eine zeitliche und räumliche Einordnung trifft und sich damit orientiert – das Ereignis gehört der Vergangenheit an und jetzt bin ich hier – in Sicherheit und in guten Händen.

Weiters ist die Beschreibung der nächsten Behandlungsmaßnahmen nötig – in ruhigem Ton vorgetragen, schafft das  Vertrauen und Zuversicht, dass etwas getan wird, was Schmerzen lindert und heilt. Da wird auch die Erwachsene in uns angesprochen, sind wir doch in einer derartigen Situation oftmals zum Kind geworden, dass der Maschinerie hilflos ausgeliefert ist.

Immer geht es um Kontakt und ob dies nur ein paar Worte des Trägers sind, wenn man flach am Rücken liegend in den OP geschoben wird.

Eigentlich ist es ganz einfach – menschliche Präsenz vermag es, aus einer sehr belastenden Situation ein bereicherndes Erlebnis zu machen, wo ich mein Aufgehobensein, meinen Wert und mein Eingebundensein in der menschlichen Gemeinschaft erfahren kann.

Diagnose Krebs – über sogenannte falsche Hoffnungen

„Ich will Ihnen keine falsche Hoffnung machen“ hört man oftmals von Ärzten, wenn es um Prognosen geht.

Müsste es nicht heißen, wenn es nur einen Fall gibt, wo Heilung wider Erwarten stattgefunden hat, dann gibt es Hoffnung, eine Möglichkeit, es ist nicht hoffnungs- und aussichtslos.

Ich denke, wir sollten genau sein mit den Worten, weil Worte lebensspendend oder lebenshemmend sein können.

Manche Krebsarten haben einen äußerst schlechten Ruf in Bezug auf eine Genesung, und oftmals hört man den Satz, dass es keine Hoffnung gibt.

Was macht das für den Betroffenen? Es schwindet jegliche Hoffnung auf Genesung. Das hat weitreichende Folgen: nicht nur auf der psychischen Ebene, wo sich Resignation, Hilfs- und Hoffnungslosigkeit vielleicht auch Todesangst  breit machen, nein, die Folgen reichen bis ins biologische Fundament. Man weiß, dass die Stärke des Immunsystems vom Lebenswillen und auch vom Bewusstsein über meine Selbstwirksamkeit in direkter Weise beeinflusst wird, in die eine wie in die andere Richtung.

Höre ich einen derartigen Satz, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich aufgebe. Dieser apodiktische, endgültige, jede andere Möglichkeit ausschließende Satz wirkt wie ein Hypnoid, dem man in einer self fulfilling prophecy folgt. Auch das weiß man mittlerweilen aus der Placeboforschung –  dass die positive oder negative Erwartung einen wesentlichen Einfluss auf die Wirksamkeit eines Arzneimittels hat.  Außer ich zähle zu den seltenen Menschen, die das als Aufruf sehen, den Gegenbeweis anzutreten.

Für mich geht es da mehr um eine falsche Hoffnungslosigkeit, in diesem Bemühen darum, keine falsche Hoffnung zu wecken.

Für mich ist eine falsche Hoffnung ein Heilversprechen, das in undifferenzierter Weise gegeben wird, ob sie jetzt von Schulmedizinern oder in diesem Falle leider häufiger von Heilern und Alternativmedizinern – von jenen Menschen also, die die letzte Adresse für von der Schulmedizin aufgegebenen Patienten sind – gegeben wird.

Wenn  gesagt wird, diese oder jene Vorgangsweise wird Sie (auf jeden Fall) heilen – dann ist das für mich ein falsches Versprechen, das eine falsche Hoffnung weckt. Hier übertönt die Eindringlichkeit und Macht der Aussage die innere Stimme der Patientin, die sehr wohl früher oder später  laut wird. Dann, wenn keine anderen therapeutischen Maßnahmen zugelassen werden, wenn nur das eine, vom Heiler propagierte und verkaufte Verfahren als wirksam anerkannt wird. Das ist eine falsche Hoffnung. Da wird die Not des Patienten ausgenützt.

Im Sinne von Vaclav Havels legendärem Zitats, dass „Hoffnung nicht die Überzeugung ist, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ meine ich, dass ich als von Krebs Betroffene gut daran täte, meiner inneren Stimme Gehör zu schenken, diesem tiefen Wissen, dass etwas sinnvoll ist, und dass dieser Schritt auf meinem Krebsweg der nächste gute ist.

          

Krebs – die Krankheit hinter der Krankheit und die Gesundheit hinter der Symptombeseitigung

Die Krankheit hinter der Krankheit

„Den Tumor hat man mir (ab)nehmen können, das Leben habe ich zu führen. Das ist die Herausforderung.“  Diesen Satz habe ich einmal für einen Buchbeitrag mit dem Titel „Krebs sei Dank“ geschrieben.

Für mich war und ist das Leben das Schwierige, nicht so sehr der Krebs- Die Konfrontation mit einer Krebsdiagnose – so erschreckend diese auch für mich war –  war eine fokussierte Geschichte mit einer Richtung,  was zu tun ist – Infos recherchieren, Entscheidungen treffen, Behandlungen durchführen.

Da gibt es auch Fürsorge, Unterstützung durch andere und ganz konkret bekomme ich viel an Bemühen, an Aufmerksamkeit, ich habe ein Recht auf Selbstzentrierung. Andererseits fühle  ich mich –   wenn ich nichts offenkundig Bedrohliches, keinen Krebs habe – wie viele andere Menschen auch – oftmals allein.

Allein mit all den alltäglichen Unannehmlichkeiten, mit dem, was quälend in mir ist, allein mit dem, was unbewältigbar erscheint, und das kann schon die Einführung der Registrierkasse sein, ein Konflikt mit einem nahestehenden Menschen, die Angst, den Anforderungen des Lebens nicht gerecht werden zu können. Damit sind wir verschweigen, weil derartige Ängste nicht gesellschaftsfähig sind.

Dort fängt die Krankheit Krebs an – im Alleinsein, im Schweigen, im täglichen einsamen Ringen mit all dem, was mich bewegt. Oft steht am Anfang einer Krebserkrankung eine Überforderung, eine lange Zeit des Alleinkämpfertums, des Bemühens selbst mit Schwierigkeiten fertig zu werden. Mit all dem, was zu viel ist – zu viel Druck, zu viel Schmerz, zu viel Not, zu viel Angst…..

Und dann kommt die Diagnose und damit das Entpflichtetsein, und ein Raum entsteht in dem ich (ich) sein darf – Krebs gibt Erlaubnis.

Es ist allgemein verständlich, dass ich Angst habe, dass ich mich überfordert führe, dass ich Hilfe brauche. Dann – endlich werde ich wahr- und ernst genommen. Viele an Krebs erkrankte Menschen können nach der Diagnose und vor allem  nach den Behandlungen, – wenn sie es sich leisten und gestatten können, sich für die Genesung Zeit zu nehmen – erstmalig erfahren, wie sich die Essenz des Lebens anfühlt – einfach kochen, im Garten arbeiten, in entspannter Weise und nicht unter Druck dem Sohn bei der Hausaufgabe helfen. Und sie erfahren, wie sukzessive kritische innere Stimmen laut werden – „Jetzt sollte ich bald einmal wieder mit einer richtigen Arbeit anfangen.“ Viele Menschen können sich  nur  Achtung und Wertschätzung entgegenbringe, wenn sie viel leisten, über ihre Grenzen gehe, total im Stress sind.  Dann fühlen wir uns als ein wertvolles Mitglied in der Gesellschaft. – das ist der soziale Krebs.

Ist das nicht absurd – dass ich schwer erkranken muss, um das Leben wahrnehmen und  leben zu dürfen. An dieser Stelle ist auch der Förderwahn, der bereits an Kindergartenkindern angewandt wird, sehr kritisch zu sehen. Von früh an keine Freiräume mehr zu haben, Zielsetzungen erfüllen zu müssen, eingeteilt zu sein, nicht den Rhythmen des Lebens folgen zu können, nur mehr von einem Termin zum anderen hetzen zu müssen.

Das ist meiner Ansicht nach die wahre Krankheit Krebs – die kollektive Entfremdung von unseren  basalen Bedürfnissen nach Ruhe, Muße, Ausdruck, Bewegung und Innehalten. Und die Entfremdung von unserem innersten Wesen, unserem Angelegtsein.  Dort gilt es anzusetzen. Dort gilt es Gegenentwürfe in die Welt zu bringen, Ermutigung und Engagement.

Die Gesundheit hinter der Symptombeseitigung.

So wie am Anfang der Krebserkrankung die Trennung, die Entfremdung und Enteignung steht, so ist es die Wiederaneignung von mir selbst, indem ich meine Gefühle, Bedürfnisse, Nöte und Ängste aber auch mein Wesen wieder wahrnehme, die am Weg der Genesung stattfinden sollte.  In dem ich wieder in Kontakt trete mit mir und allen Bezügen, die mich ausmachen. Das braucht eine Offenheit, eine Stille und eine Entschleunigung. Dann kann Resonanz stattfinden.  In einer kürzlich gesendeten Radiokollegsendung zum Thema Resonanz wird betont, wie wichtig es ist, dass Kinder die Welt als tragend, wohlwollend, atmend und gütig  erleben. Im Gegensatz dazu wird das Kind oftmals zum „Objekt der erzieherischen Bemühung, ein Objekt, das an Erwartungen, Bewertungen und Zielen gemessen wird“ – so der Neurowissenschaftler Gerald Hüther in der Radiokollegsendung vom 21.3. 2016.  Wichtig wäre, – nicht nur für das Kind sondern auch für uns – sich mit dem Kind einzulassen, sich in seine Welt mitnehmen zu lassen, staunend sich zu öffnen für all die  bewegenden Äußerungsformen, die es zeigt. Dann kann Ausdehnung stattfinden und Wachstum.

Für uns Erwachsene braucht es, um diesem oben beschriebenen essentiellen Alleinsein entgegen zu wirken,  eine Gemeinschaft, die die Kultur des einander Wahrnehmens pflegt  – Wahlverwandtschaften, wo wirkliche An-er-kennung stattfindet.

Es braucht weiters:

Ein Bemühen, einander nicht bloß als Objekte in unserer Funktionalität wahr zu nehmen, sondern miteinander in Resonanz zu gehen. Räume zu schaffen, wo einfach Austausch stattfindet, wie es mir geht, worunter ich leide, wovor ich mich fürchte, worüber ich mich freue.  Einander nicht bloß mit der Brille von Bewertungen wahr zu nehmen, gemessen an Erwartungen und Zielen.

Um meinem Wesen gemäß zu sein, braucht es Menschen, die nach mir fragen, die sich für mich interessieren, für mich als Subjekt, als Individualität, in meiner Einzigartigkeit.

Es braucht Augen, die mich sehen und Ohren, die mich hören, die mich aus mir selbst heraus hören, mich heraus kennen, sodass ich vor – kommen kann.

Diagnose Krebs – Auferstehen

 

Es ist tief in uns im wahrsten Sinne des Wortes „eingefleischt“, dass die Materie Materie ist und damit fest und unveränderlich. Beziehungsweise ist sie nur durch massivste Einwirkung von Materie auf Materie zu verändern. Dies geschieht in der Onkologie zum Beispiel durch Chemotherapie, Operation und Bestrahlung, damit soll die Materie Krebs bekämpft und zerstört werden.

Dem gegenüber stehen Erfahrungsberichte von Menschen, die trotz einer außerordentlich schlechten Prognose und teilweise unter Verzicht von derart materieller Einflussnahme geheilt sind. Berichte darüber finden sich in Büchern wie „Spontanheilung“, „Du bist das Placebo“, „9 Wege zu einem krebsfreien Leben“ und „Geheilt“. (siehe dazu auch die Buchempfehlungen auf dieser Seite) .

Aber auch in Fernsehsendungen wie zuletzt in der Sendung „Die Macht der Heiler“ und „Die Gesetze der Heilung“ finden sich hoffnungsstiftende Beispiele.

Hier berichtete beispielsweise eine Frau mit Muskeldystrophie, welche bereits so fortgeschritten war, dass sie an den Rollstuhl gefesselt war, dass sie nach einer schamanischen Reise erstmalig nach Jahren keine Schmerzen verspürte und mittlerweilen an Kraftgeräten an die 140 kg drücken kann. Auch ein Cellist, dem aufgrund eines Hirntumors bereits 1/4 des Gehirns entfernt werden musste, kann nach monatelanger Visualisierungsarbeit in Kombination mit einer Hypno- und Feldenkraistherapie nicht nur gehen sondern auch wieder Cello spielen. Auch in der von der Deutschen Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr herausgegebenen Zeitschrift „momentum – Gesund leben bei Krebs“ stellen immer wieder an Krebs erkrankte Menschen ihren Heilungsweg dar. Wie auch Martin Weingart, dem nach einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung, welche er zusätzlich zu den schulmedizinischen Maßnahmen durch Ernährungsumstellung, der Einnahme von  Nahrungsergänzungsmitteln aber auch durch Visualisierung nach Simonton und Vergebungsarbeit behandelte, schließlich eine Vollremission konstatiert wurde.

Diese Menschen haben sich, teilweise weil die Schulmedizin nichts mehr für sie tun konnte, zu einem geistigen Weg entschieden und siehe da – Heilung geschah.

Viele der Heiler, die hier und auch in den genannten Büchern zu Wort kommen, betonen, dass   nicht sie es sind, die heilen, sondern dass sie bloß einen Anstoß geben, damit die Selbstheilungskräfte, die uns allen innewohnen aktiviert werden.

Andererseits meinen immer mehr Schulmediziner, dass ein Paradigmenwechsel in dem Sinne notwendig wäre, dass die geistigen Mechanismen von Heilung untersucht und in den Therapieprozess einbezogen werden.

In einigen Kliniken in Deutschland geschieht dies bereits, indem beispielsweise wie in einem Krankenhaus in Berlin Therapeutic Touch schon während der OP  und dann in weiterer Folge in der Nachbehandlung angewandt wird und förderliche Wirkung auf den Heilungsverlauf und eine Reduktion der Schmerzmedikation zeigt. In einer Klinik in Ulm gibt es eine enge Kooperation zwischen einem Onkologen und  Wolfgang Maly, der eine Meditationsform für Krebskranken entwickelte, wo der Partner über Berührung mit dem an Krebs erkrankten Menschen in Kontakt ist.

Die Auferstehung Christi gilt als ein Mysterium, das nur Jesus Christus vorbehalten war.

Auferstehung findet meiner Ansicht nach jedoch auf dem Krebsweg oftmals statt. Dann, wenn wir herausgefordert sind, für unsere Bedürfnisse und für unser Leben einzutreten. Aber auch, wenn wir nach einem langen Leidensweg wie Phönix aus der Asche auftauchen und wieder zu Kräften kommen. Auferstehung kann aber auch wie Manuela Mutschler es versteht als das Finden der eigenen Essenz verstanden werden  – siehe dazu http://www.helfendekräfte.com/2016/03/26.

Letztlich steht uns allen die Möglichkeit zur Auferstehung zur Verfügung wie vom  weisen  Friedrich Benesch im Buch „Ostern“ so treffend beschrieben, nämlich im Sinne einer „Vollmacht über das eigene Bewusstsein, Vollmacht über die schaffende, liebevolle Seele, Vollmacht über die sich verwandelnde Selbst erzeugende Auferstehungs-Leiblichkeit“ oder um es in meinen Worten zu sagen: Vollmacht über all mein Angelegtsein und mein geistiges Potential, auf dass ich aus der Determiniertheit der Gesetze der Materie mich erhebe und die Gesetze des Geistes auf die Materie wirken lasse.