Der Corona/Krebs – Aufruf zum Selbst-Sein

Der Corona-Krebs – Aufruf zum Selbst-Sein

Mein Krebs wurde erstmals 1997 diagnostiziert, in der rechten Brust, ausgedehnt auf 10×8 cm zeigten Mikroverkalkungen, einem Sternenhimmel gleich, ein niedrig malignes Krebsgeschehen an.

Der erste Chirurg, den ich 3 Tage nach der Diagnose kontaktierte – ein honoriger Universitätsprofessor – machte gleich mal klar: „Da muss Alles weg – die ganze Brust, dann sei ich geheilt.“

Das war der eigentliche Schock – der Verlust meiner Brust mit 41 Jahren. Das wollte ich nicht. Soviel war sofort klar.

Glücklicherweise fiel mir das wunderbare Buch „Brustgesundheit – Brustkrebs“ von Susun S. Weed in die Hände. Dieses Buch wurde zu meiner Bibel. Hier las ich – und das tat ich im Bus, in der Straßenbahn, zwischen den Therapiesitzungen, abends, morgens, überall und immer – dass wir, die von einer Krebsdiagnose betroffen sind, uns Zeit lassen dürfen, zunächst einmal innehalten, nichts tun, auf die innere Stimme hören und diesen Eingebungen folgen.

Das tat ich. Und so fand ich meinen ersten Chirurgen, der mir meine Brust beließ und mich nur von dem betroffenen Teil befreite – mit einer derartigen Kunstfertigkeit und in Liebe zu mir als Frau, sodass schon nach kurzer Zeit nichts mehr zu sehen war. Wunderbar.

Man/frau möge meinen, dass die Zeit um die Krebsdiagnose verschattet war, dunkel, bedrückend. Das war sie nicht. Vielmehr fühlte ich mich in meinen Bewusstsein angehoben. Leben durfte ich endlich, mich zum Zentrum meines Lebens machen, Leben aus mir heraus.

20 Jahre später erhielt ich die nunmehr dritte Brustkrebsdiagnose. Wieder wurden multizentrische Krebsherde gefunden und erneut traf ich ganz klar eine Entscheidung: Ich trennte mich von beiden Brüsten nach nahezu 50 Jahren Zusammenleben.

Und es war gut und richtig. Auch das mit einer gnadenvollen Geistes-Klarheit, die mir jeden notwendigen Seelen-nahen Schritt zeigte.

Dieser Chirurg, diese Chirurgin, dieser Operationszeitpunkt, diese Ernährungsumstellung, dieser spirituelle Weg, diese Ayurvedakur, das Beenden von belastenden Beziehungen, das Zusperren meiner psychotherapeutischen Praxis usw. – all das, entstand aus meinem Innersten.

Und dann vor nahezu zwei Jahren: Corona.

Auch hier war und bin ich ganz klar, was für mich zu tun und zu lassen ist. Auch habe ich keine Angst vor der Krankheit – bei aller Um- und Vorsicht. Ich weiß, dass sie, wie auch mein Krebs, der ja mein Krebs ist, mit mir zu tun hat, mit meiner Lebensweise ebenso wie mit meinem Schicksalsweg.

So weit, so ähnlich.

Es gibt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes gravierende Unterschiede.

Ja, ich hatte es auch in Bezug auf meine Therapieentscheidungen wie viele andere, die sich für einen nicht orthodoxen schulmedizinischen Weg entschieden, mit Kopfschütteln, Infragestellen meiner Entscheidungen zu tun, und viele meiner Krebsgeschwister werden deshalb angegriffen, fallen gelassen und manchmal sogar mit dem Tod bedroht – „dann, wenn Sie diese oder jene Therapie ablehnen,  sehen wir uns am Friedhof!“ Wie in der katholischen Kirche wird mit der Verdammnis gedroht, wenn man/frau sich vom einzig wahren Glaubensweg entfernt.

Aber: es war mein Körper, mein Weg und wenn ich mir ein Herz fasste und für mich und meine Entscheidungen eintrat, erfuhr ich oftmals auch Verständnis, Interesse und Respekt – auch von schulmedizinischer Seite.

Das, womit wir es jetzt seit nahezu 2 Jahren zu tun haben, ist ein anderes Kaliber.

Von Anfang an wurde diese Krankheit über Risikofaktoren hinweg generell dämonisiert und Menschen, die versuchten, diese Gefährlichkeit – auch mithilfe von wissenschaftlichen Untersuchungen – zu relativieren, wurden sogleich mit Titeln wie CoronaleugnerInnen, Covidioten, AluhutträgerInnen disqualifiziert und ja auch verfolgt.

Die Gehirne der Menschen wurden beständig mit der vermeintlich allumfassend tödlichen Realität der Erkrankung aller wissenschaftlichen Evidenz zum Trotz infiziert.

Sukzessive kamen Menschen, die gerade noch aufgeklärt, vernünftig zum Geschehen standen, von Sinnen. Sie verloren ihre organisimische Urteilsfähigkeit und letztendlich das, was mein lieber Wilhelm Reich als Wahrheitssinn bezeichnete.

Das – und ich sage das jetzt mal ganz unverblümt – ist das wahre Verbrechen.

Weil ohne diese Basis unserer organismischen Wahrnehmungsresonanz, unserer Einschätzungsfähigkeit, was wahr und angemessen ist, was wir als richtig und falsch für uns erachten, ein gesundes, der (inneren) Körper-Geist-Natur entsprechendes Leben schwer, wenn nicht unmöglich ist.

Die Krebsdiagnose führte mich durch alle Schichten meines verbiegenden Geworden-Seins geradewegs in mein Fundament, in das, was ich wesenhaft bin. Sie ließ mich in eine den Himmel und die Erde verbindende vertikale Ausrichtung kommen.

Und hier findet sich alles Wissen, das für das Jetzt und Hier gebraucht ist – ein Wissen, das aus der Erfahrung der Vergangenheit gespeist ist und den Möglichkeitsraum der Zukunft in sich trägt.

Diese Aufrichtigkeit, dieses Selbst-Bewusstsein, im Sinne eines Bewusstseins meines Selbst gilt es in einer Krise zu erwecken, das ist meine Erfahrung.

Ich könnte auch sagen, es bleibt uns nichts anderes übrig.

Und nein, dieser Prozess ist nicht schwierig, nicht anstrengend, nicht hart, vielmehr ist es eine riesige Befreiung, eine göttliche Freude.

Und hier in der Tiefe unserer Wahrheit findet Vernetzung statt zu Gleich-Gesinnten, Menschen, die gleich schwingen.

Wir ziehen über die Kraft unserer Authentizität Menschen an, wo eine Herzensverbindung, eine Vertrautheit spürbar und ein freudvolles gemeinsames Schaffen möglich ist.

Es tun sich Welten auf, Gutes strömt uns zu, und Neues entsteht.

Ganz einfach!

Krebs Leben – die Kombination der Möglichkeiten

Das Buch von Miriam Reichel ist ein Schatz!

Es ist nicht nur ein Bericht über eine spektakuläre Heilungsgeschichte, die im 1. Teil beschrieben wird, und bleibt nicht nur bei einem persönlich getönten Erfahrungsbericht, sondern geht weit darüber hinaus.

So findet sich in 2/3 des Buches eine auf profunden Daten beruhende Analyse zu vielen Aspekten um eine Krebserkrankung und ihre Therapie.  Es zeigt damit auf, wie viel Unwissenheit im Zusammenhang mit Krebs und seinen Therapiemöglichkeiten nach wie vor herrscht.

Es gibt damit eine grundlegende Basis für einen bewussten, eigenverantwortlichen Weg,  der aus einer Kombination der Möglichkeiten besteht. Erholsamer weise verdammt die Autorin weder das eine – die Schulmedizin – noch das andere – die alternativmedizinischen Möglichkeiten.

Es sollte unbedingt am Beginn des Krebsweges und vor einer Therapieentscheidung gelesen werden, weil die hier gegebenen Informationen entscheidend sein können, ob und auch wie man den einen oder anderen Weg antritt.

Bereits im persönlichen Bericht, finden sich viele wertvolle Hinweise und Botschaften, von welchen ich die für mich Wesentlichsten beschreiben will.

Die aller wichtigste ist wohl folgende:

1. „Meine eigene Geschichte ist der beste Beweis dafür, dass Krebs heilbar ist.“

Wohlgemerkt handelte es sich um ein Morbus Hodgkin Lymphom in Stadium 4b, mit einer Überlebensprognose von 8 Wochen.

  1. Man braucht, um den Weg zu gehen, einen kundigen Begleiter, der gleichzeitig die Verantwortung ganz bei dem betroffenen Menschen lässt. Das hatte Miriam in ihrem homöopathischen Arzt.
  2. Beginne da, wo Du beginnen kannst, eigenständig. Das war bei Miriam ihre Kohl- Diät, die sie über lange Zeit aufrecht erhielt.
  3. Halte Dich fern von Menschen, welche ihr – unüberprüftes – Wissen ungefragt an Dich heran tragen! Halte Dich fern von Menschen, welche Dich mit mitleidigen Augen betrachten, die nicht an eine Heilung glauben und Dir mit Drohungen und moralischen Appellen („Bist ja Mutter von kleinen Kindern“) nahe treten!
  4. Orientiere Dich an Krebsgeschichten mit einem wirklichen Happy End!
  5. Bevor Du in einen diagnostischen, oft auch belastenden Prozess eintrittst, sei Dir bewusst, welchen Therapieweg Du auf der Basis dieser Diagnose einschlagen willst!
  6. Sei Dir Deines persönlichen Heilungsziels bewusst! Miriam wollte nicht einfach ein paar mehr Monate überleben, sie wollte wirklich gesund sein mit allem, was dazu gehört.
  7. Stell Dir die Frage, was Du von Deinem Leben wolltest und was Du gerne verwirklichen willst!
  8. Nimm die Diagnose wahr, nicht jedoch alles was dran hängt – Statistik, Stigma, Prognose!
  9. Forsche, forsche, forsche – mach´ Deinen Krebs zu Deinem Forschungsprojekt!
  10. Wähle Ärzte, mit welchen ein dialogischer Prozess stattfinden kann, die Dich würdigen in Deiner Expertise, in Deiner Gründlichkeit und dies nicht als nervende Lästigkeit abtun!
  11. Lege Deine Marschroute fest und bleibe ihr beharrlich treu!
  12. Untersuche Deine grundlegenden Überzeugungen zum Beispiel zum Krebs und zum Tod und korrigiere sie, wenn sie einer Heilung nicht förderlich sind!
  13. Nicht jeder Krebs muss eine psychische Ursache haben, lass´ Dich also nicht beirren, wenn es Dir gut geht in Deinem Leben, Du mit Deinem Mann und Deiner Familie glücklich bist, was nicht heißt, dass Du etwas verändern kannst im Sinne eines Dir gemäßen Lebens! Miriam hat Ihre Juristerei an den Nagel gehängt, und ist in ein weit entferntes Land gezogen, wo sie mit ihrem Pferd – wunschgemäß – über den Strand galoppieren kann und Bücher schreibt.
  14. Sei nicht zu zimperlich mit Dir selbst in den Anforderungen, z.B. der disziplinierten Einhaltung der Diät!

Im 2. Teil geht Miriam anhand von ausführlicher Dokumentation von Forschungen auf  sehr wesentliche Fragen ein – z.B. welche Wechselwirkungen sich aus der Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminen usw. mit einer Chemotherapie ergeben.

Sie geht weiters auf Nahrungsmittel und für Krebs spezifische Diäten,   wie die Budwig oder Gerson Diät ein, und wie sie eine heilsame Wirkung entfalten können.

In Bezug auf die Chemotherapie werden Tests für Tumorprofile vorgestellt, mit welchen man feststellen kann, welche im konkreten Fall überhaupt wirksam sein können.

Es werden die Nebenwirkungen ebenso beschrieben wie Möglichkeiten, sie gering zu halten. Alles sehr detailliert, gründlich und übersichtlich.

Es wird beschrieben, wie wesentlich ein basisches Milieu ist und was man dazu beitragen kann.

In diesem Sinne ist es auch ein Nachschlagwerk, in dem man sich immer wieder vertiefen und damit neu motivieren kann.

Also, ich bin voll begeistert, wie man wahrscheinlich schon festgestellt hat.

Ich möchte nur einen Aspekt erwähnen, der mir wichtig erscheint bei der Lektüre:

Auch wenn alles Sinn macht, was Miriam zu ihrer Heilung unternahm, es sind wohl fundierte Entscheidungen, die da getroffen wurden und das wird auch sehr schlüssig dargelegt, ist es dennoch ihr Weg. Jeder Krebs ist anders und vor allem jeder Mensch ist anders. Bei Miriam war der Krebs ein existentiell bedrohliches Geschehen – es ging ums Überleben. Da geht es nicht darum, ein bissl von dem und ein bissl von dem zu machen, sondern um radikale Maßnahmen.

Bei mir selbst handelte es sich um einen langsam wachsenden Tumor, ein In situ Carcinom. In meiner subjektiven Kranheitstherorie war das Krebsgeschehen ein Ausdruck der erbarmungslosen Härte gegen mich und meine Bedürfnisse. Jahrelang hielt ich mich an diverse, „gesunde“ Diäten und befolgte sie mit großer Strenge.

Für mich war die Krebsdiagnose ein Aufruf, mehr Milde und Mitgefühl im Umgang mit mir walten zu lassen, damit endlich Ausdehnung stattfinden kann. Eine weitere strikte Diät hätte mein Lebenslicht gehörig gedimmt und mich in ein lichtloses Verließ gebracht, weshalb zwar eine grundlegende Orientierung an einer gesunden Ernährungsweise – in meinem Fall die ayurvedische Ernährung – gut war, nicht jedoch eine radikale Einschränkung, wie sie Miriam vornahm.

Ich möchte dies zu bedenken geben, weil ich weiß, dass Menschen, die in einer Krebs-Not sind, sich allzu schnell einem fremden Weg anschließen, wenn er einmal zum Erfolg geführt hat – für jemandem in einer anderen Situation, mit anderen Voraussetzungen.  Oder wie Miriam selbst sagt: „Jeder Weg kann der richtige sein, wenn er selbstbestimmt und aus Überzeugung beschritten wird – und nicht aus Unwissenheit und Angst.“

Das Buch endet mit einer wunderschönen, märchenhaft anmutenden wahren Geschichte von einem Mann, der Heilung erfuhr, indem er sich von der Welt zurückzog, ein rhythmisches, immer gleich bleibendes Leben führte, indem er täglich literweise Säfte trank, viel lief und an seinem (Lebens-)Projekt arbeitete.

Wie das ganze Buch zeigt diese Geschichte, dass alles möglich ist – wenn wir die Verantwortung für unsere Heilung übernehmen, wenn wir beharrlich und treu unseren Heilungsweg gehen, und wenn wir uns nicht vom Außen und dem, was über den Krebs so gedacht wird, beirren lassen.

Das Buch ist ein Booster für Mut, Tatkraft, Ernsthaftigkeit, Genauigkeit und auch einer Prise Strenge, wie sie nur jemand äußern darf, der es mit einem derartigen Krebsgeschehen zu tun hatte.

Das Buch entfaltet so viel Kraft, weil es von einem wirklichen Krebsprofi geschrieben ist, von einer Frau, die weiß, wovon sie redet, weil sie es selbst erlebt hat und den  Weg gegangen ist. Es ist in diesem Sinne wirklich ein „verständnisvoller Ratgeber, geistiger Leitfaden und seelische Unterstützung. “

 

Danke liebe Miriam für dieses wertvolle Werk!

 

Corona/Krebs – Wahrheit und Wissenschaft

Der Virologe Dr. Christian Drosten war am 24.4. in der ZIB 2. Armin Wolf hatte die Ehre und es war ihm anzusehen, wie begeistert er war, dass es ihm gelang, ein Interview mit ihm zu führen.

Und ja, alles, was Herr Dr. Drosten sagte, war schlüssig, sehr verständlich, einfach ausgedrückt, nicht überheblich – wie viele Menschen in den sozialen Medien bemerkten, bescheiden und sehr sympathisch.

Ja so ist es – spätestens jetzt wissen wir, wie es wirklich ist.

Aber tun wir das wirklich?

Zur Zeit kann ich diese Beeindruckbarkeit gut an mir selbst beobachten – ich höre ein Interview – z.B. jenes von Dr. Drosten und denke – aha, ja sehr schlüssig, eigentlich klar, wenngleich ich bereits mit einem kritischen Ohr zuhöre. Dann höre ich eines von Dr. Wodarg oder vom sehr sympathischen Dr. Arvay, vom klugen, warmherzigen Dr. Bhakdi…. alles sehr schlüssig.

Was soll ich glauben?

Ich gestehe, bei mir ist die Entscheidung schon vor längerer Zeit gefallen.

Auch an Krebskranke wird eine wissenschaftliche Wahrheit herangetragen – Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, Immuntherapie…- das sind die Mittel, mit welchen man den Krebs bekämpft.

Die auf wissenschaftlichen Studien beruhenden Fakten werden mit der gleichen Überzeugungskraft an Menschen herangetragen, wie jetzt die Notwendigkeit einer Impfung, die uns von der drohenden Corona Gefahr befreien wird.

Tausende PatientInnen kommen so gebrieft, man könnte auch sagen, beeinflusst, gar nicht auf die Idee, einen anderen Weg zu gehen, auch weil dieser eine von allen Seiten unterstützt wird. So wird davon ausgegangen, dass, wenn man einen schulmedizinischen Weg geht, man überleben will, sonst gibt man auf. Wir werden vom System unterstützt, indem die Krankenkassen die Kosten für schulmedizinische im Gegensatz zu alternativmedizinischen Methoden übernehmen, die Ärzte uns zugewandt bleiben, die Verwandten beruhigt sind.

Alles andere – wie beispielsweise hochdosierte Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel, eine Ernährungsumstellung, psychologische Unterstützung…. kann man zusätzlich gerne machen, aber doch nicht alleine.

Ebenso gibt es in der Krebstherapie AlternativmedizinerInnen, die ganz und gar die Schulmedizin ablehnen. Auch sie berufen sich auf Studien und Erfahrungen, wenn sie beispielsweise sagen, dass die Chemo mehr Schaden anrichtet als sie Gutes tut. Auch hier eine große Überzeugungskraft, die unseren Blick fokussiert und dadurch blenden kann. Ja so ist es. Ganz klar.

Vor 22 Jahren habe ich 3 Tage nach meiner ersten Krebsdiagnose einen Chirurgen, seines Zeichens eine Berühmtheit auf dem Gebiet von Brustkrebs kontaktiert.

Auf meine Frage, ob ich meinen niedrig malignen Brustkrebs beobachtend (wait and watch), mit einer homöopathischen Therapie und Ernährungsumstellung begleiten könnte, sagte er mit einem tiefen Augen-verdrehenden Seufzer: „Sie haben Krebs!“ und weiter in ungefähr: „Jetzt nehmen wir Ihnen mal die Brust ab, dann sind Sie körperlich geheilt und dann können Sie sich um Ihre Psyche kümmern.“

Glücklicherweise war dieser Chirurg menschlich so unzumutbar, dass eine Behandlung bei ihm nicht in Frage kam.

Aber: es war beeindruckend – es gibt nur diese Möglichkeit, so die Botschaft – State of the Art, nach Stand der Wissenschaft – ist die Ablatio die einzig korrekte Vorgehensweise.

Im Übrigen änderte sich der Stand der Wissenschaft innerhalb von 3 Monaten und so sollte mir, der damals 41-jährigen,  nicht nur die eine sondern auch die andere Brust abgenommen werden – ein 9- stündiger Aufbau sei leicht zu machen (!). Auch die Eierstöcke sollten mir entfernt werden und die jahrelange Einnahme von Tamoxifen, einem Hormonsuppressivum, das mich in einen sofortigen Wechsel gebracht hätte, sei – State of the Art – auch indiziert, so sagte man mir. Sicher ist sicher!

Es ging anders! Und ich fand einen Chirurgen, der mir die Brust beließ und mit liebenden Händen den Tumor entfernte und mir damit ermöglichte, noch 20 Jahre mit meiner Brust zu leben.

Was ich sagen will: Letztlich geht es nicht darum, ob jemand über Überzeugungskraft verfügt. Über eine solche verfügen, man verzeihe mir den Vergleich, Herrscher aller Zeiten. Sie verblendeten den Geist der Menschen und es brauchte lange Zeit, um drauf zu kommen, welch´ tödlichem Irrtum man aufsaß.

Es geht auch nicht (nur) darum, dass eine Theorie schlüssig ist. In sich sind viele Theorien schlüssig – Chemotherapie tötet die Krebszellen und lässt uns überleben, so die von mir zugegeben verkürzt wieder gegebene einleuchtende Theorie. Und das tut sie in vielen Fällen auch. Darüber hinaus stellt sich jedoch die Frage, unter welchen Bedingungen sie auch nachhaltig heilsam wirkt, oder ob sie nicht im Gegenteil die Voraussetzungen schafft, dass dadurch ein neuerliches Krebsgeschehen verursacht wird. Darüber schweigt meines Wissens die etablierte Wissenschaft.

Auch wird nur das Zellgeschehen betrachtet, nicht das Umfeld, sei es das biologische, das individuelle, das psychische, wie auch das der Beziehungen, in welchen der Mensch lebt. Ebenso wird jetzt bezüglich Corona nur auf der Ebene des Virus gesprochen. Der Gesamtkontext – der Einfluss der Immunabwehr und wie sie zu unterstützen ist, wird demgegenüber gar nicht oder zumindest zu wenig ins Bewusstsein gerückt.

Ein weiterer Aspekt ist die Finanzierung von Studien: Man braucht nur das Buch „Die Krebsindustrie“ zu lesen oder den letzten Abschnitt von Langbeins „Weissbuch Heilung“, um zu erfahren, dass die wissenschaftliche Forschung mittlerweile nahezu vollständig von der Pharmaindustrie gesponsert wird, und auch wie die allseits kolportierten Daten zu Stande kommen, dass zum Beispiel die Ergebnisse, welche für deren Wirksamkeit sprechen, mehrmals veröffentlicht werden, solche die die Wirkung nicht bestätigen, hingegen nicht selten unveröffentlicht bleiben.  Um sich ein Urteil zu bilden, sollten wir also fragen, woher die Forschungsgelder kommen und welchem Interesse sie damit folgen.

„In Deutschland gibt es bisher nicht eine einzige Studie, die untersucht, ob und welche der in Kliniken und Praxen eingesetzten Krebsmedikamente tatsächlich den Nutzen für die Patienten bringen, den man laut den Zulassungsstudien erwarten kann. Bei den Pharmaunternehmen erlischt das Interesse in dem Moment, da sie das Medikament zugelassen und auf dem Markt haben, bei den Krankenkassen, da sie es bezahlen müssen und der Preis feststeht. Und für die behandelnden Ärzte gilt, dass sie für weitere Forschungen in der Regel keine finanziellen Mittel haben, weil weder die Industrie noch die Kassen dafür aufkommen wollen. Geld gibt die Industrie meist für Marketingstudien, die der Umsatzsteigerung dienen und nicht der Beantwortung einer ernstzunehmenden Forschungsfrage.“ so Lauterbach (2015, S. 148)

Das ist der Grund, warum Brokkoli keine Lobby hat, warum Nahrungsergänzungsmittel und deren Einfluss auf das Immunsystem nicht untersucht werden und warum auf die Frage nach der Wirksamkeit dieser Mittel schnell einmal mit dem Hinweis auf den Mangel an Studien verwiesen wird. Wie jetzt bei Corona ständig von der Notwendigkeit einer Impfung beziehungsweise pharmazeutischer Produkte verwiesen wird und niemals auf die Unterstützung unserer Basis – nämlich auf Maßnahmen, wie wir unser Immunsystem unterstützen können, sodass wir trotz Infektion nicht schwer erkranken.

Ich würde mir wünschen, dass täglich anstelle der Betonung der Gefahr und der Ohnmacht dem Virus gegenüber Folgendes gesagt wird: „Bitte schauen Sie auf sich. Essen Sie biologisches Gemüse und Obst, atmen Sie bewusst, machen Sie die noch nicht von der Maske bedeckten Augen auf, freuen Sie sich an der Natur, daran, wie sich das Leben durchsetzt. Und freuen Sie sich, dass Sie am Leben sind und atmen können.“

Langer Rede kurzer Sinn:  Nicht alles, was uns mit voller Überzeugung vermittelt wird, ist wahr, weil es oftmals nur einen schmalen Ausschnitt der Wirklichkeit abbildet.

Und es ist an uns, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Wie das viele meiner Krebsgeschwister taten – Miriam Reichel, Gabriele Freytag, Sophie Sabbage und all die Menschen, denen mit eben solcher Gewissheit gesagt wurde, dass sie unbedingt eine schulmedizinische Behandlung brauchen, weil sie sonst nicht mal die wissenschaftlich prognostizierte Lebensdauer – bei Miriam Reichel waren das 8 Wochen – erleben werden.

Sie leben immer noch. Miriam nunmehr seit 15 Jahren, weil und nicht trotzdem sie ihren eigenen Weg gegangen ist, der im Übrigen auch die Schulmedizin einschloss.

Sie alle stellten unbequeme Fragen, starteten ihr eigenes Forschungsprojekt zur Erkundung ihres Krebses und erwarben sich ein Wissen, das über das der wissenschaftlich ausgewiesenen Experten weit hinaus reicht.

Und – sie haben Verantwortung übernommen und den Mut gehabt, für ihre Wahrheit einzutreten.

Nochmal langer Rede kurzer Sinn:

Wir alle verfügen über einem übergeordneten Sinn, der uns erkennen lässt, was für uns wahr und richtig ist. Er ist oftmals vergraben durch eine Erziehung, die uns von uns wegführte, durch Manipulation und Verführung und durch Panikmache, wie jetzt bei Corona.

Diesen Wahrheitssinn sollten wir ent-decken – in einem Fühlen und Erspüren. Vielleicht kann ich nicht erklären, warum etwas von mir als wahr erkannt wird, aber es ist Zweifel-los so.

Was wahrhaftig wahr ist erschließt sich mir aus meiner Resonanz zum Gesamten und dann weiß ich einfach, dass es so ist, wie es ist. Darüber kann es letztlich keine Diskussion geben, weshalb all der aufreibende Austausch über die Wahrheit müßig ist.

Wenn diese meine Wahrheit jedoch bei anderen Resonanz findet, dann ist das ein großes Glück.

Literaturempfehlungen

Freytag, G. (2017). Ein wilder Ort. Marta Press.

Langbein, K. (2014). Weissbuch Heilung. Wenn die Moderne Medizin nicht mehr tun kann. Ecowin.

Lauterbach, K.(2015). Die Krebsindustrie, Wie eine Krankheit Deutschland erobert. Rowohlt

Reichel, M. (2017). Krebs Leben. Die Kombination der Möglichkeiten. Cajus-Verlag

Sabbage, S. (2015). Die Krebsflüsterin. Der 8-schritte-Kompass für einen selbstbestimmten Umgang mit der Krankheit. Irisiana

Momentum, die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für biologische Krebsabwehr verweist immer gut recherchiert auf Forschungsergebnisse https://www.biokrebs.de/gfbk/freundeskreis/momentum-aktuell

Und noch zwei für mich gut dokumentierte und differenzierte Datenanalysen:

https://www.addendum.org/coronavirus/lebensschutz-als-totschlagargument/?fbclid=IwAR17mn35p79HEb_tG0cJF1MLoIrWHV2IdEWXxWmRi52Ea1GNCQTxPh-JHjQ

https://www.martin-hirte.de/coronavirus-2/?fbclid=IwAR2ycUTawSTYDbsChiFHYlwNpkmoFsRc2jRTRk0uW1I5A–6PoR_nq2wX9E

Über das Ja und das Nein

JA GENAU, das mach ich: ich lasse mich operieren nicht von irgendeinem Chirurgen, nein von genau diesem – Professor Kolb – von meiner Seele begrüßt, ausgewählt nach vielen Kontakten mit anderen „Berühmtheiten“, für die vieles sprach – jedoch er musste es sein, JA genau. Es war ein lichtdurchfluteter Mai Tag, ein Montag um 9 Uhr früh im evangelischen Krankenhaus in Wien Währing, begleitet von meinem Mann an unserem Hochzeitstag – da wurde ich operiert von liebenden Händen, welche mir meine Brust beließen, dort wo nach State of the Art, sie mir zur Gänze genommen werden sollte.

So war es damals vor über 20 Jahren – Ja genau – eine unerschütterliche Gewissheit, der zu folgen ganz leicht ging.

In meinen zwischenmenschlichen Beziehung ist es schon schwieriger mit dem Ja und dem Nein. Vieles mischt sich da ein und oft sehe ich mich gefangen in inneren Dialogen wie dem folgenden:

 Will ich das? Meine Zeit mit einem Menschen verbringen, der für mich bedrohlich ist, in dessen Gegenwart ich mich nicht wohlfühle?

Ich glaub nicht.

Nur: hab´ ich das Recht, Nein zu sagen zu diesem Kreis, in dem wir beide mittlerweile seit fast einem Jahr einmal monatlich zusammenkommen, nur weil mir eine Person nicht so  angenehm ist.  

Und überhaupt jetzt, wo wir das bei unserem letzten Treffen angesprochen haben und wo es sich, Dank der wertvollen Unterstützung der anderen, doch auch irgendwie gelöst hat.

Und sogar etwas Versöhnliches im Raum gestanden ist. Wir beide sind halt so, jede ist, wie sie ist und jede gibt ihr Bestes und ja, da gibt es auch eine Zuneigung durch alle Schichten des Schwierigen hindurch.

Wir sind halt so, sehr verschieden, das ist nicht zu werten, nicht zu be-werten, schon gar nicht zu beurteilen. 

Das ist eine Gelegenheit zu Wachstum, zu Transformation. Solche Schwierigkeiten und Menschen, die uns herausfordern sind in unserem Leben, damit wir dran wachsen können.

Seh´ ich alles ein, verstehe ich sogar.

Nur: Es ist mir einfach unangenehm, mein Körper schreit in Form von Bauchschmerzen, nein, ich will das nicht, ich will es ganz einfach nicht.

Ich möchte es nicht aushalten müssen, ich möchte keine Grenzen setzen müssen, nicht aufmerksam machen müssen, wenn es mir wieder mal zu viel ist, in liebevoller Art, die andere verstehend.

Kurz scheint es klar, wäre da nicht auch die Angst zu kränken, kennen wir einander doch schon so lange – mehr als die Hälfte meines Lebens. Und überhaupt sind ja alle wirklich sehr nett, und ich freu mich ja auch und es ist ja auch immer wieder lustig und anregend. Und das wäre ja auch ein Verlust.“

So spricht es in mir. Und schon legt sich ein Nebel zwischen das Ja und das Nein und dieser trübt meinen Sinn.

Und ich sehne mich nach jener Bewusstseins-Klarheit rund um die 3 Krebsdiagnosen, wo ich jeweils glasklar wusste, was zu tun und was abzulehnen ist. Operation – ja, genau bei diesem Arzt, an diesem von mir gewählten Tag.

Bestrahlung –  jetzt noch nicht, aber dann nach der Zeit, die ich mir zugestanden habe – diese 4-monatige Bedenk-,  nein vielmehr Befühlzeit, voll bejaht, nein nicht im nahegelegenen Krankhaus, wo mich 36 Tage täglich ein Museum voller alter medizinischer Geräte, Folterinstrumenten gleich im Eingang begrüßt hätte, sondern da, wo ich die Wartezeit in einem einladenden, mit schönen Farben ausgestatteten Raum verbringen konnte.

Die State of the Art indizierte Einnahme vom Hormonsuppressivum Tamoxifen lehnte ich nach längerer Beschäftigung ab, wollte ich doch mit 41 Jahren nicht in einen vorzeitigen Wechsel versetzt werden mit allen Folgen.

Da war ich ganz klar. Das Ja und das Nein  ganz einfach.

Weil es um mich ging, nur um mich.

Dieses Eindeutige schwindet leicht einmal, wenn es um Beziehungen geht, hab´ den/die andere/n zu stark in meinem Empfinden, mit all den (vermeintlichen) enttäuschten, gekränkten, wütenden Reaktionen.

Das verstellt mir den Blick auf das, was dran ist zu tun – Ja oder Nein und Punkt.

Schon spüre ich einen Aufruf an mich, mir auch diese Bastion der un-bedingten Berechtigung und Freiheit zu einem Nein und damit zu einem Ja zu mir zurück zu erobern.

Mal sehen, wie das ausgeht.

Aufregend wird es allemal.

 

Dem Leben folgen….

Alles hat so gut ausgesehen.

So konnte ich bereits 2 Tage nach der Operation im Krankenhaus herum spazieren, Entlassung nach 4 Tagen, schmerzfrei nach kurzer Zeit. Auch die Narbe verheilte zügig und wir – meine liebe Chirugin und ich – waren bei jeder Kontrolle begeistert über das schöne Operationsergebnis.

Und dann – nahezu 5(!!) Monate danach hat sich etwas aufgetan in meiner linken Brust, ein Gefäß scheint sich geöffnet zu haben, ein Hämatom hat sich gebildet, und da wuchs sie wieder meine Brust, zunehmend härter wurde sie, grün und blau verfärbt.

Nicht schön, nicht angenehm.

Neuerliche Punktionen wurden nötig, jedes Mal mit tagelangem Bandagiertsein – auch nicht angenehm. Kein Sport mehr, nicht mal mehr Yoga und immer, wenn ich mich aus der Ruhezone hinaus wagte, wuchs sie wieder, die Brust, das Hämatom war wieder da.

Das Interpretationsspektrum war breit – hab ich mich beim Schwimmen übernommen, beim Yoga nicht auf meine Grenzen geachtet? Hat es etwa tiefere Gründe, was bedeutet es, dass mir jetzt wieder eine Brust wächst, wo ich doch gar keine mehr habe? All diese Fragen tauchten auf, die zu beantworten ich auch gar nicht so viel Lust hatte.

Viel Verunsicherung war da: Das ist ja kein Zustand, 7 Monate nach der Operation, hat es doch bereits nach 2 Wochen schöner ausgesehen. Sollte ich einen Ultraschall machen lassen, ist vielleicht sogar eine nochmalige Operation nötig?

Dann, nach einer erneuten Punktion – und wahrscheinlich durch die ruhige, umsichtige Art meiner Chirurgin, wo ich wieder einmal merkte, dass ich ihr wirklich alle meine Fragen stellen kann und dass es ein gemeinsamer Weg ist – kehrte plötzlich Ruhe in mich ein.

Okay, ich werde jetzt neuerlich punktiert, eine Bandage wird angelegt, nein, nach wie vor ist das nicht angenehm, doch ist sie Halt gebend und neuerliches Wachstum verhindernd.

Bin weiterhin zur Ruhe angehalten, jetzt einmal kein Laufen, kein Yoga, nicht mal die sanfte Lymphdrainage soll stattfinden. Einfach zur Ruhe kommen lassen das virulente Geschehen.

Und da, als der Schalter vom Aktiv- Sein – Müssen zum Ruhig -Sein – Müssen/Dürfen umgelegt war, wurde es still in mir.

Mal sehen, wie es weiter geht.

Mal sehen, was dann dran ist.

Und das werde ich dann wissen, darüber brauche ich mir jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen.

Mehr noch, ich kann es jetzt gar nicht wissen, weil ich ja nicht alle Informationen, die zur Situation dann gehören, zur Verfügung habe und alle Überlegungen bloß (irrationellen) Ängsten entspringen, Ängsten, die sich wiederum aus Phantasien über Bedrohliches in der Zukunft speisen.

„Wenn es wirklich ums Sterben geht, wenn jemand tatsächlich im Sterben ist, dann hört die Angst, die den Menschen die ganze Zeit davor beherrscht hat, auf.“ Dieser sinngemäß wiedergegebene Satz von einem Palliativmediziner hat mich sehr beeindruckt.

Offenbar ist das Reale einfach real und hinter allen Schichten ist diese Realität nur das, was sie ist. Und sie ist es, die uns sagt, was und ob überhaupt etwas zu tun ist.

Das Leben gibt die Schritte vor.

Step by Step.

Ganz einfach.

Jetzt.

Nicht mehr und nicht weniger.

Die Entscheidung

Nach all dem anstrengendem Hin und Her, dem Für und Wider ist nun eine Entscheidung gefallen, die sich die letzten 4 Wochen gefestigt hat. Ja natürlich sind dazwischen kleine Schwenkbewegungen, aber bald einmal bin ich wieder in meiner Mitte und damit die Entscheidung:

Ja, ich lasse mir beide Brüste abnehmen. Dabei ist das Wort „abnehmen“ wichtig. Ich lasse mir meine beiden Brüste ab-nehmen.

Schon höre ich die (inneren) Stimmen: das ist doch kein Weg, da muss/könnte ich anders damit umgehen!

Und ja, auch ich weiß, dass diese Brust-Abnahme keine unbedingte Not-Wendigkeit ist, dass es bei meinem Stadium, wie übrigens in jedem Krebsstadium viele andere Heilungswege gibt.

Auch weiß ich natürlich, dass Krebs ein Ausdruck von etwas Dahinterliegendem, Ausdruck von Traumatisierung, von Undurchdrungenem,  Blockiertem sein kann. Und so könnte ich auch an dieser Ursachenbehandlung ansetzen, um Heilung zu erfahren.

Ja, es gäbe andere Wege: Achtsames Warten, Beobachten, mich ganz der Heilung zu widmen, zu entsäuern, zu entstressen, meine Nahrung von jeglichem krebsfördernden Zutaten zu befreien, – gar keinen Zucker, vielmehr gar kein oder minimalst dosierte Kohlenhydrate, jedes einzelne Glas Wein in dem Wissen eingenommen, dass es die Krebszellen befeuert und speist.

Auch würde ich natürlich Visualisierungen zur Gesundung der Zellen machen, wie ich es schon so oft mit meinen lieben Krebs-Schwestern in der Praxis machte.

All das könnte ich –  hab ich mir doch oftmals bewiesen, dass ich höchst diszipliniert ein strenges Regime durchziehen kann – teilweise über Jahrzehnte.

Und all das würde ich tun, und dann zu engmaschigen Kontrollen gehen, was bedeutet, mir die Brüste nicht nur einmal jährlich quetschen zu lassen, sondern halbjährlich immer mit einem (nicht sehr) aber doch ängstlichen Blick auf den Ultraschallbildschirm, ob meine Maßnahmen Erfolg zeigen, oder im Gegenteil die Herde größer wurden, und ich sodann neuerlich mit weitreichenden Entscheidungen befasst bin.

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich fortgesetzt dem Druck von schulmedizinischer Seite ausgesetzt wäre, Hormonsupressiva einzunehmen, die mir, abgesehen von den nicht zu unterschätzenden potentiellen Nebenwirkungen, den letzten Rest von weiblichem „Sprit“ nehmen würden.

Ich habe sie schon beim 1. und 2. Krebs abgelehnt, und frau/man kann mir glauben, dass das nicht leicht ist, wird ein Hormonrezeptor positiver Tumor doch als Glücksfall angesehen, weil man davon ausgeht, dass man die Rezidivrate mit Hormonsupressiva deutlich vermindern kann.

Nein, das alles will ich nicht.

Ich will, dass mir beide Brüste abgenommen werden, in einer Sitzung. Nein diesmal nicht von meinem damals so fürsorglichen und liebevoll praktizierenden Chirurgen, sondern von einer Frau, die kompetent und offen all meine Fragen beantwortete, und die mich sicherlich im Bewusstheit meines Frauseins und der Ästhetik operieren wird.

Und nein, ich werde mir auch keinen Brustaufbau machen und auch keine Implantate einsetzen lassen. Werde sodann flach sein, mit dem spielerischen Frei-Raum eines größeren oder kleineren Fake Dekolletés.

Und auch, wenn mir bei der konkreten Vorstellung der Dimension eines derartigen Eingriffs, die Vorstellung des Akts der Operation und der doch längerdauernden Folgen (Schmerz, Narbenbildung, Sichtbarkeit….) doch etwas unbehaglich zumute wird, so ist die Tat-Sache, dass es so geschieht, eine immense Erleichterung, und da meine ich nicht nur die Befreiung von Krebs.

Schon sehe ich mich leichtfüßig durch ein mir gemäßes Leben hüpfen, wie jener Pinguin, https://www.facebook.com/EdinburghZoo/videos/10155906184747243/, der mich immer und immer wieder erheitert.

Aus der Spur?

Diesmal ist es anders.

Das 1. Mal, als ich mit einer Krebsdiagnose konfrontiert war, lief alles wie am organismischen Schnürchen. Zumindest ist es in meiner Erinnerung so abgebildet.

Mein Organismus wusste, was nicht zu tun ist – mir die eine Brust ganz entfernen zu lassen, und mehr noch, nach State of the Art, gleich auch die zweite und die Eierstöcke dazu. Nein, das wusste ich genau, das wollte ich nicht, das war nicht dran, mit 41 Jahren, die ich damals war. Und mein Organismus wusste auch, was zu tun ist – welcher Chirurg, wann und wo und wie. (siehe dazu auch https://krebscoaching.org/eine-seite/18-2/)

Alles ging sehr stimmig und wie geführt vonstatten.

Nun, Mitte Dezember 2018 war ich zu meiner Überraschung erneut mit einem Krebsgeschehen, mit Sicherheit in einer und vielleicht auch in der 2. Brust konfrontiert.

Wieder wandte ich mich an meinen Chirurgen, nahm zunächst gar nicht an, dass er – aufgrund seines fortgeschrittenen Alters – noch arbeitete. Siehe da, es war eine Handynummer angegeben, und sogleich hörte ich seine sonore, professorale Stimme. Gleich am nächsten Tag konnte ich zu ihm kommen – „Wir behandeln ja keine Befunde, sondern Menschen, und deshalb möchte ich Sie sehen.“

Das war äußerst beruhigend, er ist noch da, ich kann zu ihm in die gute, vertraute Praxis kommen. Wie schön.

Die Wiedersehensfreude war groß, und er nahm sogleich den Prozess in die Hand, gleich morgen könne ich eine Biopsie machen lassen, der Termin sei schon mit einem kompetenten Spezialisten vereinbart.

Ja, dann mache ich das so!

Habe ich da bereits meine innere Spur verlassen, den bedächtigen (sic!!) Gang? Dass aus mir heraus, in meinem Tempo gehen, Schritt für Schritt?

Dennoch – es war gut, die Biopsie gemacht zu haben, war es doch eine Bestätigung schwarz auf weiß, was ich bereits ahnte.

Nach einem – auch von ihm empfohlenen – kleinen Abstecher bei einer plastischen Chirurgin, wonach ganz klar war, dass ich diesen schmerzenden, aufwendigen und für mich ganz und gar unsinnigen Prozess eines Brustaufbaus auf keinen Fall machen würde, musste ich meinen Chirurgen, der durch und durch Ästhet ist, und sein ganzes Leben der Erhaltung der Schönheit, wozu für ihn wesentlich die Brüste der Frau gehören, gewidmet hat, enttäuschen.

Dennoch vereinbarten wir einen Termin für Anfang März für die Ablatio beider Brüste. Dachte ich zumindest. Denn bei einem weiteren Gespräch wurde mir ganz deutlich, dass er mir zumindest die 2. Brust erhalten will, oder zumindest auch hier eine abklärende Biopsie für sinnvoll erachtet.

Meine Entscheidung ist jedoch eine andere, und so stehe ich jetzt in der unangenehmen Situation, ihm absagen zu müssen, kann ich mich doch auf eine derartige Unternehmung nur im Bewusstsein der vollen Übereinstimmung und Sicherheit, dass er diese meine Entscheidung gerne ausführt, einlassen.

Aus der Spur?

So könnte frau/man es sehen: Dass ich vielleicht die Ingredienzien, die Bestimmungsmerkmale dieser neuen, einmaligen und noch nie da gewesenen Situation nicht genügend berücksichtigt, mir und meiner Stimme nicht genügend Gehör geschenkt habe – mit Ausnahme der großen Zeitspanne zwischen Diagnose und Operation, die sich  jetzt als hilfreich erweist.

Habe ich das Alte ins Neue gebracht, wäre es notwendig gewesen, alles ganz neu und ganz anders von Anfang an wirken zu lassen, neuer Chirurg, gar kein Chirurg, aussteigen aus dem System?

Aus der Spur?

Ich könnte, ich möchte es so sehen: Diesmal ist es kein linearer Weg, mehr ein Erkunden eines Wegs wie in einem Dschungel.

Ein Weg, der sich mir im Gehen erschließt.

Ah, da geht´s lang, da sind Schritte möglich, da eröffnet sich eine Lichtung, wo ich verweilen kann, wahr-nehmend, aus mir heraus. Einem derartigen Weg haftet nicht die (Vorstellung von) Sicherheit und Klarheit an, wie bei meinem ersten Krebsweg.

Ja, und manchmal ist ein derartiger Weg unbequem. So ist es für mich, wie gesagt,  sehr unangenehm, dass ich meinem lieben Professor absagen muss.

Diese Situation habe ich mir jedoch geschaffen – so sehe ich das.

Ich habe sie mir vielleicht geschaffen, um (neuerlich) aufzustehen, um mich in meiner Wahl zu würdigen und dafür einzustehen.

Um meine Autorität nicht nur in anerkennenden Komfortzonen leben zu dürfen, sondern zu mir zu stehen in allem, was ich bin, und was für mich richtig und notwendig ist zu tun.

Mir zu gönnen, dass ich hier bestimme, was mit meinem Körper geschieht.

Und mir Raum zu geben, genau die richtigen PartneriInnen für dieses Gesamtkunstwerk meiner Heilung zu wählen.

Die wissende Lücke….

Der folgende Artikel ist erstmals im  FocusingJournal (Nr. 24, S. 20-23, 2010) erschienen. Er ist die Zusammenschrift eines Vortrages im Rahmen einer Psychoonkologietagung

Die wissende Lücke.

Zur Weisheit des Organismus im Leben mit Krebs

von Beatrix Teichmann-Wirth

Es war vor einem Jahr, im September 2008[1], als ich einer Einladung folgte, im Rahmen eines Psychoonkologie-Kongresses einen Vortrag zu halten. Ich wählte den oben genannten Titel.

Mein Vortrag sollte am letzten Tag des Kongresses stattfinden. Ich hatte in den Tagen zuvor Gelegenheit zu erfahren, wie sehr auch die Psychoonkologie – bei aller Anreicherung durch Menschlichkeit – in naturwissenschaftlichem Denken befangen ist.

Referiert wurden Ergebnisse basierend auf Untersuchungen an vielen Menschen. Die Psychoonkologie stellte sich auf diesem Kongress als eine „third person science“ dar, wie Gendlin all jene Wissenschaften bezeichnet, in denen die Person, das Subjekt, herausfällt. Dabei habe ich, inspiriert durch die Lektüre des Buches „Focusing und Philosophie“ (Wiltschko, 2008) die „Person“ vermisst.

Es war eine große Herausforderung, mich als diese „Erste Person“, die selbst von der Diagnose Krebs zweimalig betroffen war, zu zeigen. Der vorliegende Beitrag ist eine Abschrift meines Vortrages. Über große Strecken habe ich den Wortlaut des Gesprochenen beibehalten, um der Lebendigkeit des Moments Rechnung zu tragen.

Heute morgen, als ich mich entschieden hatte, zu Hause zu bleiben, um mich noch auf meinen Vortrag vorzubereiten, erhielt ich eine SMS von Birgit Konteh, einer Freundin und Mitreferentin: „Deinem Thema gemäß musst du dich wohl ganz persönlich heute der ‚Lücke’ aussetzen, um wissend zu werden – eine Absicherung gibt es nicht…“

Das hat mich sehr berührt. Eigentlich wäre es ja wirklich konsequent, jetzt die Situation hier zu „beantworten“. Das bräuchte Mut – Mut mir meine Zeit zu nehmen, auch wenn sie die mir zugestandenen 20 Minuten überschreitet; Mut für gute Bedingungen zu sorgen, also beispielsweise die Sessel umzustellen und mich um einen guten Platz zu kümmern; es bräuchte Mut zur Blöße, mich nicht hinter meinen Konzepten und Vorstellungen zu verstecken. Es bräuchte Mut, zu verzichten – darauf zu verzichten, alles, was ich an Gescheitem vorbereitet habe, auch vorzubringen. Letztlich bräuchte es Mut, dem Prozess zu folgen.

Durch all das ist auch ein krebskranker Mensch herausgefordert – mit der Notwendigkeit, für sich zu sorgen, und dem Mut, für sich einzutreten und oftmals auch Tabus zu brechen, wenn man die engen Grenzen der Konvention sprengt.

Und zuallererst bräuchte es Vertrauen – Vertrauen, dass alles da ist.

Ja, das bräuchte es jetzt: mich dieser wissenden Lücke auszusetzen, es darauf ankommen zu lassen, was sich jetzt offenbaren will – und – ich fühle, dass ich mich das jetzt gar nicht so ganz traue in diesem Kreis der vielen klugen Menschen.

So will ich sanft-mütig sein, mir und dem Ganzen Genüge tun und das geben, was mir jetzt angemessen erscheint.

So will ich im Sinne des Vortragstitels die noch verbleibenden Wissenslücken nicht mit Inhalten „stopfen“, sondern die „wissende Lücke“ offenhalten und in der Öffnung eines Erfahrungsraumes die Möglichkeit geben, mit diesem Wissen, das hinter einem vermeintlichen Unwissen liegt, in Berührung zu kommen.

Ich möchte Sie also einladen, mir mit einem – ich nenne es – „Ganzkörperohr“ zuzuhören.

 

Von einem inneren Ort

Der Ort, von dem aus ich spreche, ist ein innerer Ort. Es ist ein Platz, an dem ich jetzt, nach 10 Jahren Leben mit Krebs, angekommen bin. Das, was ich sage, gründet auf intensiver Selbsterforschung in dieser Zeit. Ich sage es im Vertrauen darauf, dass, wie Carl Rogers sagte, das Persönlichste das Allgemeinste ist.

Ich spreche auch von einem Ort, der meiner Krebserkrankung sehr dankbar ist, weil sie mir ermöglicht hat, mich auf den Weg zu machen und herauszufinden, dass es ein Leben hinter dem Erfüllen von Ansprüchen und äußeren Bewertungen gibt, mein Leben neu auszurichten nach diesem unsicheren und doch so ganz sicheren inneren organismischem Wissen.

 

Zwei „Felt Shifts“ – zwei Entscheidungen

Der Ausgangspunkt meiner Erkenntnisse über das Vorhandensein eines umfassenderen Wissens waren zwei Erfahrungen im Zuge meines Krebs-Ganges: Die erste Diagnose war zunächst ein großer Schock, der massive Angst in mir auslöste. Zugleich bemerkte ich, dass mein Bewusstsein angehoben war, sich mein Blick weitete und ich plötzlich sehr klar wusste, was jetzt zu tun ist. Diese unerschütterliche Gewissheit war mir unerklärlich, aber sie sagte mir unmissverständlich: „Ja genau, das tue ich jetzt. Von diesem Chirurgen lasse ich mich operieren, zu diesem Zeitpunkt, in diesem Krankenhaus.“

Die zweite eindrückliche Erfahrung: Nach der zweiten Brustkrebsdiagnose und im Zuge der starken unvorhersehbaren Nebenwirkungen der Bestrahlung erkannte ich, diesmal während meiner täglichen Meditation und wieder zweifelsfrei, eindeutig, mit absoluter Gewissheit, dass es darum geht, meine psychotherapeutische Praxis zuzusperren – was ich dann auch für eineinhalb Jahre tat.

Beide Erkenntnisse waren körperlich stark spürbar, im Sinne einer Öffnung, einer Erdung, so wie ein Ruck nach unten durch den Körper. Eugene Gendlin, nennt das „felt shift“.

Es gibt also etwas, das mehr weiß als ich, und dieses Etwas äußert sich, wenn ich ihm Raum gebe, in spürbaren körperlichen Reaktionen.

 

Die zweifache Realität

Im Hinblick auf die Realität einer Krebsdiagnose sind zwei Aspekte bedeutsam:

Durch den Einbruch der Diagnose in die Lebensrealität, in das Festgefügte, das immer schon so Gewusste eröffnet sich eine Lücke, und durch diese Lücke scheint ein Bewusstseinslicht – wenn es gelingt, sie offenzuhalten, ihr Raum und Zeit zu geben und somit hinter die Angst, die Wut, die Verzweiflung, das Anklagen und Hadern zu gelangen.

Das ist die eine Realität: die Eröffnung eines nicht determinierten, freien, offenen Bewusstseinsfeldes.

Die zweite, ebenso wesentliche Realität ist die äußere: die Reaktionen der Angehörigen in ihrer verständlichen Angst und Sorge, aber auch die Zugangsweisen der Betreuer, der Ärzte, die die Diagnosen mitteilen, und all der Betreuungspersonen, die rund um die Diagnosestellung an den Patienten herantreten.

Da gibt es also eine Lücke, einen Einbruch in das Strukturgewordene durch die Diagnose, ein, wenn auch erschrecktes Erwachen. Und dann gibt es eine Maschinerie, einen Ablauf, der eigenen Gesetzen folgt und der aus sich heraus erklärt auch verständlich ist.

Der von einer Krebsdiagnose betroffene Patient wird mit einer Vielzahl von Informationen konfrontiert, er ist vielen für ihn unbekannten Situationen ausgesetzt, und dies alles oftmals unter großem Zeitdruck. „Lassen Sie sich nicht zu viel Zeit!“, ist eine der wesentlichen Botschaften. Alles drängt, zwingt, verengt.

Was bewirkt das? Die Lücke, gerade geöffnet, schließt sich erneut, und der Mensch kommt im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr vor.

Beim Schreiben merke ich, wie ich mich eingeladen fühle zu werten: „Ja, aber das ist doch auch notwendig und das muss man ja von ärztlicher Seite auch so machen“. Das ist es gerade, was ich vermitteln möchte: dass es hier nicht um ein Entweder-Oder geht.

Was ich sagen möchte, ist: Da gibt es ein tieferes, höheres Wissen darüber, was gut und heilsam für mich ist und welche Menschen, Orte, Behandlungsmaßnahmen von meiner Seele begrüßt werden. Dieses Wissen ist, so behaupte ich, in jedem Menschen vorhanden.

 

Mein „Spür-Wissen“ weiß mehr als ich

Dieses Wissen ist ein aus dem Körper Kommendes, es ist ein Spür-Wissen. Es ist der „Felt Sense“, dieser im Körper gefühlte Bedeutungsgehalt, der immer abrufbar ist. Man kann es auch Körperintelligenz nennen oder organismische Weisheit, zelluläres Wissen, Lücke des Impliziten, Intuition oder gefühltes Wissen.

Es ist ein Wissen, das über das, was ich weiß, hinausreicht. Es ist neu, noch nie gedacht, überraschend und ganz gewiss. Es ist ein Wissen, dass alle Umstände, alle Fakten, alle relevanten Bezüge einschließt. Es schließt die vergangenen Erfahrungen ebenso ein, wie auch die weiterführenden Schritte, die mein Leben auf „richtige“ Weise fortsetzen.

Wie Gendlin sagt: „Der Felt Sense hat in sich implizit eine ganze Menge Verbindungen“ (in Wiltschko 2008, S. 88). Carl Rogers (1959/1987) nennt dies „organismische Bewertung“ – im Gegensatz zur Bewertung, die aufgrund von Konzepten und äußeren Bewertungskriterien erfolgt.

Mein Organismus weiß, und er weiß mehr als Ich.

 

Innehalten, um sich zu spüren

Damit sich dieses Wissen entfalten kann, braucht es zuallererst Zeit-Räume – „Frei-Raum“ wird das im Focusing genannt. Ein Verweilen mit dem, was jetzt ist. Und das ist ja auch ganz natürlich. Wenn wir uns verirren, wenn unsere Landkarte des Lebens nicht mehr gilt, wie das bei einer Krebsdiagnose der Fall ist, halten wir zunächst an, wir halten inne, wir folgen sodann unserer Intuition.

Es gilt also, den Menschen einzuladen innezuhalten, mit sich in Fühlung zu kommen, sich in seiner inneren Antwort auf die Komplexität der Situation wahrzunehmen. Diese Antwort wird sich vielleicht nicht sofort einstellen, und dann ist sie da, diese Lücke des vermeintlichen Unwissens.

„Wenn man eine ganz komplizierte Situation hat, die noch nie jemand ganz genau so gehabt hat, und daher das, was in der Blaupause vorgesehen ist, nicht mehr passt – es geht nicht mehr, so wie gewohnt weiterzuleben, und das, was geht, weiß man noch nicht; der Atem ist angehalten und dann impliziert der Körper einen nächsten Schritt. Der ist so wie Ausatmen. Und doch ist er ganz neu“ (Gendlin in Wiltschko 2008, S. 119).

Wir sind nicht gewohnt, unser Inneres, unseren Körper zu befragen. Wir versuchen viel eher, über Gedanken und innere Dialoge herauszufinden, was richtig ist zu tun.

 

Verweilen im Un-ge-wissen

Verweilen im Ungewissen braucht Vertrauen, Vertrauen eben in jenes dahinterliegende Wissen. Gendlin sagt einen schönen Satz: „Es ist immer jemand drinnen“ (in Wiltschko 2008, S. 136).

Da ist immer jemand drinnen hinter dem Krebs, im Krebs, um den Krebs herum. Und diese Person, dieser Mensch, den gilt es aufzusuchen, dieses Ich, das den Krebs hat. Oft scheint es so, als ob nur der Krebs da wäre oder nur die Gefühle zu der Diagnose.

Krebs jedoch war zumindest für mich eine wunderbare Möglichkeit zu erfahren, dass ich mehr bin als meine Geschichte, meine Rollen, meine Definitionen, meine Beziehungen, mein Beruf, mein Determiniert­sein, und selbst mehr als meine Erkrankung. Dahinter, darüber hinaus, darunter bin ich, wer ich wesenhaft bin.

 

Was braucht das von uns Betreuern/­Therapeuten/Ärzten?

Zuallererst die Bereitschaft, mit sich in Fühlung zu kommen, ebenso innezuhalten, mir meiner Gefühle, meiner Gedanken, meiner Konzepte zu dieser Diagnose dieses Menschen bewusst zu sein. Das ist nicht analytisch zu erfassen, sondern nur im Wahrnehmen des Felt Sense, dieses körperlichen Gespürs über das Ganze, über die ganze Situation zu erfahren.

Es braucht sodann eine Bereitschaft, sich dem Kontakt jetzt zu öffnen, in Verbindung mit diesem betroffenen Menschen zu treten und mich von ihm anstimmen zu lassen, jetzt, im Bewusstsein, dass es nicht meine Gefühle sind, sondern die des Patienten, welche ich über meine „organismische Resonanz“, wie Wiltschko (1992) es nennt, über diese tiefe körperliche Empathie in mir wahrnehme. Wilhelm Reich (1948/1989) nannte das „vegetative Identifikation“.

Dann ist es möglich zu spüren, ob der Patient die Behandlungsmethode ablehnt, weil er aufgrund von Mitteilungen oder Vorurteilen Angst vor ihr hat, oder weil dieses tiefe Etwas in ihm weiß, dass sie ihm nicht zum Heil gereicht. Dies gilt es auszuhalten – auch im Wissen, dass das Ja des Patienten zur Therapie ein heilsamer Faktor ist (Teichmann-Wirth, 2002).

Angereichert durch die fachlichen Informationen kann sodann ein Kreuzen stattfinden zwischen dem Felt Sense und den relevanten Fakten. Und auf dieser ganzheitlichen Basis kann dann das Verhalten „implizit gesteuert“ sein[2].

 

Der nächste kleine Schritt

Eigentlich ist alles ganz einfach. Es fängt ganz basal und damit banal anmutend an. Es ist wie mit dem Sitzen auf diesen Sesseln hier im Raum. Da gibt es einen Sessel, der mich mit seinen Lehnen begrenzt, und es gibt eine Freiheit, eben in dieser Begrenzung die jetzt stimmigste Haltung einzunehmen. Jene Haltung, die ein gesamtorganismisches Ausatmen auslöst: Ja, genau so ist es richtig. Das ist die Freiheit in der Determiniertheit.

Gendlin sagt, der Körper impliziert den nächsten Schritt. Dieser nächste Schritt trägt den Lebens-Prozess weiter; das ist ganz selbstverständlich, weil das Leben das so will oder, um mit Gendlin zu sprechen: „Das Ziel ändert sich, aber dass man leben will, ändert sich nicht. Es will leben, von Anfang an“ (in Wiltschko 2008, S. 120).

Krebskranke Menschen sind oft mit einer Vielzahl von Ratschlägen konfrontiert und auch mit der angstgetönten Überzeugung, dass sie ihr Leben zu ändern haben und zwar radikal und sofort. Das ist oft nicht zu machen.

Aber was ich tun kann, ist, zunächst dieses Nicht-mehr-weiter-Wissen, diese Lücke zu würdigen, sie da sein zu lassen und mich dann zu fragen, was ein guter nächster, vielleicht kleiner Schritt wäre.

Mit jedem kleinsten angemessenen, guten Schritt bekräftigen wir unsere Lebenskompetenz und fördern eine lebensbejahende Qualität. Um mit Le Shan (1989) zu sprechen: All diese Schritte sind wie Noten unserer Lebensmelodie, einer Melodie, die wir so vielleicht noch nie vernommen haben und in der immer wieder neue Harmonien, Obertöne und Bassstimmen hinzukommen, die aber immer unsere ureigenste Melodie ist.

In all der Endlichkeit, die uns im Leben mit Krebs so bewusst wird, eröffnet der gute Schritt, das „stimmige Jetzt“ ein zeitloses Fenster, in welchem die zeitliche Grenze unbedeutend wird.

Es ist eine große Herausforderung für den (psychotherapeutischen) Begleiter, immer wieder für die Bedingungen zu sorgen, die ermöglichen, dass die nächste Gedichtzeile im Leben des von Krebs betroffenen Menschen geschrieben werden kann. Dies erfordert eine Würdigung des Stockens, eine Würdigung des Steckenbleibens und des Noch-nicht-Wissens. Es erfordert Vertrauen. Vertrauen in dem von meinem Lehrer Michael Smith ausgedrückten Sinn, der einmal zu mir sagte: „Life is bigger than you.“ Letztlich geht es um ein tief verankertes Wissen, dass das Leben nicht mit dem Tod des Körpers endet, sondern sich immer weiter über den physischen Tod hinaus fortsetzt, sich weiter-lebt.

 

Literatur

Le Shan, L. (1989). Diagnose Krebs. Wendepunkt und Neubeginn. Stuttgart: Klett-Cotta

Reich, W. (1948/1989). Charakteranalyse. Köln. Kiepenheuer&Witsch

Rogers, C.R. (1959/1987). Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Entwickelt im Rahmen der des klientenzentrierten Ansatzes. Köln. GwG

Teichmann-Wirth, B. (2006). Von der Seele begrüßt. Das Ja zur Therapie als heilender Faktor. Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (Hrsg.), Mitteilungen der Sanitätsverwaltung, 107, 11, 9-13

Teichmann-Wirth, B. (2008 ). (M)eine Krebserkrankung. Eine personzentrierte Wegbeschreibung. In M. Tuczai, G. Stumm, D. Kimbacher & N. Nemeskeri (Hrsg.). Offenheit und Vielfalt. Wien: Krammer

Wiltschko, J. (1992). Von der Sprache zum Körper. Focusing Bibliothek. Bd 2. Würzburg: DAF

Wiltschko, J. (Hrsg.) (2008). Focusing und Philosophie. Eugene T. Gendlin über die Praxis körperbezogenen Philosophierens. Wien: Facultas

 

 

 

 

 

[1] Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Psychoonkologie (ÖGPO) vom 3.-6.9. 2008 in Baden bei Wien

[2] „Kreuzen“ und „implizit gesteuert“ sind zwei Termini in Gendlins körperbezogener Philosophie (siehe Wiltschko 2008, S. 102ff)

Mein Krebs ist kein böser….

Bösartig nennt man gemeinhin die Krankheit Krebs.

Bösartig, schädlich und zerstörerisch. Er gilt als der Feind im Inneren, von dem eine existentielle Bedrohung ausgeht. (Siehe dazu auch das wunderbare Buch von Susan Sontag „Krankheit als Metapher).

Überhaupt wird so getan, als gäbe es diesen einen Krebs, dessen Gesetzmäßigkeiten über alle individuellen Bedingungen hinweg sich unweigerlich in immer der gleichen, letztlich todbringenden Art vollziehen.

Dem steht gegenüber, dass Krebs nicht eine Krankheit ist, und die Erfahrung zeigt, dass es selbst bei ein und demselben Krebs und ein und derselben Behandlung und ein und derselben Prognose, verschiedene Ausgänge gibt.

Diese Konnotation von Krebs hat weitreichende Folgen. Es ist der bewusstseinsmäßige Boden, auf den eine Krebs-Diagnose fällt, ein Boden, der irrational, undifferenziert einen unheilvollen Weg vorzeichnet, wo das Schicksal von vornherein besiegelt scheint. Die natürliche Reaktion ist verständlicherweise eine Abwehr, eine Wegbewegung, ein Wegsehen, ein Weghaben wollen –  so schnell wie möglich.

Nein, bösartig ist er nicht, mein Krebs. Schon im Ultraschall schaut er nicht aggressiv aus. Ja, da sind einige graue Schleier, wo es, wenn es eine harmlose Zyste wäre, ganz schwarz sein müsste. Das ist eine Andeutung, ein An-Zeichen.

Er, mein Krebs, lädt mich ein, hinzuschauen auf das, was nicht in Ordnung ist, was eine Eigendynamik entwickelt hat, etwas, was sich aus dem Ganzen herausgelöst hat.

Nein, (noch) wuchert er nicht, nein, noch überschreitet er nicht Grenzen und dringt  ins umliegende Gewebe. Er ist in situ – „unmittelbar am Ort“.

Still zeichnet er, wie man diesen Prozess nennt:  „Schau hin“, sagt er mir, „was aus der Ordnung gefallen ist, was in Deinem Leben wuchert, wo Du das ordnende Zentrum verloren hast, wo Du die Verbindung zur inneren (spirituellen) Heimat verloren hast, die Wurzeln, das Stillsein, wo zu viel Aufruhr, Veräußerung, Ent-Fremdung, Peripherie und Ent-Eignung stattfindet.

„Hej, da gibt es einen Prozess“, sagt er mir, „um den solltest Du Dich kümmern.“ Und das ist eigentlich ganz einfach – nichts Großes, in der Zukunft liegendes.

Step by Step: Informationen einholen, die wissende Lücke offen lassen, mit Allem sein, was stattfindet, mit den Emotionen, den Up and Downs, den Gewissheiten und Unsicherheiten, all die Therapieoptionen bewegen, sie vor-kosten, gleich-gültig da sein lassen, sich von Drängern entfernen, zu mir kommen, mich in meiner Antwort auf diese Situation wahrnehmen, auch die vielen Konzepte, dass ich eine bestimmte Maßnahme auf keinen Fall ergreifen darf, oder eine andere auf jeden Fall machen muss.

Dann der organismischen Wahl Gehör schenken, diesem Ja meiner Seele, wo sich mein Inneres weitet und ein Interesse an der Erfahrung, die ich mit dieser Therapiewahl machen werde, spürbar ist.

Und dann die Erfahrung machen, sie sodann verdauen und integrieren, mir Zeit und Raum nehmen, ungestört, so lange, wie es braucht.

Und dann freudig den nächsten Lebens-Schritt tun, welcher er immer ist.

So gibt uns das Leben die Richtung vor.

Und der Krebs, mein Freund, ist dabei eine Wegmarke.

 

P.S. Zur wissenden Lücke siehe meinen Artikel (2010). Die wissende Lücke. Zur Weisheit des Organismus im Leben mit Krebs. In FocusingJournal Nr. 24, S. 20-23).

 

 

Die Hochschaubahn

Endlich eine Entscheidung – ja, so mach´  ich das – keine aufwendigen Operationen mit zweifelhaftem Ausgang, eine Ablatio (Totaloperation) auf der linken Seite – ein klarer Schnitt, dann ist es, was es ist.

Dass eine Entscheidung gefallen ist, und dass sich diese richtig anfühlt, versetzt mich augenblicklich in eine Hochstimmung, das ist befreiend.

Doch schon bald schleicht sich erneut ein Zweifel ein – vielleicht ist das ja bei meinem Krebs gar nicht notwendig, vielleicht könnte ich noch zuwarten, den Selbstheilungskräften vertrauen, vielleicht müsste ich das sogar, bei allem, wovon ich überzeugt bin?

Auch was ich mit der anderen Brust tun soll, die ja ebenfalls Anzeichen eines neuerlichen Krebsgeschehens zeigt, lässt die Hochschaubahn sogleich steil abwärts fahren. Enge,  Betrübnis und Angst breiten sich in mir aus.

So sitze ich zur Zeit auf der Hochschaubahn:

Ein ermutigendes, bestätigendes Gespräch mit einer Freundin oder eine tolle, anspruchsvolle Radiosendung – up, das Ausbleiben eines Rückrufs meines Chirurgen  – down.

Der Gedanke, dass die Brustlosigkeit meinen Forschergeist weckt, und dies ein Anlass sein kann, mich mit der Mythologie der Amazonen oder mit der Geschichte von St. Agatha und der grundsätzlichen Bedeutung unserer Brust für uns Frauen zu befassen, ist,  beflügelt mich – up.

Der Gedanke, was ich jetzt endlich ändern sollte, und ob ich wohl mutig genug bin, das zu schaffen(!?) – schon geht die Stimmung in den Keller – down.

So kann jeder Gedanke, jedes Erlebnis Anlass für ein Hoch oder Tief sein, mein ganzes System ist davon betroffen, eine Kaskade von Gefühlen, Körperempfindungen und Stimmungen werden sogleich ausgelöst.

Wie schön, dass ich zu Silvester im Tarot die Karte der 2 Stäbe gezogen habe – Dominion. Da geht es um die Zentriertheit, das Versammeltsein, um den Träger, die feste Verankerung in mir selbst, die all diese Bewegungen betrachtet, von einer sicheren erdnahen Position.

Oder um es noch viel besser mit Rilke auszudrücken:

Da schwang die Schaukel durch den Schmerz -, doch siehe, 
der Schatten war´s des Baums, an dem sie hängt.

Ob ich nun vorwärtsschwinge oder fliehe,
vom Schwunge in den Gegenschwung gedrängt,
das alles ist noch nicht einmal der Baum.
Mag ich nun steiler schwingen oder schräger,
ich fühle nur die Schaukel; meinen Träger
gewahr ich kaum.

So lass uns herrlich einen Baum vermuten,
der sich aus Riesenwurzeln aufwärtsstammt,
durch den unendlich Wind und Vögel fluten
und unter dem, in reinen Hirtenamt,
die Hirten sannen und die Herden ruhten.

Und dass durch ihn die starken Sterne blitzen, 
macht ihn zur Maske einer ganzen Nacht.
Wer reicht aus ihm bis zu den Göttersitzen, 

da uns sein Wesen schon nachdenklich macht?

UP!