Die Hochschaubahn

Für mich ist das nichts – das Hochschaubahnfahren.

Wann man hinauffährt, weiß man schon, dass es bald einmal dem Abgrund entgegen geht.

Dann der höchste Punkt, da ist nichts von Aussicht genießen, ein kurzes Verweilen, dann geht´s  schon wieder in rasendem Tempo bergab.

Da könnte ich dann schon aussteigen – Boden unter den Füßen – einfach gehen auf einer Ebene.

Am 1.12. wurde ich aus dem Spital entlassen, nachdem ich in einen Abgrund stürzte, unerwartet und heftig – Mit dem Heimkommen konnte ich wieder Boden unter den Füßen spüren – da sein, mich spüren, Sicherheit. – UP

„Jetzt nach der schweren Corona-Erkrankung fängt ein neues Leben an, ein von Krankheit befreites Leben, eines, in dem das Wohlgefühl und die Freude vorherrscht“– dachte ich.

Ja die Lunge war noch geschädigt, verständlich, aber ich konnte Zeugin meiner Selbstheilungskräfte sein und schon bald ohne nachfolgenden halbstündigen Hustenanfall die Stiegen zu meinem Zimmer erklimmen – UP

„Zur Sicherheit machen wir ein CT, um etwaige profunde Schäden auszuschließen“, meinte der Lungenfacharzt Anfang Jänner.

Ganz sicher war ich nicht, ob ich das wollte, aber warum nicht.

Dann der Befund – da musste ich ein Wort lesen „suspekter blastomatöser Herd“.

Mittlerweile etwas kundig in der medizinischen Terminologie wusste ich sogleich, dass das wahrscheinlich nicht Gutes bedeutet.

Der Herr Lungenfacharzt bestätigte meine Befürchtung und drängte auf weitere Untersuchungsmaßnahmen – eine Biopsie und/oder ein PET-CT. Ich verhandelte mir 5 Wochen Regenerations- und Bedenkzeit aus.

Das gab mir erneut einen Boden unter den Füßen und so konnte ich beide Diagnoseoptionen  für 5 Wochen ausblenden.

Die tägliche Atemmeditation – sehr empfehlenswert – Quantum Light Breath von Jeru Kabal – trug mich in höchste Wissensgefilde. Ich wusste, dass alles gut ist und sein wird und war ruhig – UP

Der Tag des PET-CT rückte näher, ein mulmiges Gefühl beschlich mich schon im Vorhinein und dann wurden aus einem drei suspekte, weil stoffwechselaktive Herde – 2 in der Lunge und einer in meiner nicht mehr vorhandenen Brust (das gibt es auch).

Und wieder war es ein Wort, das mein Gefühlsgefährt hinunter stürzen ließ – SBL – „Sekundärblastomatöse Läsion“ – gar nicht gut, umgangssprachlich: eine Metastase.

Wow – damit hatte ich nicht gerechnet. Schwerkrank, ohne mich als solche zu fühlen. – DOWN DOWN

Dank meiner lieben Zwillingsschwester, die selbst Lungenfachärztin und Wissenschaftlerin ist, erhielt ich nähere Auskünfte. Leider musste ich erkennen, dass es ganz und gar nicht selbstverständlich ist, dass ich als Patientin mit der Nuklearmedizinierin selbst sprechen kann, wie es nicht mal selbstverständlich ist, dass der Befund nicht bloß dem zuweisenden Arzt sondern auch mir ausgehändigt wird. ,

Die Stoffwechselaktivität dieser drei Herde war nämlich zwar über dem Höchstwert, der als gesund gilt, aber dennoch nicht so hoch, dass mit Sicherheit ein höchst alarmierendes Krebsgeschehen sich in mir ausbreitet – UP

Schnell entschied ich mich für eine OP des Knotens am Brustrand, wollte ich doch keinen in die Rippe wachsenden Krebs riskieren.

Meine Chirurgin empfing mich im Aufwachraum mit der guten Botschaft – im Gefrierschnitt war kein (gravierendes) Krebsgeschehen zu sehen und auch im Entlassungsbericht stand „Exzision gutartiger Läsionen“

Welche eine Erleichterung – beflügelt verließ ich das Krankenhaus bereits am OP Tag. Jetzt nur noch die Narben verheilen lassen und dann einfach leben.

Die Histo stand zwar noch aus, dennoch war ich froh – UP

Dann der Anruf meiner Chirurgin – Leider ist es doch bösartig.

„Leider“ und „bösartig“ sind keine guten Worte im Zusammenhang mit Krebs und demensprechend erschüttert war ich von dieser Nachricht. Mittlerweile war ich bereits so verunsichert und entfernt von meiner inneren Stimme – die bis jetzt immer in genauem, intuitiven Wissen um das Geschehen war, dass ich mir alles vorstellen konnte – der Krebs, der ja bislang niemals kein wirklich böser war ist mutiert und es handelt sich um ein G3 und die Lungenherde sind wahrscheinlich doch Metastasen – DOWN.

Als der Befund dann tatsächlich da war, es ist wieder ein G1 – das heißt ein langsam wachsendes Geschehen – war die Erleichterung erneut groß – ein vorsichtiges UP.

Wie gesagt: Hochschaubahnfahren ist nicht so mein´s. Da schau ich lieber, was mir einen Boden unter den Füßen bereitet:

  • Wissen ist ein Boden
  • Eigene Forschung, mich nicht zufriedengeben mit dem Wissensstand der ÄrztInnen – ist ein Boden
  • Unbequeme Fragen stellen und lästig sein (dürfen) – ist ein Boden
  • Selbst entscheiden, wann, was richtig und stimmig ist, zu tun – ist ein Boden.
  • Menschen, die mich in der Gründlichkeit und Genauigkeit unterstützen – ist Boden
  • Menschen, die mir ihre Liebe bekunden und an meiner Seite gehen – ist ein Boden.
  • Dinge, zu tun, die mich anheben, ist ein Boden, ein Himmelsboden – zu meditieren, berührende Musik zu hören, zu schreiben, vor allem, wenn mein Schreiben aus einer höheren Ebene kommt.
  • Verantwortung zu übernehmen für mein Leben (mit Krebs) – ist ein Boden
  • Mein Leid, meine Sorgen, die Ratlosigkeit und Verzweiflung in göttliche Hände zu geben – ist ein himmlischer Boden.
  • In die Stille gehen, ist der profundeste Boden

Mit diesem Boden, der letztlich mein innerstes Zentrum ist, mit einem Bewusstsein über mein Ich, das durch alles durchzugehen vermag, kann ich mich den Bewegungen der Ups and downs (leichter) überlassen – mal mehr und mal weniger.

Ich muss den Atem nicht anhalten, kann das das Abenteuer des Lebens begrüßen, – mal mehr und mal weniger – und ich kann eine Sicherheit spüren, die nicht so leicht zu gefährden ist.

Dann wird die Achterbahn zur Hoch-Schau-Bahn und ich kann sehen, wie weit und groß das Leben ist.

Das Leben feiern!

Heute ist mein 4. Busenlos-Geburtstag.

Welch´ ein großes, freudiges Ereignis war das damals!

Vieles ist in der Zwischenzeit passiert, Vieles hat mir sehr zugesetzt, hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht und am Leben verzweifeln lassen.

Und dann Ende November, auf der Intensivstation, als ich einige Zeit zwischen Leben und Tod schwebte, habe ich zu tiefst erkannt, dass das Leben per se ein kostbares Geschenk ist.

So habe ich eine Entscheidung getroffen:

Den Flirt mit dem Tod zu beenden und das Leben, wie immer es sein mag, anzunehmen.

Diese Entscheidung wurde nach einer kurzen glückseligen Erholungszeit mit meiner Familie stark herausgefordert.

Ein CT und nachfolgend ein PET CT zeigte 3 suspekte Herde, 2 in der Lunge und einen in meiner nicht mehr vorhandenen Brust.

Das war ein schwerer Schlag.

Dennoch – Dank der liebevollen Unterstützung meiner Familie und FreundInnen hielt die Entscheidung für´s Leben – erstaunlich!

Und ich konnte unaufgeregt, nur hin und wieder unterbrochen von verschattenden Einbrüchen immer wieder ganz im Moment sein und das Leben, das ja – immer – ganz (für mich) da ist, erfahren.

Die Histo von der Brust-OP letzte Woche steht noch aus, und auch die beiden Herde werden wohl noch eine Weile da sein.

Dennoch – ich bin wild entschlossen, mich nicht von Befunden und meinen Stimmungen vereinnahmen zu lassen, meiner Entscheidung treu zu bleiben, und das Leben einfach zu leben, solange ich darf.

Und da ich mir, wie an jedem Geburtstag auch etwas wünschen darf, möchte ich das auch jetzt in buddhistischer Tradition tun:

  • Möge ich mich an meine Entscheidung fürs Leben erinnern, komme da, was wolle.
  • Möge ich mich an meinem Körper freuen, an seiner Lebendigkeit und wie lieb er mir dient und auch an seiner Schönheit.
  • Möge ich mir meine Wildheit, meine Lebendigkeit gönnen, auf dass ich das Lebenslicht in mir erleben kann.
  • Möge ich mit Jupiter (so habe ich den so leuchtend strahlenden Herd in meiner Lunge genannt) in friedlicher Koexistenz leben können.
  • Mögen meine Haare, die post-covid großzügig ausgefallen sind, erneut kräftig sprießen.
  • Möge ich mir meiner Weisheit bewusst sein und sie un-verschämt teilen.
  • Möge ich die Schöpferin in mir zum Ausdruck bringen, sei es im Schreiben, Malen, Tanzen…
  • Möge ich im Frieden sein mit allem, was geschieht.
  • Möge ich lieben und mich lieben lassen,
  • Möge ich oft und oft meine schützische Be-Geist-erung erleben dürfen.
  • Möge ich wissen, dass ich immer heil war, bin und immer sein werde.
  • Möge ich mich freuen am Leben!
  • Möge ich mich freuen am Leben!
  • Möge ich mich freuen am Leben!
  • Mögen alle Wesen glücklich, frei und im Frieden sein.

Der Corona/Krebs – Aufruf zum Selbst-Sein

Der Corona-Krebs – Aufruf zum Selbst-Sein

Mein Krebs wurde erstmals 1997 diagnostiziert, in der rechten Brust, ausgedehnt auf 10×8 cm zeigten Mikroverkalkungen, einem Sternenhimmel gleich, ein niedrig malignes Krebsgeschehen an.

Der erste Chirurg, den ich 3 Tage nach der Diagnose kontaktierte – ein honoriger Universitätsprofessor – machte gleich mal klar: „Da muss Alles weg – die ganze Brust, dann sei ich geheilt.“

Das war der eigentliche Schock – der Verlust meiner Brust mit 41 Jahren. Das wollte ich nicht. Soviel war sofort klar.

Glücklicherweise fiel mir das wunderbare Buch „Brustgesundheit – Brustkrebs“ von Susun S. Weed in die Hände. Dieses Buch wurde zu meiner Bibel. Hier las ich – und das tat ich im Bus, in der Straßenbahn, zwischen den Therapiesitzungen, abends, morgens, überall und immer – dass wir, die von einer Krebsdiagnose betroffen sind, uns Zeit lassen dürfen, zunächst einmal innehalten, nichts tun, auf die innere Stimme hören und diesen Eingebungen folgen.

Das tat ich. Und so fand ich meinen ersten Chirurgen, der mir meine Brust beließ und mich nur von dem betroffenen Teil befreite – mit einer derartigen Kunstfertigkeit und in Liebe zu mir als Frau, sodass schon nach kurzer Zeit nichts mehr zu sehen war. Wunderbar.

Man/frau möge meinen, dass die Zeit um die Krebsdiagnose verschattet war, dunkel, bedrückend. Das war sie nicht. Vielmehr fühlte ich mich in meinen Bewusstsein angehoben. Leben durfte ich endlich, mich zum Zentrum meines Lebens machen, Leben aus mir heraus.

20 Jahre später erhielt ich die nunmehr dritte Brustkrebsdiagnose. Wieder wurden multizentrische Krebsherde gefunden und erneut traf ich ganz klar eine Entscheidung: Ich trennte mich von beiden Brüsten nach nahezu 50 Jahren Zusammenleben.

Und es war gut und richtig. Auch das mit einer gnadenvollen Geistes-Klarheit, die mir jeden notwendigen Seelen-nahen Schritt zeigte.

Dieser Chirurg, diese Chirurgin, dieser Operationszeitpunkt, diese Ernährungsumstellung, dieser spirituelle Weg, diese Ayurvedakur, das Beenden von belastenden Beziehungen, das Zusperren meiner psychotherapeutischen Praxis usw. – all das, entstand aus meinem Innersten.

Und dann vor nahezu zwei Jahren: Corona.

Auch hier war und bin ich ganz klar, was für mich zu tun und zu lassen ist. Auch habe ich keine Angst vor der Krankheit – bei aller Um- und Vorsicht. Ich weiß, dass sie, wie auch mein Krebs, der ja mein Krebs ist, mit mir zu tun hat, mit meiner Lebensweise ebenso wie mit meinem Schicksalsweg.

So weit, so ähnlich.

Es gibt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes gravierende Unterschiede.

Ja, ich hatte es auch in Bezug auf meine Therapieentscheidungen wie viele andere, die sich für einen nicht orthodoxen schulmedizinischen Weg entschieden, mit Kopfschütteln, Infragestellen meiner Entscheidungen zu tun, und viele meiner Krebsgeschwister werden deshalb angegriffen, fallen gelassen und manchmal sogar mit dem Tod bedroht – „dann, wenn Sie diese oder jene Therapie ablehnen,  sehen wir uns am Friedhof!“ Wie in der katholischen Kirche wird mit der Verdammnis gedroht, wenn man/frau sich vom einzig wahren Glaubensweg entfernt.

Aber: es war mein Körper, mein Weg und wenn ich mir ein Herz fasste und für mich und meine Entscheidungen eintrat, erfuhr ich oftmals auch Verständnis, Interesse und Respekt – auch von schulmedizinischer Seite.

Das, womit wir es jetzt seit nahezu 2 Jahren zu tun haben, ist ein anderes Kaliber.

Von Anfang an wurde diese Krankheit über Risikofaktoren hinweg generell dämonisiert und Menschen, die versuchten, diese Gefährlichkeit – auch mithilfe von wissenschaftlichen Untersuchungen – zu relativieren, wurden sogleich mit Titeln wie CoronaleugnerInnen, Covidioten, AluhutträgerInnen disqualifiziert und ja auch verfolgt.

Die Gehirne der Menschen wurden beständig mit der vermeintlich allumfassend tödlichen Realität der Erkrankung aller wissenschaftlichen Evidenz zum Trotz infiziert.

Sukzessive kamen Menschen, die gerade noch aufgeklärt, vernünftig zum Geschehen standen, von Sinnen. Sie verloren ihre organisimische Urteilsfähigkeit und letztendlich das, was mein lieber Wilhelm Reich als Wahrheitssinn bezeichnete.

Das – und ich sage das jetzt mal ganz unverblümt – ist das wahre Verbrechen.

Weil ohne diese Basis unserer organismischen Wahrnehmungsresonanz, unserer Einschätzungsfähigkeit, was wahr und angemessen ist, was wir als richtig und falsch für uns erachten, ein gesundes, der (inneren) Körper-Geist-Natur entsprechendes Leben schwer, wenn nicht unmöglich ist.

Die Krebsdiagnose führte mich durch alle Schichten meines verbiegenden Geworden-Seins geradewegs in mein Fundament, in das, was ich wesenhaft bin. Sie ließ mich in eine den Himmel und die Erde verbindende vertikale Ausrichtung kommen.

Und hier findet sich alles Wissen, das für das Jetzt und Hier gebraucht ist – ein Wissen, das aus der Erfahrung der Vergangenheit gespeist ist und den Möglichkeitsraum der Zukunft in sich trägt.

Diese Aufrichtigkeit, dieses Selbst-Bewusstsein, im Sinne eines Bewusstseins meines Selbst gilt es in einer Krise zu erwecken, das ist meine Erfahrung.

Ich könnte auch sagen, es bleibt uns nichts anderes übrig.

Und nein, dieser Prozess ist nicht schwierig, nicht anstrengend, nicht hart, vielmehr ist es eine riesige Befreiung, eine göttliche Freude.

Und hier in der Tiefe unserer Wahrheit findet Vernetzung statt zu Gleich-Gesinnten, Menschen, die gleich schwingen.

Wir ziehen über die Kraft unserer Authentizität Menschen an, wo eine Herzensverbindung, eine Vertrautheit spürbar und ein freudvolles gemeinsames Schaffen möglich ist.

Es tun sich Welten auf, Gutes strömt uns zu, und Neues entsteht.

Ganz einfach!

Meine Brüste – ein Abschiedsbrief

…..geschrieben am 27.2. 2018, eine Woche vor der Ablatio 1)

Meine lieben Brüste,

Bald ist der Tag der Verabschiedung gekommen.

Niemals habe ich mich mit Euch so intensiv beschäftigt, wie jetzt in der Vorbereitung unserer Trennung.

Nein, es ist nicht selbstverständlich, dass Ihr nicht mehr zu mir gehören werdet, wie es nicht selbstverständlich war, dass Ihr zu mir gehörtet.

Noch eine Woche und unsere irdische Beziehung ist Geschichte.

Eine Geschichte, die vor nahezu 50 Jahren begann.

Gut kann ich mich noch erinnern, wie Ihr zu wachsen begannt, und stolz war ich, als ich meinen ersten BH, einen gelben, kleinen mit weißen Punkten, kaufte.

Eigentlich war ich ganz zufrieden mit Euch, wäre da nicht die Tante Anna gewesen, die meinte, ich gerate ganz nach meiner Großmutter. Deren riesige Brüste lagen wie weiße Schwämme auf einem ebenso riesigen Bauch.

Das war ein Schock, das wollte ich nicht. Vielleicht war das ja die erste Abspaltung, die erste Ablehnung, der Beginn einer grundsätzlichen Zurückweisung.

Und dann das Exponiert Sein.

Ich sehe mich, die Brüste verbergend an Baustellen vorbeigehen. Es war eine Initiation ins Frau Sein.

Brüste ist gleich sichtbarlich Frau Sein und das ist nicht gut, weil gefährlich, ausgesetzt dem männlichen Blick, ausgesetzt dem männlichen Zugriff.

Nie spielten sie eine wesentliche Rolle, was die Sexualität betraf. Zu intim das Ganze, nein, rührt sie nicht an.

Dann kam meine Tochter zur Welt und siehe da, sie lehnte meine linke Brust ab, nein daraus wollte sie nicht trinken. Da fühlte ich mich als Versagerin, wusste ich doch, dass es unbedingt zu einer Mutterschaft dazu gehört, das Kind über die Brust zu nähren.

Ihr lieben Brüste: Ich habe Euch wahrlich nicht gut behandelt, war weder stolz über, noch lieb zu Euch. Wären da nicht die beiden Krebsdiagnosen gewesen mit all den Behandlungen, die mir eine Beschäftigung mit Euch abverlangten, hätte ich Euch nie bewusst berührt und liebgehabt.

Jetzt, wo ich Euch mit einem Abschiedsblick ansehe, tut Ihr mir leid, das habt Ihr nicht verdient, sterben zu müssen vor der Zeit.

Es ist eine Opfergabe, Ihr seid eine Opfergabe und ich bitte Euch um Euer Einverständnis, dass diese Trennung unser „Ding“  hier ist, unsere gemeinsame Sache.

Und vielleicht kommen wir ja nochmal zusammen, als ein gutes Dreieck – Ihr zwei und ich – voll zu mir gehörig, mich erwürdigend und mit Brust-Potenz in einem weiblichen Sinne ausgestattet, nicht in einem pervertieren Verständnis von Macht und Attraktivität, sondern mit dem vollkommenen, würdigen Ausdruck meiner (unserer) Frauenmacht.

Von mir ausgehend, (mich) nährend und erkraftend.

Ja so soll es sein!

1)das Bild zeigt mich, meine liebe Tochter stillend am 2. Tag nach ihrer Geburt

Corona/Krebs – Wahrheit und Wissenschaft

Der Virologe Dr. Christian Drosten war am 24.4. in der ZIB 2. Armin Wolf hatte die Ehre und es war ihm anzusehen, wie begeistert er war, dass es ihm gelang, ein Interview mit ihm zu führen.

Und ja, alles, was Herr Dr. Drosten sagte, war schlüssig, sehr verständlich, einfach ausgedrückt, nicht überheblich – wie viele Menschen in den sozialen Medien bemerkten, bescheiden und sehr sympathisch.

Ja so ist es – spätestens jetzt wissen wir, wie es wirklich ist.

Aber tun wir das wirklich?

Zur Zeit kann ich diese Beeindruckbarkeit gut an mir selbst beobachten – ich höre ein Interview – z.B. jenes von Dr. Drosten und denke – aha, ja sehr schlüssig, eigentlich klar, wenngleich ich bereits mit einem kritischen Ohr zuhöre. Dann höre ich eines von Dr. Wodarg oder vom sehr sympathischen Dr. Arvay, vom klugen, warmherzigen Dr. Bhakdi…. alles sehr schlüssig.

Was soll ich glauben?

Ich gestehe, bei mir ist die Entscheidung schon vor längerer Zeit gefallen.

Auch an Krebskranke wird eine wissenschaftliche Wahrheit herangetragen – Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, Immuntherapie…- das sind die Mittel, mit welchen man den Krebs bekämpft.

Die auf wissenschaftlichen Studien beruhenden Fakten werden mit der gleichen Überzeugungskraft an Menschen herangetragen, wie jetzt die Notwendigkeit einer Impfung, die uns von der drohenden Corona Gefahr befreien wird.

Tausende PatientInnen kommen so gebrieft, man könnte auch sagen, beeinflusst, gar nicht auf die Idee, einen anderen Weg zu gehen, auch weil dieser eine von allen Seiten unterstützt wird. So wird davon ausgegangen, dass, wenn man einen schulmedizinischen Weg geht, man überleben will, sonst gibt man auf. Wir werden vom System unterstützt, indem die Krankenkassen die Kosten für schulmedizinische im Gegensatz zu alternativmedizinischen Methoden übernehmen, die Ärzte uns zugewandt bleiben, die Verwandten beruhigt sind.

Alles andere – wie beispielsweise hochdosierte Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel, eine Ernährungsumstellung, psychologische Unterstützung…. kann man zusätzlich gerne machen, aber doch nicht alleine.

Ebenso gibt es in der Krebstherapie AlternativmedizinerInnen, die ganz und gar die Schulmedizin ablehnen. Auch sie berufen sich auf Studien und Erfahrungen, wenn sie beispielsweise sagen, dass die Chemo mehr Schaden anrichtet als sie Gutes tut. Auch hier eine große Überzeugungskraft, die unseren Blick fokussiert und dadurch blenden kann. Ja so ist es. Ganz klar.

Vor 22 Jahren habe ich 3 Tage nach meiner ersten Krebsdiagnose einen Chirurgen, seines Zeichens eine Berühmtheit auf dem Gebiet von Brustkrebs kontaktiert.

Auf meine Frage, ob ich meinen niedrig malignen Brustkrebs beobachtend (wait and watch), mit einer homöopathischen Therapie und Ernährungsumstellung begleiten könnte, sagte er mit einem tiefen Augen-verdrehenden Seufzer: „Sie haben Krebs!“ und weiter in ungefähr: „Jetzt nehmen wir Ihnen mal die Brust ab, dann sind Sie körperlich geheilt und dann können Sie sich um Ihre Psyche kümmern.“

Glücklicherweise war dieser Chirurg menschlich so unzumutbar, dass eine Behandlung bei ihm nicht in Frage kam.

Aber: es war beeindruckend – es gibt nur diese Möglichkeit, so die Botschaft – State of the Art, nach Stand der Wissenschaft – ist die Ablatio die einzig korrekte Vorgehensweise.

Im Übrigen änderte sich der Stand der Wissenschaft innerhalb von 3 Monaten und so sollte mir, der damals 41-jährigen,  nicht nur die eine sondern auch die andere Brust abgenommen werden – ein 9- stündiger Aufbau sei leicht zu machen (!). Auch die Eierstöcke sollten mir entfernt werden und die jahrelange Einnahme von Tamoxifen, einem Hormonsuppressivum, das mich in einen sofortigen Wechsel gebracht hätte, sei – State of the Art – auch indiziert, so sagte man mir. Sicher ist sicher!

Es ging anders! Und ich fand einen Chirurgen, der mir die Brust beließ und mit liebenden Händen den Tumor entfernte und mir damit ermöglichte, noch 20 Jahre mit meiner Brust zu leben.

Was ich sagen will: Letztlich geht es nicht darum, ob jemand über Überzeugungskraft verfügt. Über eine solche verfügen, man verzeihe mir den Vergleich, Herrscher aller Zeiten. Sie verblendeten den Geist der Menschen und es brauchte lange Zeit, um drauf zu kommen, welch´ tödlichem Irrtum man aufsaß.

Es geht auch nicht (nur) darum, dass eine Theorie schlüssig ist. In sich sind viele Theorien schlüssig – Chemotherapie tötet die Krebszellen und lässt uns überleben, so die von mir zugegeben verkürzt wieder gegebene einleuchtende Theorie. Und das tut sie in vielen Fällen auch. Darüber hinaus stellt sich jedoch die Frage, unter welchen Bedingungen sie auch nachhaltig heilsam wirkt, oder ob sie nicht im Gegenteil die Voraussetzungen schafft, dass dadurch ein neuerliches Krebsgeschehen verursacht wird. Darüber schweigt meines Wissens die etablierte Wissenschaft.

Auch wird nur das Zellgeschehen betrachtet, nicht das Umfeld, sei es das biologische, das individuelle, das psychische, wie auch das der Beziehungen, in welchen der Mensch lebt. Ebenso wird jetzt bezüglich Corona nur auf der Ebene des Virus gesprochen. Der Gesamtkontext – der Einfluss der Immunabwehr und wie sie zu unterstützen ist, wird demgegenüber gar nicht oder zumindest zu wenig ins Bewusstsein gerückt.

Ein weiterer Aspekt ist die Finanzierung von Studien: Man braucht nur das Buch „Die Krebsindustrie“ zu lesen oder den letzten Abschnitt von Langbeins „Weissbuch Heilung“, um zu erfahren, dass die wissenschaftliche Forschung mittlerweile nahezu vollständig von der Pharmaindustrie gesponsert wird, und auch wie die allseits kolportierten Daten zu Stande kommen, dass zum Beispiel die Ergebnisse, welche für deren Wirksamkeit sprechen, mehrmals veröffentlicht werden, solche die die Wirkung nicht bestätigen, hingegen nicht selten unveröffentlicht bleiben.  Um sich ein Urteil zu bilden, sollten wir also fragen, woher die Forschungsgelder kommen und welchem Interesse sie damit folgen.

„In Deutschland gibt es bisher nicht eine einzige Studie, die untersucht, ob und welche der in Kliniken und Praxen eingesetzten Krebsmedikamente tatsächlich den Nutzen für die Patienten bringen, den man laut den Zulassungsstudien erwarten kann. Bei den Pharmaunternehmen erlischt das Interesse in dem Moment, da sie das Medikament zugelassen und auf dem Markt haben, bei den Krankenkassen, da sie es bezahlen müssen und der Preis feststeht. Und für die behandelnden Ärzte gilt, dass sie für weitere Forschungen in der Regel keine finanziellen Mittel haben, weil weder die Industrie noch die Kassen dafür aufkommen wollen. Geld gibt die Industrie meist für Marketingstudien, die der Umsatzsteigerung dienen und nicht der Beantwortung einer ernstzunehmenden Forschungsfrage.“ so Lauterbach (2015, S. 148)

Das ist der Grund, warum Brokkoli keine Lobby hat, warum Nahrungsergänzungsmittel und deren Einfluss auf das Immunsystem nicht untersucht werden und warum auf die Frage nach der Wirksamkeit dieser Mittel schnell einmal mit dem Hinweis auf den Mangel an Studien verwiesen wird. Wie jetzt bei Corona ständig von der Notwendigkeit einer Impfung beziehungsweise pharmazeutischer Produkte verwiesen wird und niemals auf die Unterstützung unserer Basis – nämlich auf Maßnahmen, wie wir unser Immunsystem unterstützen können, sodass wir trotz Infektion nicht schwer erkranken.

Ich würde mir wünschen, dass täglich anstelle der Betonung der Gefahr und der Ohnmacht dem Virus gegenüber Folgendes gesagt wird: „Bitte schauen Sie auf sich. Essen Sie biologisches Gemüse und Obst, atmen Sie bewusst, machen Sie die noch nicht von der Maske bedeckten Augen auf, freuen Sie sich an der Natur, daran, wie sich das Leben durchsetzt. Und freuen Sie sich, dass Sie am Leben sind und atmen können.“

Langer Rede kurzer Sinn:  Nicht alles, was uns mit voller Überzeugung vermittelt wird, ist wahr, weil es oftmals nur einen schmalen Ausschnitt der Wirklichkeit abbildet.

Und es ist an uns, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Wie das viele meiner Krebsgeschwister taten – Miriam Reichel, Gabriele Freytag, Sophie Sabbage und all die Menschen, denen mit eben solcher Gewissheit gesagt wurde, dass sie unbedingt eine schulmedizinische Behandlung brauchen, weil sie sonst nicht mal die wissenschaftlich prognostizierte Lebensdauer – bei Miriam Reichel waren das 8 Wochen – erleben werden.

Sie leben immer noch. Miriam nunmehr seit 15 Jahren, weil und nicht trotzdem sie ihren eigenen Weg gegangen ist, der im Übrigen auch die Schulmedizin einschloss.

Sie alle stellten unbequeme Fragen, starteten ihr eigenes Forschungsprojekt zur Erkundung ihres Krebses und erwarben sich ein Wissen, das über das der wissenschaftlich ausgewiesenen Experten weit hinaus reicht.

Und – sie haben Verantwortung übernommen und den Mut gehabt, für ihre Wahrheit einzutreten.

Nochmal langer Rede kurzer Sinn:

Wir alle verfügen über einem übergeordneten Sinn, der uns erkennen lässt, was für uns wahr und richtig ist. Er ist oftmals vergraben durch eine Erziehung, die uns von uns wegführte, durch Manipulation und Verführung und durch Panikmache, wie jetzt bei Corona.

Diesen Wahrheitssinn sollten wir ent-decken – in einem Fühlen und Erspüren. Vielleicht kann ich nicht erklären, warum etwas von mir als wahr erkannt wird, aber es ist Zweifel-los so.

Was wahrhaftig wahr ist erschließt sich mir aus meiner Resonanz zum Gesamten und dann weiß ich einfach, dass es so ist, wie es ist. Darüber kann es letztlich keine Diskussion geben, weshalb all der aufreibende Austausch über die Wahrheit müßig ist.

Wenn diese meine Wahrheit jedoch bei anderen Resonanz findet, dann ist das ein großes Glück.

Literaturempfehlungen

Freytag, G. (2017). Ein wilder Ort. Marta Press.

Langbein, K. (2014). Weissbuch Heilung. Wenn die Moderne Medizin nicht mehr tun kann. Ecowin.

Lauterbach, K.(2015). Die Krebsindustrie, Wie eine Krankheit Deutschland erobert. Rowohlt

Reichel, M. (2017). Krebs Leben. Die Kombination der Möglichkeiten. Cajus-Verlag

Sabbage, S. (2015). Die Krebsflüsterin. Der 8-schritte-Kompass für einen selbstbestimmten Umgang mit der Krankheit. Irisiana

Momentum, die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für biologische Krebsabwehr verweist immer gut recherchiert auf Forschungsergebnisse https://www.biokrebs.de/gfbk/freundeskreis/momentum-aktuell

Und noch zwei für mich gut dokumentierte und differenzierte Datenanalysen:

https://www.addendum.org/coronavirus/lebensschutz-als-totschlagargument/?fbclid=IwAR17mn35p79HEb_tG0cJF1MLoIrWHV2IdEWXxWmRi52Ea1GNCQTxPh-JHjQ

https://www.martin-hirte.de/coronavirus-2/?fbclid=IwAR2ycUTawSTYDbsChiFHYlwNpkmoFsRc2jRTRk0uW1I5A–6PoR_nq2wX9E

Embrace

Zwei Tage nach der Totaloperation meiner Brüste vor einem Jahr sah ich am Frauentag den Film „Embrace“. Er hat  mich sehr berührt, weil er aufzeigt, wie sehr das Diktat, was als schön gilt, in uns Frauen wirkt. Und auch weil er ermutigend ist, zeigt er doch viele Frauen, die in Bezug auf ihr Aussehen und ihren Körper einen tiefen Transformationsprozess durchliefen.

Mir gefällt mein neues Brust-loses Sein. Mein Leben lang habe ich mich für meine Brüste geniert, obwohl sie „eigentlich“ schön waren, weder waren sie zu groß, noch zu klein, auch waren sie symmetrisch. Nichts auszusetzen. Immer fühlte ich mich exponiert durch sie, dem anonymen, männlichen Blick ausgesetzt, trachtete sie daher zu verbergen, mich einzustülpen.

Jetzt bin ich flach und die Scham ist vorbei, zumindest, wenn ich bekleidet bin, kann ich mich ohne Fritz und Fritzi, meine beiden Ergänzungsteilchen – auch unschön Prothesen genannt, einfach flachbusig zeigen. Selbstverständlich.

Dellen haben sie, wegen des oftmaligen Punktierens und auch Hautverfärbungen, die sich aufgrund der Hämatome nicht zurückgebildet haben. Und natürlich gibt es keine Brustwarzen mehr.

Nein genieren tu´ ich mich nicht dafür.

„Flat is beautiful“ wurde bald zu meiner Devise – (siehe dazu auch: https://krebscoaching.org/2019/02/.  Ich habe leicht reden, bin ich doch seit Jahrzehnten mit meinem lieben Mann verheiratet, der mich liebt und mich schön findet und begehrt, ob mit oder ohne Brüste, auch wenn er sie bisweilen vermisst.

Nur, wenn ich mir vorstelle, dass ich mich im Zuge einer Ayurvedakur massieren lasse oder in eine Sauna gehe, wird mir etwas unbehaglich zumute. Fühle mich aufgefordert, vorzuwarnen.

Da will noch etwas umarmt werden, sodass ich zu meinem Anderssein selbstverständlich stehen kann.

Im Film Embrace werden Frauen vorgestellt, die zum Beispiel aufgrund einer Verbrennung oder eines hormonell bedingten Bartwuchses vor die Wahl gestellt wurden, sich lebenslänglich zu verbergen oder aufwendige Prozeduren auf sich zu nehmen, um den Makel unkenntlich zu machen.

Und es werden viele –  schöne! – Frauen befragt, wie sie ihren Körper finden und die Antworten sind erschreckend – hässlich, zu fett, abstoßend… sei er. Das war schmerzlich zu hören.

Der Film war ein neuerlicher Weckruf, mich immer wieder zu versöhnen mit diesem meinen Körper, wie immer er ist.

Dass es darum geht, uns von der ständigen selbstbezüglichen kritischen Betrachtung unseres Äußeren zu lösen.

Dass es darum geht, nicht mehr unsere Zeit, unser Geld und unsere Energie zu investieren, um einer suspekten – künstlich kreierten – Norm zu entsprechen.

Dass wir Räume – in guter alter feministischer Tradition – kreieren, wo wir uns über all das ehrlich austauschen können und einander zeigen, wie wir aussehen und sind. Dass wir einander auch bekräftigen und unterstützen, in dem was wir eigentlich hier zu schaffen haben.

Dann kann unsere Lebenskraft in unser Wirken hier auf die Erde strömen, wo es ja wahrlich nötig gebraucht wird.

Flat is beautiful

Ein paar Wochen nach meiner Brustkrebsoperation im Jahr 2018 habe ich, damals im Team der Österreichischen PsychologInnen am Frauenlauf teilgenommen. Hier habe ich, weil ziemlich untrainiert, im Schweiße meines Angesichts die Idee geboren, beim nächsten Mal ein Team zu gründen mit dem Titel „FlatIsBeautiful“.

Ich möchte damit ein Zeichen setzen, dass die Brust nicht darüber entscheidet, ob wir schön und weiblich sind. Dass wir vielmehr immer schön sind, ob unsere Brüste groß, klein, oder nur mehr innerlich vorhanden sind.

Wenn Ihr am 26.5.2019 beim Frauenlauf dabei sein, diese Botschaft mitteilen, und dem Team angehören wollt, dann gebt bitte bei der Anmeldung beim Punkt „Zusätzliche Informationen“ an, dass Ihr in einem Team mitlaufen wollt unter dem Teamnamen FlatIsBeautiful. Es muss genauso geschrieben werden. Alle Infos: https://www.oesterreichischer-frauenlauf.at/ 

Die Anmeldung beginnt am 2.3. 2019 und wie jedes Jahr wird es ziemlich bald ausgebucht sein. Ich laufe 5 km, man kann walken oder 10 km laufen. Es lohnt sich eine Stornoversicherung abzuschließen, die ist günstig und gut, wenn frau nicht sicher ist, ob sie teilnehmen kann.

Wenn Ihr dabei sein, oder in einer anderen Form an dem Projekt teilhaben möchtet, dann bitte mir eine email unter beawirth@yahoo.de schicken.

Ich habe vor, dass es Treffen gibt, und wir uns vielleicht auch eine Lauf-Coachin organisieren.

Außerdem möchte ich ein Leiberl designen lassen, wo vorne FlatIsBeautiful steht und hinten „Breast Cancer is not the End  – of Femininity“.

Für Ideen und Mitwirkung in jeglicher Form bin ich dankbar.

 

Busen-los glücklich. Ein Gegenentwurf!

„Es ist eine sehr schwere Zeit“ sagt Elia Bragagna im Radiokollegbeitrag vom 13.3.2018 in Bezug auf die Zeit nach einer Brustkrebsoperation. „Es ist eine schwere Zeit, und es ist harte Arbeit“, zu einem neuen Verhältnis und einem Selbstbild zu kommen, sagt sie da.

Nein, will ich gleich widersprechen. War es nicht. Dieses Jahr – heute jährt sich die 3. Brustkrebsdiagnose – war kein schweres und nein, es war auch keine harte Arbeit, mich mit meinem neuen Selbstbild wohl zu fühlen.

Ja, es war eine intensive Zeit, oftmals eine Hochschaubahn der Gefühle, ein Aufgeregtsein war es, aber nicht dunkel und nicht schwer. So habe ich es erlebt.

Zu allererst war es eine wandelnde Zeit.

Ich durfte noch einmal ganz tief in die Schichten meiner Selbst eindringen, mich von Altlasten befreien. Und dazu gehört auch meine Brust. Ich musste sie nicht hergeben, da hätte es auch andere Wege gegeben, hat es sich doch nicht um einen schnell wachsenden, aggressiven Tumor gehandelt. Diese anderen Wege wollte ich nicht gehen. Ziemlich schnell war klar, dass ich mich von ihr trennen wollte.

Viele wunderbare Erlebnisse hatte ich in diesem Jahr, angefangen von der Suche nach einer geeigneten Form des Umgangs mit der Diagnose. Konnte wieder mal die Bewusstseinsanhebung rund um die Diagnose bemerken, meine Klarheit, die Unbeirrbarkeit in meinem Wissen, was zu tun ist.

Dann durfte ich mich in meinem Mut erfahren, meinen bei den ersten beiden Diagnosen außerordentlich dienlichen Chirurgen zu „entlassen“, weil ich merkte, dass seine Haltung (dass die Brust zu erhalten ist) keine stabile Basis für eine derartig große Unternehmung ist. Dann die Begegnung mit meiner Chirurgin, wir zwei Frauen – zu erleben, wie viel nahezu schwesterliches Einverständnis es in unserer Beziehung gibt.

Für mich war diese Zeit eine lichtvolle.  Eine Zeit der Befreiung, eine Befreiung auch von Konzessionen und Konzepten, woran die Schönheit einer Frau geknüpft ist.

Und dann war sie weg, die Brust, und gar nichts, wirklich gar nichts fehlt mir. So ist es.

Mehr noch, ich habe das Gefühl, endlich in meinem Körper angekommen zu sein, so bizarr das klingen mag. Und der ist nicht mal brustlos, gibt es ja noch diese innere Brust und auch diesen kleinen Brustansatz, der dank der wunderbaren Operation noch immer da ist.

Schön fühl ich mich.

Bei allem Respekt und Verständnis, dass es für viele Frauen leider eine schwere Zeit ist und eine große Belastung,  gilt es dies mitzuteilen:

Nein, es muss keine Katastrophe sein, wir sind keine kastrierten Frauen, Brust- und Sexualitäts-amputiert. Wir können über einen derartigen Einschnitt, der auch patriarchale Bilder von uns, wie wir sein sollen, durchtrennt, zu unserer wahren Kraft und Schönheit finden.

Das gibt es auch.

Da steht sie auf, die alte Feministin in mir und möchte  entgegenrufen: Hej, es ist wichtig, auch davon zu erzählen und nicht bloß, dass es ach´ so schlimm ist (sein muss) und ach´ so eine schwere Zeit.

Lasst uns die Frauen mit ermutigenden Botschaften speisen, dass es im Wesentlichen sooooo was von wurscht ist, für uns und unseren Weg, ob da zwei Gewebsteile an uns dran hängen oder nicht.

Das musste jetzt einmal gesagt werden.

„Krebs lehrt uns viel über das Leben – Langversion

Das ist ein wunderbares Gespräch. Corinna Schöps und Claudia Wüstenhagen haben in der Online Zeit Ausgabe vom 14.Oktober 2016 einen Onkologen, einen Hämatologen und eine Palliativmedizinerin zu den verschiedensten Aspekten rund um die ärztliche Betreuung von krebskranken Menschen befragt.

Die Antworten berühren mein Herz und lassen mich Hoffnung schöpfen, dass es neben der Apparatemedizin und einem medizinischen Vorgehen, das sich nicht an der Individualität des Einzelnen orientiert, MedizinerInnen gibt, die den Menschen im wirklichen Sinne in den Mittelpunkt stellen

Die drei MedizinerInnen sprechen von gestiegenen Heilungsraten bei Kindern, von Erfolgen, was neue Operationstechniken, aber auch die Früherkennung betrifft und dem erfolgreichen Einsatz von Medikamenten bei bestimmten Krebsarten.

Sie sprechen aber auch über den Preis einer Chemotherapie im Sinne von Nebenwirkungen und Langzeitschäden.

Sie sprechen über die in der Fachwelt gefeierten Immuntherapien. Sie relativieren diesbezügliche Hoffnungen, da diese Therapien nur bei einigen Formen von fortgeschrittenem Krebs in Haut, Lunge und Niere und bei einer bestimmten Art von Leukämie wirken und die Überlebensdauer im Schnitt nur um einige Monate verlängert werden kann und dass davon „bloß eine kleine Gruppe von Patienten“ (Hämatologe) profitiert.

Ich finde es wesentlich diese Daten zu veröffentlichen, glauben viele Krebskranke doch – und so wird es ja von der Pharmaindustrie großflächig vermittelt -,  dass die Immuntherapie auch bei Brustkrebs eine Option ist, und dass damit Heilung erfahren werden kann.

Demgegenüber sagt der Onkologe im vorliegenden Interview, dass „wir immer noch nicht gut gerüstet (sind), wenn sehr häufige Krebsarten wie Darmkrebs oder Brustkrebs nach einer zunächst erfolgreichen Therapie wiederkommen.“

Sukzessive geht das Gespräch auf eine essentielle Ebene, es wird über die Machbarkeitsideologie gesprochen, die den Tod (durch Krebs) aus dem Leben ausschließen möchte.

Wertvolle Gesprächsimpulse kommen dazu naturgemäß von der Palliativmedizinerin.

Besonders berührend finde ich, wenn sie über den Umgang mit schwierigen Fragen oder Situationen mit Krebskranken berichtet. Dann wenn sie zum Beispiel über den Umgang mit Prognosen spricht:

Wir haben immer wieder Patienten in einem weit fortgeschrittenen Stadium, die uns fragen, wie viel Zeit bleibt mir denn? Die Frage fürchtet jeder von uns. Ich warne davor, konkrete Zahlen zu nennen. Ich gebe diese Frage immer an den Patienten zurück: „Was haben Sie selbst denn für ein Gefühl? Was sagt Ihr Bauch?“

Auch andere schwierige Aspekte innerhalb eines Krebsweges werden offenherzig benannt. Zum Beispiel der Umstand, dass oftmals bis zuletzt massive Therapien angewandt werden.

Es berührt mich, wenn der Onkologe ein Beispiel aus seiner Praxis beschreibt, wo ein Patient, mit einem fortgeschrittenen Magenkarzinom, Lebermetastasen, Bauchfellkrebs zu ihm kam und nach drei maliger palliativen Chemotherapie zwar eine „tolle Remission“ hatte, über die sich der Onkologe sehr gefreut hat, andererseits aber mit Hilfe einer selbst erstellten Kurve zeigen konnte, dass „mit zunehmendem Erfolg der Chemo wir seine Lebensqualität ruiniert (hatten). Er war ein Turniertänzer ….und am Ende seiner zweiten Chemo war er fix und fertig. Wir haben zwar den Krebs kleiner bekommen, aber der Patient hatte seiner Ansicht nach wenig davon. Ich habe das als Glücksfall empfunden, dass mir ein Patient das mal so krass mitteilt, auch wenn ich enttäuscht war. Ich hatte ihm doch helfen wollen.“

Wie schön, wenn ein Arzt den Patienten in seiner Ganzheit wahrnimmt und ihn darin respektiert. Wie schön auch, dass er sich davon anrühren lässt und dies auch ehrlich ausdrückt.

Das spricht auch ein anderes heikles Kapitel an – das der subjektiven Realität z.B. der Lebensqualität und wie sich ein Patient fühlt gegenüber den Daten, die man aus Röntgenbildern, Tumormarkern, Tumorgröße, gewinnt.

Und es wird auch angesprochen, dass der direkte Kontakt zwischen Ärztin und Patientin im Gespräch und im Erkunden dieser Lebensrealität aber auch die konkrete klinische Untersuchung-  face to face – gegenüber diesen technischen Daten sukzessive zu kurz kommt.

Die Palliativmedizinerin bringt es auf den Punkt: „In unserem perversen System wird auch noch das zwanzigste CT vergütet, aber kaum mal ein Gespräch. Das ist unser Dilemma in der Palliativmedizin. Wir sind sehr zurückhaltend und hinterfragen kritisch, was nötig ist. Aber für ein nicht gemachtes CT kriegen Sie kein Geld.“

Und der Onkologe fügt hinzu dass das fürsorgliche Unterlassen, wo nicht auch noch die nächste Chemotherapie gegeben wird, nicht belohnt wird. “ Wo im Übrigen (so der Hämatologe) Forschungsergebnissen gemäß „manchmal der dritte oder vierte Durchgang mit jeweils anderen Chemotherapeutika schadet, und man darauf verzichten sollte. Da setzt langsam ein Umdenken ein. Aber es wird nicht so systematisch überprüft wie zum Beispiel die Todesrate nach chirurgischen Eingriffen oder Probleme nach dem Einsetzen von Hüften“

Was für ein wunderbares Wort: Fürsorgliches Unterlassen. Ein Unterlassen, das eine Gabe ist im Sinne des Menschen. Und es braucht  viel Behutsamkeit und Feingefühl, die die drei interviewten ÄrztInnen walten lassen, wenn es darum geht die richtigen Worte und Taten zu finden, um den Menschen dort abzuholen, wo er ist – auch in seiner/ihrer vielleicht unrealistischen Hoffnung und ihm nicht das Gefühl zu vermitteln, dass er fallen gelassen wird.

„Diese Taten können auch ein bisschen im Grenzbereich liegen. Man kann zum Beispiel eine Infusion geben, die gar keine Chemo enthält. Für viele Patienten sind die Infusionen über die Jahre zur Gewohnheit geworden, die sind ja manchmal wöchentlich gekommen. Eine Infusion ist für sie identisch mit Therapie. Ich finde, in solchen Fällen ist es nicht falsch zu sagen: „Wir machen keine Chemotherapie mehr, aber wir geben Ihnen etwas anderes, wir gucken jetzt mal, wie wir Sie stärken.“ Ich würde den Patienten damit nicht betrügen. Und dann kann man Vitamine oder Kortison geben.“ so der Onkologe.

Und es zeigt sich, dass, wenn die Ärztin klar machen kann, dass sie den Patienten nicht fallen lässt, den Prozess sorgsam bis zuletzt begleitet, dass diese dann nicht mehr auf eine weitere Chemotherapie besteht.

Ich habe die schönsten Briefe von Angehörigen bekommen, nicht weil ich Patienten geheilt habe, sondern weil ich ihnen unnötige Dinge erspart habe. Das ist kein Therapieabbruch, sondern eine Änderung des Therapieziels. Die Bezeichnung „Therapie abbrechen“ ist ein furchtbarer, ein saudummer Begriff.“ so der Hämatologe.

Das Interview lässt in wunderbarer Weise durchklingen, dass die ÄrztInnen dem Fluss des Lebens folgen, auch wenn es sich um das Sterben handelt, und dass auch Aspekte, wie zum Beispiel das Verdrängen der furchteinflößenden Realität einer Krebsdiagnose als eine Ressource, eine Schutzfunktion gesehen wird.

Verdrängung ist wie eine Wand, aber meistens ist die irgendwo löchrig, und ich schaue dann immer vorsichtig, wo sie ein bisschen brüchig ist. Ich sage dann: „Lassen Sie uns mal überlegen, was wäre, wenn es jetzt nicht so gut laufen würde, haben Sie mal darüber nachgedacht? Wissen Sie, ich kenne Patienten, die hoffen auch ganz stark, aber manchmal haben sie doch ein paar Zweifel zwischendurch. Ist das bei Ihnen auch so?“ Und es ist erstaunlich, wie weit man da kommt. So führen wir Patienten behutsam an die Realität heran, damit sie Entscheidungen treffen können.“ so die Palliativmedizinerin.

Die Palliativmedizin erfährt in dem Gespräch explizit eine Würdigung, die über ihren Stellenwert am Ende des Lebens hinausreicht.

So sagt der Onkologe: „Die Palliativmedizin wurde ja lange Zeit gar nicht richtig ernst genommen und von manchen sogar verachtet. Ich denke aber, sie könnte den Medizinbetrieb still und unterschwellig revolutionieren. Hier herrscht ein anderes Verhältnis zwischen Arzt und Patient, eine andere Ethik, die die Grenzen des Machbaren anerkennt. Dieses subversive Potenzial sollten wir mehr nutzen.“

Was für eine Aussage!  Wie würde ein Medizinbetrieb wohl aussehen, wenn die Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt würden, wenn darauf geachtet wird, dass die Bedingungen so freundlich sind, dass sich ein Wohlbefinden, ein Wohlgefühl einstellen kann.

Wie absurd, dass diese Art der Fürsorge so oft erst zum Ende des Lebens stattfindet. Und ich könnte mir vorstellen, dass sich derartige Bedingungen zu einem früheren Zeitpunkt vielleicht sogar lebensverlängernd auswirken, dann nämlich, wenn ein Aufatmen, ein Aufgehoben sein stattfindet, dann kann vielleicht auch ein Auf-Leben stattfinden.

Das ganze Gespräch zwischen den drei MedizinerInnen ist sehr differenziert, es gibt kein plakatives Entweder-Oder, kein Schwarz – Weiß. Es wird das Leben (mit Krebs) so vielschichtig beantwortet, wie es ist.

Auch wenn es sich um den Akt des Sterbens handelt. „Sterben ist so individuell wie das Leben.“ sagt dazu die Palliativmedizinerin und meint weiter, dass sich zwar viele Menschen wünschen zu Hause zu sterben, dass damit aber oftmals die Verwandten überfordert sind und damit nicht die Unterstützung geben können, die es braucht.

Es wird betont, wie wesentlich es ist, auf Fragen über das Sterben zu antworten, aufzuklären, welche Möglichkeiten der Linderung es gibt.

Und es ist heilsam zu lesen, dass  „die Erfahrung lehrt, dass wir doch ein relativ friedliches Sterben ermöglichen können. Diese Vorstellung, die immer in den Köpfen herumschwirrt, Sterben ist Agonie, ist Kampf, ist immer mit Schmerzen verbunden – stimmt überhaupt nicht. “ so die Palliativmedizinerin.

Dann, wenn Klarheit über den Vorgang und die Hilfen beim Sterben besteht, und wenn der Mensch schmerzfrei ist und auch seine Wünsche nach einem würdevollen Sterben berücksichtigt werden, dann erübrigt sich auch der Wunsch nach einer Sterbehilfe. „Die (welche ursprünglich einen Wunsch nach Sterbehilfe hatten; Anm. BTW) hatten eigentlich gemeint: Ich möchte so nicht mehr leben, ich kann diese Schmerzen nicht aushalten, diese Atemnot, die Angst. Wenn Sie das lindern, ist das kein Thema mehr.“

und weiter

„Es gibt Prozesse zum Ende des Lebens, die wir nicht absehen können, die wir auch nicht beurteilen können, da ist noch viel möglich, sodass ein Leben vielleicht doch ein Stück weit vollendet ist. Es gibt psychologische Phänomene, wie sich der Mensch an Situationen anpasst. Das nennt sich response shift. Ich kalibriere mein Wertesystem so, dass etwas für mich wertvoll ist oder Lebensqualität bekommt, von dem ich früher gesagt hätte, das ist für mich inakzeptabel.“ so die Palliativmedizinerin.

Abschließend – als eine Art Credo –  des Gesprächs möchte ich den Onkologen zitieren:

Man lernt so viel über das Leben, wenn man mit Krebskranken arbeitet. Das ist der Grund, warum ich mich mit der Onkologie beschäftige. Und ich denke, das neue Zeitalter könnte darin bestehen, dass man beharrlich weiterforscht, die Therapien verbessert, aber gleichzeitig akzeptiert, dass es Grenzen gibt, da kann eine gute Palliativmedizin trösten und helfen. Aber dass man Krebs als Teil unseres Lebens versteht, denn er ist ein Teil davon.“

Das einzig Irritierende an diesem wunderbaren, hoffnungsstiftenden Gespräch ist der Umstand, dass nirgends eine Namensnennung dieser ÄrztInnen zu finden ist.

Ist es vielleicht ein Tabu, vielleicht sogar existenzgefährdend als Arzt/ Ärztin, sich derart freimütig über den Umgang im Medizinbetrieb, über die übermäßige Großzügigkeit in der Anwendung von Chemotherapeutika, über die noch gar nicht so große Wirksamkeit von neuen Therapien zu äußern.

Ist es vielleicht gefährlich, den Krebs als Arzt nicht in erster Linie ausrotten zu wollen sondern ihn und  auch das Sterben zum Leben gehörig zu sehen und demgemäß zu behandeln .

Das ganze Interview ist unter  www.zeit.de/2016/38/chemotherapie-krebs-immuntherapien-palliativmedizin-onkologie-haematologie

 

„Krebs lehrt uns viel über das Leben“ – Kurzversion

Das ist ein wunderbares Gespräch. Corinna Schöps und Claudia Wüstenhagen haben in der Online Zeit Ausgabe vom 14. Oktober 2016 einen Onkologen, einen Hämatologen und eine Palliativmedizinerin zu den verschiedensten Aspekten rund um die ärztliche Betreuung von krebskranken Menschen befragt.

Die Antworten berühren mein Herz und lassen mich Hoffnung schöpfen, dass es neben der Apparatemedizin und einem medizinischen Vorgehen, das sich nicht an der Individualität des Einzelnen orientiert, MedizinerInnen gibt, die den Menschen im wirklichen Sinne in den Mittelpunkt stellen

Die drei MedizinerInnen sprechen von gestiegenen Heilungsraten bei Kindern, von Erfolgen, was neue Operationstechniken, aber auch die Früherkennung betrifft und dem erfolgreichen Einsatz von Medikamenten bei bestimmten Krebsarten.

Sie sprechen aber auch offen über den Preis einer Chemotherapie im Sinne von Nebenwirkungen und Langzeitschäden.

Sie sprechen über die in der Fachwelt gefeierten Immuntherapien. Sie relativieren diesbezügliche Hoffnungen, da diese Therapien nur bei einigen Formen von fortgeschrittenem Krebs in Haut, Lunge und Niere und bei einer bestimmten Art von Leukämie wirken und die Überlebensdauer im Schnitt nur um einige Monate verlängert werden kann und dass davon „bloß eine kleine Gruppe von Patienten“ (Hämatologe) profitiert.

Ich finde es wesentlich, diese Daten zu veröffentlichen, glauben viele Krebskranke doch – und so wird es ja von der Pharmaindustrie großflächig vermittelt -,  dass die Immuntherapie (bislang) auch bei Brustkrebs eine Option ist, und dass damit Heilung erfahren werden kann.

Demgegenüber sagt der Onkologe im vorliegenden Interview, dass „wir immer noch nicht gut gerüstet (sind), wenn sehr häufige Krebsarten wie Darmkrebs oder Brustkrebs nach einer zunächst erfolgreichen Therapie wiederkommen.“

Sukzessive geht das Gespräch auf eine essentielle Ebene, es wird über die Machbarkeitsideologie gesprochen, die den Tod (durch Krebs) aus dem Leben ausschließen möchte.

Wertvolle Gesprächsimpulse kommen dazu naturgemäß von der Palliativmedizinerin.

Besonders berührend finde ich, wenn sie über den Umgang mit schwierigen Fragen oder Situation mit Krebskranken berichtet. Dann wenn sie zum Beispiel über den Umgang mit Prognosen spricht oder andere schwierige Aspekte innerhalb eines Krebsweges offenherzig benannt werden. Zum Beispiel der Umstand, dass oftmals bis zuletzt massive Therapien angewandt werden.

Wie schön ist es zu hören, wenn ein Arzt (in diesem Fall der Onkologe, der aus seiner Praxis spricht) den Patienten in seiner Ganzheit wahrnimmt und ihn darin respektiert. Wie schön auch, dass er sich davon anrühren lässt und dies auch ehrlich ausdrückt.

Das spricht auch ein anderes heikles Kapitel an – das der subjektiven Realität z.B. der Lebensqualität und wie sich ein Patient fühlt gegenüber den Daten, die man aus Röntgenbildern, Tumormarkern, Tumorgröße, gewinnt.

Und es wird auch angesprochen, dass der direkte Kontakt zwischen Ärztin und Patientin im Gespräch und im Erkunden dieser Lebensrealität aber auch die konkrete klinische Untersuchung –  face to face – gegenüber diesen technischen Daten sukzessive zu kurz kommt.

Und es wird auch darüber gesprochen,  dass „das fürsorgliche Unterlassen nicht belohnt (wird) “ (so der Onkologe), wo nicht auch noch die nächste Chemotherapie gegeben wird, wenn absehbar ist, dass sie weder Linderung noch Heilung verspricht.

Was für ein wunderbares Wort: „Fürsorgliches Unterlassen.“ Ein Unterlassen, das eine Gabe ist im Sinne des Menschen. Diese Gabe gilt es mit Feingefühl und Behutsamkeit zu vermitteln, damit sich der Patient nicht fallen gelassen fühlt. Es gilt auch Taten zu setzen, die vielleicht im Grenzbereich liegen, wo eine Infusion ohne Chemo nur mit Vitaminen und Kortison gegeben wird, um dem Menschen nicht den letzten Strohhalm an Hoffnung zu nehmen.

Und es zeigt sich, dass, wenn die Ärztin klar machen kann, dass sie den Patienten nicht fallen lässt, den Prozess sorgsam bis zuletzt begleitet, dass dann die Patienten nicht mehr an der Chemotherapie festhalten..

Das Interview lässt in wunderbarer Weise durchklingen, dass die ÄrztInnen dem Fluss des Lebens folgen, auch wenn es sich um das Sterben handelt, und dass auch Aspekte, wie zum Beispiel das Verdrängen der furchteinflößenden Realität einer Krebsdiagnose als eine Ressource, eine Schutzfunktion gesehen wird.

Sensationell finde ich die Aussage des Onkologen, der die Palliativmedizin als revolutionäre Kraft im Medizinbetrieb würdigt, weil „hier ein anderes Verhältnis zwischen Arzt und Patient (herrscht), eine andere Ethik, die die Grenzen des Machbaren anerkennt.“

Was für eine Aussage!  Wie würde ein Medizinbetrieb wohl aussehen, wenn die Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt würden, wenn darauf geachtet wird, dass die Bedingungen so freundlich sind, dass sich ein Wohlbefinden, ein Wohlgefühl einstellen kann.

Wie absurd, dass diese Art der Fürsorge so oft erst zum Ende des Lebens stattfindet. Und ich könnte mir vorstellen, dass sich derartige Bedingungen zu einem früheren Zeitpunkt vielleicht sogar lebensverlängernd auswirken, dann nämlich, wenn ein Aufatmen, ein Aufgehoben sein stattfindet, dann kann vielleicht auch ein Auf-Leben stattfinden.

Das ganze Gespräch zwischen den drei MedizinerInnen ist sehr differenziert, es gibt kein plakatives Entweder-Oder, kein Schwarz – Weiß. Es wird das Leben (mit Krebs) so vielschichtig beantwortet, wie es ist.

Auch wenn es sich um den Akt des Sterbens handelt, wird der Individualität Rechnung getragen

Es wird betont, wie wesentlich es ist, auf Fragen über das Sterben zu antworten, aufzuklären, welche Möglichkeiten der Linderung es gibt.

Und es ist heilsam zu lesen, dass  „die Erfahrung lehrt, dass wir doch ein relativ friedliches Sterben ermöglichen können. Diese Vorstellung, die immer in den Köpfen herumschwirrt, Sterben ist Agonie, ist Kampf, ist immer mit Schmerzen verbunden – stimmt überhaupt nicht. “ so die Palliativmedizinerin.

Dann, wenn Klarheit über den Vorgang und die Hilfen beim Sterben besteht, und wenn der Mensch schmerzfrei ist und auch seine Wünsche nach einem würdevollen Sterben berücksichtigt werden, dann erübrigt sich auch der Wunsch nach einer Sterbehilfe.

Abschließend – als eine Art Credo, des Gesprächs möchte ich den Onkologen zitieren:

Man lernt so viel über das Leben, wenn man mit Krebskranken arbeitet. Das ist der Grund, warum ich mich mit der Onkologie beschäftige. Und ich denke, das neue Zeitalter könnte darin bestehen, dass man beharrlich weiterforscht, die Therapien verbessert, aber gleichzeitig akzeptiert, dass es Grenzen gibt, da kann eine gute Palliativmedizin trösten und helfen. Aber dass man Krebs als Teil unseres Lebens versteht, denn er ist ein Teil davon.“

Das einzig Irritierende an diesem wunderbaren, hoffnungsstiftenden Gespräch ist der Umstand, dass nirgends eine Namensnennung dieser ÄrztInnen zu finden ist.

Ist es vielleicht ein Tabu, vielleicht sogar existenzgefährdend als Arzt/Ärztin, sich derart freimütig über den Umgang im Medizinbetrieb, über die übermäßige Großzügigkeit in der Anwendung von Chemotherapeutika, über die noch gar nicht so große Wirksamkeit von neuen Therapien zu äußern.

Ist es vielleicht gefährlich, den Krebs als Arzt nicht in erster Linie ausrotten zu wollen, sondern  ihn, und ja auch das Sterben, zum Leben gehörig zu sehen und ihn dementsprechend zu behandeln.

Das ganze Interview ist unter  www.zeit.de/2016/38/chemotherapie-krebs-immuntherapien-palliativmedizin-onkologie-haematologie