Viele krebskranke Menschen empfinden ihre Diagnose oder auch den Zeitpunkt des Therapieabschlusses als einen Geburtstag – das zweite Mal geboren zu sein. Das wollen sie würdigen, indem sie dem Veränderten und dem was noch zu tun ist, Beachtung schenken, sich immer wieder daran erinnern, was richtig ist zu tun.
Das will ich heute tun, an meinem 59. Geburtstag: Möchte den Geburtstag als Möglichkeit der Neuausrichtung mit mir selbst nutzen, achtsam möchte ich sein auf das, was wesentlich, meinem Wesen entsprechend ist.
Dann eröffnet sich ein Raum, ein Lebens-Raum, wo sich Wesentliches ereignen kann.
Und da ist zunächst meine Sehnsucht nach Einkehr, einkehren in mein Körper-Geist-Haus, still werden, den Samen Raum zum Keimen geben, dann staunen, was da so alles entsteht aus dem vermeintlichen Nichts – schöpferisch Sein im sprichwörtlichen Sinn, etwas erschaffen, etwas durch mich sich erschaffen lassen, sodass sich das Göttliche über mich ausdrücken kann.
Mich neu, immer neu verbinden mit dem Über-Persönlichen, das ist Labsal, Nahrung.
Ja das möchte ich. Das will ich pflegen, auf dass ich mich im tieferen Sinne als die, die ich hier angelegt bin zu sein, immer wieder aufs Neue ins Leben gebäre.
Oder wie Rilke sagt:
Ach nicht getrennt sein,
Nicht durch so wenig Wandung
ausgeschlossen vom Sternenmaß.
Innres was ist´s,
wenn nicht gesteigerter Himmel,
durchworfen von Vögeln und tief
von Winden der Heimkehr.