Diagnose Krebs – Geburtstag

Viele krebskranke Menschen empfinden ihre Diagnose oder auch den Zeitpunkt des Therapieabschlusses als einen Geburtstag – das zweite Mal geboren zu sein. Das wollen sie würdigen, indem sie dem Veränderten und dem was noch zu tun ist, Beachtung schenken, sich immer wieder daran erinnern, was richtig ist zu tun.

Das will ich heute tun, an meinem 59. Geburtstag:   Möchte den Geburtstag als Möglichkeit der Neuausrichtung mit mir selbst nutzen, achtsam möchte ich sein auf das, was wesentlich, meinem Wesen entsprechend ist.

Dann eröffnet sich ein Raum, ein Lebens-Raum, wo sich Wesentliches ereignen kann.

Und da ist zunächst meine Sehnsucht nach Einkehr, einkehren in mein Körper-Geist-Haus, still  werden, den Samen Raum zum Keimen geben, dann staunen, was da so alles entsteht aus dem vermeintlichen Nichts – schöpferisch Sein im sprichwörtlichen Sinn, etwas erschaffen, etwas durch mich sich erschaffen lassen, sodass sich das Göttliche über mich ausdrücken kann.

Mich neu, immer neu verbinden mit dem Über-Persönlichen, das ist Labsal, Nahrung.

Ja das möchte ich. Das will ich pflegen, auf dass ich mich im tieferen Sinne als die, die ich hier angelegt bin zu sein, immer wieder aufs Neue ins Leben gebäre.

Oder wie Rilke sagt:

Ach nicht getrennt sein,

Nicht durch so wenig Wandung

ausgeschlossen vom Sternenmaß.

Innres was ist´s,

wenn nicht gesteigerter Himmel,

durchworfen von Vögeln und tief

von Winden der Heimkehr.

 

Diagnose Krebs – Arztwahl

Krebs ist mittlerweilen in den meisten Fällen eine chronische Krankheit, das heißt, dass mein Onkologe oder auch Komplementärmediziner mich über eine lange Zeitspanne begleiten wird.

Auch hier wie in der Therapiewahl halte ich es für günstig, sich für die Arztwahl genügend Zeit zu lassen, verschiedene Kontakte aufzunehmen, bis die Entscheidung für einen Arzt oder eine Ärztin getroffen wird.

Da neben den schul- und komplementärmedizinischen Maßnahmen die Beziehung ein heilendes Agens ist, ist es wichtig, einen Arzt zu wählen, der neben seiner Kompetenz ein Engagement an mir und meinem Prozess, Mitgefühl und ein menschliches Verbundensein erkennen lässt.

Servan Schreiber schreibt in seinem Anti-Krebs Buch: „Ich wählte lieber einen Arzt, der mich am besten verstand, wer ich war und was ich erlebt hatte, und dessen direkter Blick und warmherzige Art mir gefielen. Ich fühlte mich in guten Händen, bevor er mich untersucht hatte“.

Ein absolutes No Go ist für mich, wenn Drohungen wie „Wenn Sie diese Behandlung nicht machen, dann werden Sie nicht mehr lange leben“ ausgesprochen werden,  wenn Druck ausgeübt wird, wenn  Geringschätzung meiner Expertise für meinen Körper und mein Leben spürbar ist.

Es ist wichtig, dass ich vertrauen kann, dass ich  keine Angst zu haben brauche, dass ich mich gut aufgehoben fühle, dass ich mich in meiner Ebenbürtigkeit geschätzt fühle. Mein begleitender Arzt, meine Ärztin ist offen für meine Fragen und schätzt mich  als ebenbürtige Partnerin auf dem Krebsweg. Es soll also ein im sprichwörtlichen Sinne  Arzt meines Vertrauens sein.

Dann kann ich mich sogar, wie in meinem Fall, auf die Begegnungen mit meinem Arzt freuen, weil ich auch das Interesse an mir als Mensch wahrnehme.

Darüber hinaus wäre es günstig, wenn der Arzt/die Ärztin gegründet ist in einem Wissen, dass alles möglich ist, jede heilsame Wendung sich vollziehen kann, der/die Vertrauen in die Selbstheilungskräfte hat.

Eugene Gendlin, der geniale Denker und Begründer der Focusing Therapie sagt in Bezug auf den Menschen einen schönen Satz: „Es ist immer jemand drinnen“ .

Ein Arzt, der diesen Jemand, der drinnen ist, in den Blick nimmt ist ein guter Arzt.