Mein gutes Leben

Das gute Leben fängt mit dem Aufhören an – aufhören mit all den Angewohnheiten.

Ange-Wohn-heiten.

Welch ein Wort!

Da hat sich was rAn an mich gemacht, und dann dringt es ein in mich, was zuvor noch draußen war als eine Möglichkeit, eine von vielen Möglichkeiten.

Es freut sich, diese eine Möglichkeit, die ich fortan immer und immer wieder wähle – „Ja, nimm mich, ich bin gut für Dich“, sagt es, flüstert, schreit es, „ich nehme Dir Deine Unruhe, Deine Verzweiflung, Deine Langeweile, Deinen Zorn, Deine Angst – ruhig mach ich Dich, beschäftigen tu´ ich Dich und schon ist es weg, was Dich grad „gebissen“ hat.

Versprochen, Deal!

So kommt es näher und näher und schon verstellt es den Blick für all die anderen Möglichkeiten, –  für mich und das, was eigen-tlich da ist in mir.

Langsam zieht es ein, mit all den Möbelstücken, die nicht meine sind, und so wird meine Körper-Geist-Wohnung langsam ent-eignet. Nicht mehr meine.

Meine – mit all den vielen schönen Zutaten, die mein Leben reicher machen und erfreuen.

Kein Platz.

Kein Raum.

Alles verstellt.

Kein Ausdehnen, kein Atmen, renn´ mir dem Kopf an – bald einmal ausweglos.

Jetzt

Ausräumen, Zupacken, Schleppen, Stemmen oder einfach all das Gerümpel beim Fenster rausschmeißen, wie sie das in Neapel so tun zu Silvester.

Radikal.

So!

Das ist jetzt vollbracht.

Jetzt

Neu-Beginnen.

Keine unverrückbaren (Zucker, Rauch, Alkohol, Trägheits,….)- Einbauschränke mehr – unveränderbar für Jahrzehnte.

Ein leichtes, lindgrünes Sofa, vielleicht mitten im Raum, und dann mal sehen, Sitzen und Schauen, von diesem guten Platz der Freiheit aus.

Braucht´s noch was, ist´s genug?

Wären da nicht diese Ideen vom Brauchen und Müssen, ist es meistens mit wenig, manchmal, oft mit Nichts genug.

Sitzen – hier auf meinem lindgrünen OrganismusSofa.

Platz nehmen in mir.

Still sein.

Sitzen.

Schauen.

Und den unendlichen Reichtum des Lebens fühlen.

Jetzt

Die Auferstehung des Menschen

Die Auferstehung Christi gilt als ein Mysterium, das nur Jesus Christus vorbehalten scheint.

Es ist tief in uns im wahrsten Sinne des Wortes „eingefleischt“, dass die Materie Materie ist und damit fest und unveränderlich. Beziehungsweise ist sie nur durch massivste Einwirkung von Materie auf Materie zu verändern. Dies geschieht in der Onkologie zum Beispiel durch Chemotherapie, Operation und Bestrahlung, damit soll die Materie Krebs bekämpft und zerstört werden.

Dem gegenüber stehen Erfahrungsberichte von Menschen, die trotz einer außerordentlich schlechten Prognose und teilweise unter Verzicht auf derart materielle Einflussnahme geheilt sind. Berichte darüber finden sich zum Beispiel in Büchern wie „Spontanheilung“, „Du bist das Placebo“, „9 Wege zu einem krebsfreien Leben“ und „Geheilt“ (siehe dazu auch die Buchempfehlungen auf dieser Seite) oder auch das wunderbare Beispiel von Miriam Reichel, die ihren als unheilbar geltenden Krebs und eine Überlebensprognose von 8 Wochen mittlerweile um mehr als 17 Jahre vollkommen gesund und glücklich überlebt hat https://krebscoaching.org/2020/06/30/krebs-leben-die-kombination-der-moeglichkeiten/.

Auch in der von der Deutschen Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr herausgegebenen Zeitschrift „momentum – Gesund leben bei Krebs“ stellen immer wieder an Krebs erkrankte Menschen ihren Heilungsweg dar.

Diese Menschen haben sich, teilweise weil die Schulmedizin nichts mehr für sie tun konnte, zu einem eigenen (geistigen) Weg entschieden und siehe da – Heilung geschah. Sie sind auferstanden.

Auch wenn sich Auferstehung oftmals nicht derart spektakulär vollzieht, findet sie meiner Ansicht nach auf dem Krebsweg oft statt. Dann beispielsweise, wenn wir herausgefordert sind, für unsere Bedürfnisse, unseren Therapieweg und für unser Leben einzutreten. Aber auch, wenn wir nach einem langen Leidensweg wie Phönix aus der Asche auftauchen und wieder zu Kräften kommen. Auferstehung kann aber auch wie Manuela Mutschler es versteht als das Finden der eigenen Essenz verstanden werden  – siehe dazu http://www.helfendekräfte.com/2016/03/26.

Letztlich steht uns allen die Möglichkeit zur Auferstehung zur Verfügung wie es vom weisen Friedrich Benesch im Buch „Ostern“ so treffend beschrieben wird, nämlich im Sinne einer „Vollmacht über das eigene Bewusstsein, Vollmacht über die schaffende, liebevolle Seele, Vollmacht über die sich verwandelnde Selbst erzeugende Auferstehungs-Leiblichkeit“.

Oder um es in meinen Worten zu sagen:

Vollmacht über all mein Angelegt-Sein und mein geistiges Potential, auf dass ich aus der Determiniertheit der Gesetze der Materie mich erhebe und die Gesetze des Geistes auf die Materie wirken lassen kann.

Die Hochschaubahn

Für mich ist das nichts – das Hochschaubahnfahren.

Wann man hinauffährt, weiß man schon, dass es bald einmal dem Abgrund entgegen geht.

Dann der höchste Punkt, da ist nichts von Aussicht genießen, ein kurzes Verweilen, dann geht´s  schon wieder in rasendem Tempo bergab.

Da könnte ich dann schon aussteigen – Boden unter den Füßen – einfach gehen auf einer Ebene.

Am 1.12. wurde ich aus dem Spital entlassen, nachdem ich in einen Abgrund stürzte, unerwartet und heftig – Mit dem Heimkommen konnte ich wieder Boden unter den Füßen spüren – da sein, mich spüren, Sicherheit. – UP

„Jetzt nach der schweren Corona-Erkrankung fängt ein neues Leben an, ein von Krankheit befreites Leben, eines, in dem das Wohlgefühl und die Freude vorherrscht“– dachte ich.

Ja die Lunge war noch geschädigt, verständlich, aber ich konnte Zeugin meiner Selbstheilungskräfte sein und schon bald ohne nachfolgenden halbstündigen Hustenanfall die Stiegen zu meinem Zimmer erklimmen – UP

„Zur Sicherheit machen wir ein CT, um etwaige profunde Schäden auszuschließen“, meinte der Lungenfacharzt Anfang Jänner.

Ganz sicher war ich nicht, ob ich das wollte, aber warum nicht.

Dann der Befund – da musste ich ein Wort lesen „suspekter blastomatöser Herd“.

Mittlerweile etwas kundig in der medizinischen Terminologie wusste ich sogleich, dass das wahrscheinlich nicht Gutes bedeutet.

Der Herr Lungenfacharzt bestätigte meine Befürchtung und drängte auf weitere Untersuchungsmaßnahmen – eine Biopsie und/oder ein PET-CT. Ich verhandelte mir 5 Wochen Regenerations- und Bedenkzeit aus.

Das gab mir erneut einen Boden unter den Füßen und so konnte ich beide Diagnoseoptionen  für 5 Wochen ausblenden.

Die tägliche Atemmeditation – sehr empfehlenswert – Quantum Light Breath von Jeru Kabal – trug mich in höchste Wissensgefilde. Ich wusste, dass alles gut ist und sein wird und war ruhig – UP

Der Tag des PET-CT rückte näher, ein mulmiges Gefühl beschlich mich schon im Vorhinein und dann wurden aus einem drei suspekte, weil stoffwechselaktive Herde – 2 in der Lunge und einer in meiner nicht mehr vorhandenen Brust (das gibt es auch).

Und wieder war es ein Wort, das mein Gefühlsgefährt hinunter stürzen ließ – SBL – „Sekundärblastomatöse Läsion“ – gar nicht gut, umgangssprachlich: eine Metastase.

Wow – damit hatte ich nicht gerechnet. Schwerkrank, ohne mich als solche zu fühlen. – DOWN DOWN

Dank meiner lieben Zwillingsschwester, die selbst Lungenfachärztin und Wissenschaftlerin ist, erhielt ich nähere Auskünfte. Leider musste ich erkennen, dass es ganz und gar nicht selbstverständlich ist, dass ich als Patientin mit der Nuklearmedizinierin selbst sprechen kann, wie es nicht mal selbstverständlich ist, dass der Befund nicht bloß dem zuweisenden Arzt sondern auch mir ausgehändigt wird. ,

Die Stoffwechselaktivität dieser drei Herde war nämlich zwar über dem Höchstwert, der als gesund gilt, aber dennoch nicht so hoch, dass mit Sicherheit ein höchst alarmierendes Krebsgeschehen sich in mir ausbreitet – UP

Schnell entschied ich mich für eine OP des Knotens am Brustrand, wollte ich doch keinen in die Rippe wachsenden Krebs riskieren.

Meine Chirurgin empfing mich im Aufwachraum mit der guten Botschaft – im Gefrierschnitt war kein (gravierendes) Krebsgeschehen zu sehen und auch im Entlassungsbericht stand „Exzision gutartiger Läsionen“

Welche eine Erleichterung – beflügelt verließ ich das Krankenhaus bereits am OP Tag. Jetzt nur noch die Narben verheilen lassen und dann einfach leben.

Die Histo stand zwar noch aus, dennoch war ich froh – UP

Dann der Anruf meiner Chirurgin – Leider ist es doch bösartig.

„Leider“ und „bösartig“ sind keine guten Worte im Zusammenhang mit Krebs und demensprechend erschüttert war ich von dieser Nachricht. Mittlerweile war ich bereits so verunsichert und entfernt von meiner inneren Stimme – die bis jetzt immer in genauem, intuitiven Wissen um das Geschehen war, dass ich mir alles vorstellen konnte – der Krebs, der ja bislang niemals kein wirklich böser war ist mutiert und es handelt sich um ein G3 und die Lungenherde sind wahrscheinlich doch Metastasen – DOWN.

Als der Befund dann tatsächlich da war, es ist wieder ein G1 – das heißt ein langsam wachsendes Geschehen – war die Erleichterung erneut groß – ein vorsichtiges UP.

Wie gesagt: Hochschaubahnfahren ist nicht so mein´s. Da schau ich lieber, was mir einen Boden unter den Füßen bereitet:

  • Wissen ist ein Boden
  • Eigene Forschung, mich nicht zufriedengeben mit dem Wissensstand der ÄrztInnen – ist ein Boden
  • Unbequeme Fragen stellen und lästig sein (dürfen) – ist ein Boden
  • Selbst entscheiden, wann, was richtig und stimmig ist, zu tun – ist ein Boden.
  • Menschen, die mich in der Gründlichkeit und Genauigkeit unterstützen – ist Boden
  • Menschen, die mir ihre Liebe bekunden und an meiner Seite gehen – ist ein Boden.
  • Dinge, zu tun, die mich anheben, ist ein Boden, ein Himmelsboden – zu meditieren, berührende Musik zu hören, zu schreiben, vor allem, wenn mein Schreiben aus einer höheren Ebene kommt.
  • Verantwortung zu übernehmen für mein Leben (mit Krebs) – ist ein Boden
  • Mein Leid, meine Sorgen, die Ratlosigkeit und Verzweiflung in göttliche Hände zu geben – ist ein himmlischer Boden.
  • In die Stille gehen, ist der profundeste Boden

Mit diesem Boden, der letztlich mein innerstes Zentrum ist, mit einem Bewusstsein über mein Ich, das durch alles durchzugehen vermag, kann ich mich den Bewegungen der Ups and downs (leichter) überlassen – mal mehr und mal weniger.

Ich muss den Atem nicht anhalten, kann das das Abenteuer des Lebens begrüßen, – mal mehr und mal weniger – und ich kann eine Sicherheit spüren, die nicht so leicht zu gefährden ist.

Dann wird die Achterbahn zur Hoch-Schau-Bahn und ich kann sehen, wie weit und groß das Leben ist.

Das Leben feiern!

Heute ist mein 4. Busenlos-Geburtstag.

Welch´ ein großes, freudiges Ereignis war das damals!

Vieles ist in der Zwischenzeit passiert, Vieles hat mir sehr zugesetzt, hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht und am Leben verzweifeln lassen.

Und dann Ende November, auf der Intensivstation, als ich einige Zeit zwischen Leben und Tod schwebte, habe ich zu tiefst erkannt, dass das Leben per se ein kostbares Geschenk ist.

So habe ich eine Entscheidung getroffen:

Den Flirt mit dem Tod zu beenden und das Leben, wie immer es sein mag, anzunehmen.

Diese Entscheidung wurde nach einer kurzen glückseligen Erholungszeit mit meiner Familie stark herausgefordert.

Ein CT und nachfolgend ein PET CT zeigte 3 suspekte Herde, 2 in der Lunge und einen in meiner nicht mehr vorhandenen Brust.

Das war ein schwerer Schlag.

Dennoch – Dank der liebevollen Unterstützung meiner Familie und FreundInnen hielt die Entscheidung für´s Leben – erstaunlich!

Und ich konnte unaufgeregt, nur hin und wieder unterbrochen von verschattenden Einbrüchen immer wieder ganz im Moment sein und das Leben, das ja – immer – ganz (für mich) da ist, erfahren.

Die Histo von der Brust-OP letzte Woche steht noch aus, und auch die beiden Herde werden wohl noch eine Weile da sein.

Dennoch – ich bin wild entschlossen, mich nicht von Befunden und meinen Stimmungen vereinnahmen zu lassen, meiner Entscheidung treu zu bleiben, und das Leben einfach zu leben, solange ich darf.

Und da ich mir, wie an jedem Geburtstag auch etwas wünschen darf, möchte ich das auch jetzt in buddhistischer Tradition tun:

  • Möge ich mich an meine Entscheidung fürs Leben erinnern, komme da, was wolle.
  • Möge ich mich an meinem Körper freuen, an seiner Lebendigkeit und wie lieb er mir dient und auch an seiner Schönheit.
  • Möge ich mir meine Wildheit, meine Lebendigkeit gönnen, auf dass ich das Lebenslicht in mir erleben kann.
  • Möge ich mit Jupiter (so habe ich den so leuchtend strahlenden Herd in meiner Lunge genannt) in friedlicher Koexistenz leben können.
  • Mögen meine Haare, die post-covid großzügig ausgefallen sind, erneut kräftig sprießen.
  • Möge ich mir meiner Weisheit bewusst sein und sie un-verschämt teilen.
  • Möge ich die Schöpferin in mir zum Ausdruck bringen, sei es im Schreiben, Malen, Tanzen…
  • Möge ich im Frieden sein mit allem, was geschieht.
  • Möge ich lieben und mich lieben lassen,
  • Möge ich oft und oft meine schützische Be-Geist-erung erleben dürfen.
  • Möge ich wissen, dass ich immer heil war, bin und immer sein werde.
  • Möge ich mich freuen am Leben!
  • Möge ich mich freuen am Leben!
  • Möge ich mich freuen am Leben!
  • Mögen alle Wesen glücklich, frei und im Frieden sein.

Der Corona/Krebs – Aufruf zum Selbst-Sein

Der Corona-Krebs – Aufruf zum Selbst-Sein

Mein Krebs wurde erstmals 1997 diagnostiziert, in der rechten Brust, ausgedehnt auf 10×8 cm zeigten Mikroverkalkungen, einem Sternenhimmel gleich, ein niedrig malignes Krebsgeschehen an.

Der erste Chirurg, den ich 3 Tage nach der Diagnose kontaktierte – ein honoriger Universitätsprofessor – machte gleich mal klar: „Da muss Alles weg – die ganze Brust, dann sei ich geheilt.“

Das war der eigentliche Schock – der Verlust meiner Brust mit 41 Jahren. Das wollte ich nicht. Soviel war sofort klar.

Glücklicherweise fiel mir das wunderbare Buch „Brustgesundheit – Brustkrebs“ von Susun S. Weed in die Hände. Dieses Buch wurde zu meiner Bibel. Hier las ich – und das tat ich im Bus, in der Straßenbahn, zwischen den Therapiesitzungen, abends, morgens, überall und immer – dass wir, die von einer Krebsdiagnose betroffen sind, uns Zeit lassen dürfen, zunächst einmal innehalten, nichts tun, auf die innere Stimme hören und diesen Eingebungen folgen.

Das tat ich. Und so fand ich meinen ersten Chirurgen, der mir meine Brust beließ und mich nur von dem betroffenen Teil befreite – mit einer derartigen Kunstfertigkeit und in Liebe zu mir als Frau, sodass schon nach kurzer Zeit nichts mehr zu sehen war. Wunderbar.

Man/frau möge meinen, dass die Zeit um die Krebsdiagnose verschattet war, dunkel, bedrückend. Das war sie nicht. Vielmehr fühlte ich mich in meinen Bewusstsein angehoben. Leben durfte ich endlich, mich zum Zentrum meines Lebens machen, Leben aus mir heraus.

20 Jahre später erhielt ich die nunmehr dritte Brustkrebsdiagnose. Wieder wurden multizentrische Krebsherde gefunden und erneut traf ich ganz klar eine Entscheidung: Ich trennte mich von beiden Brüsten nach nahezu 50 Jahren Zusammenleben.

Und es war gut und richtig. Auch das mit einer gnadenvollen Geistes-Klarheit, die mir jeden notwendigen Seelen-nahen Schritt zeigte.

Dieser Chirurg, diese Chirurgin, dieser Operationszeitpunkt, diese Ernährungsumstellung, dieser spirituelle Weg, diese Ayurvedakur, das Beenden von belastenden Beziehungen, das Zusperren meiner psychotherapeutischen Praxis usw. – all das, entstand aus meinem Innersten.

Und dann vor nahezu zwei Jahren: Corona.

Auch hier war und bin ich ganz klar, was für mich zu tun und zu lassen ist. Auch habe ich keine Angst vor der Krankheit – bei aller Um- und Vorsicht. Ich weiß, dass sie, wie auch mein Krebs, der ja mein Krebs ist, mit mir zu tun hat, mit meiner Lebensweise ebenso wie mit meinem Schicksalsweg.

So weit, so ähnlich.

Es gibt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes gravierende Unterschiede.

Ja, ich hatte es auch in Bezug auf meine Therapieentscheidungen wie viele andere, die sich für einen nicht orthodoxen schulmedizinischen Weg entschieden, mit Kopfschütteln, Infragestellen meiner Entscheidungen zu tun, und viele meiner Krebsgeschwister werden deshalb angegriffen, fallen gelassen und manchmal sogar mit dem Tod bedroht – „dann, wenn Sie diese oder jene Therapie ablehnen,  sehen wir uns am Friedhof!“ Wie in der katholischen Kirche wird mit der Verdammnis gedroht, wenn man/frau sich vom einzig wahren Glaubensweg entfernt.

Aber: es war mein Körper, mein Weg und wenn ich mir ein Herz fasste und für mich und meine Entscheidungen eintrat, erfuhr ich oftmals auch Verständnis, Interesse und Respekt – auch von schulmedizinischer Seite.

Das, womit wir es jetzt seit nahezu 2 Jahren zu tun haben, ist ein anderes Kaliber.

Von Anfang an wurde diese Krankheit über Risikofaktoren hinweg generell dämonisiert und Menschen, die versuchten, diese Gefährlichkeit – auch mithilfe von wissenschaftlichen Untersuchungen – zu relativieren, wurden sogleich mit Titeln wie CoronaleugnerInnen, Covidioten, AluhutträgerInnen disqualifiziert und ja auch verfolgt.

Die Gehirne der Menschen wurden beständig mit der vermeintlich allumfassend tödlichen Realität der Erkrankung aller wissenschaftlichen Evidenz zum Trotz infiziert.

Sukzessive kamen Menschen, die gerade noch aufgeklärt, vernünftig zum Geschehen standen, von Sinnen. Sie verloren ihre organisimische Urteilsfähigkeit und letztendlich das, was mein lieber Wilhelm Reich als Wahrheitssinn bezeichnete.

Das – und ich sage das jetzt mal ganz unverblümt – ist das wahre Verbrechen.

Weil ohne diese Basis unserer organismischen Wahrnehmungsresonanz, unserer Einschätzungsfähigkeit, was wahr und angemessen ist, was wir als richtig und falsch für uns erachten, ein gesundes, der (inneren) Körper-Geist-Natur entsprechendes Leben schwer, wenn nicht unmöglich ist.

Die Krebsdiagnose führte mich durch alle Schichten meines verbiegenden Geworden-Seins geradewegs in mein Fundament, in das, was ich wesenhaft bin. Sie ließ mich in eine den Himmel und die Erde verbindende vertikale Ausrichtung kommen.

Und hier findet sich alles Wissen, das für das Jetzt und Hier gebraucht ist – ein Wissen, das aus der Erfahrung der Vergangenheit gespeist ist und den Möglichkeitsraum der Zukunft in sich trägt.

Diese Aufrichtigkeit, dieses Selbst-Bewusstsein, im Sinne eines Bewusstseins meines Selbst gilt es in einer Krise zu erwecken, das ist meine Erfahrung.

Ich könnte auch sagen, es bleibt uns nichts anderes übrig.

Und nein, dieser Prozess ist nicht schwierig, nicht anstrengend, nicht hart, vielmehr ist es eine riesige Befreiung, eine göttliche Freude.

Und hier in der Tiefe unserer Wahrheit findet Vernetzung statt zu Gleich-Gesinnten, Menschen, die gleich schwingen.

Wir ziehen über die Kraft unserer Authentizität Menschen an, wo eine Herzensverbindung, eine Vertrautheit spürbar und ein freudvolles gemeinsames Schaffen möglich ist.

Es tun sich Welten auf, Gutes strömt uns zu, und Neues entsteht.

Ganz einfach!

Lebensretter

Die Verzweiflung ist ein häufiger Gast in meinem Körper-Geist-Haus.

Dann sitzt sie da, macht sich breit, fordert ihre Aufmerksamkeit. Zerrt an mir, schreit mich an, verstellt mir den Blick zum Sonnenlicht.

Oft erliege ich ihr, bin gebannt von dem Recht, der Selbstverständlichkeit, mit der sie mich fordert.

Vieles hab´ ich gelernt – wie ich sie aus der Tür schicken, zum Verstummen bringen, auf ihren Platz verweisen kann.

Meistens will es nicht gelingen.

Es will nicht gelingen.

Und dann steht es plötzlich neben mir, wie mein lieber Ringelnatz sagt, – dass was ich so lange ersehnt…

Wie heute, als mir ein Text von Arvo Pärt in die Hände fiel.

Worte, die alle Schichten transzendieren,

Worte, durch die etwas Größeres hindurch scheint, etwas was jenseits der irdischen Verhaftung von Göttlichem kündet.

Dann spür´ ich sie –

die Glückseligkeit, die nicht von dieser Welt ist.

Dankesrede Arvo Pärts für den Internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz 2007

Sehr verehrte hohe Gäste, liebe Freunde!

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Politikern und Wissenschaftlern zu stehen, ist für einen Musiker eine ungewöhnliche Angelegenheit. Ich höre hier Worte zu meiner Musik und Person, die für meine Ohren etwas überhöht klingen, weil ich mir nie solche grandiosen Ziele gesetzt habe, wie sie hier genannt wurden. Meine Ziele und Maßstäbe waren und sind viel bescheidener und einfacher. Damals, bei der Entstehung meiner heutigen Musik, hatte ich alle Hände voll zu tun, um mich selbst innerlich auf die Beine zu bringen und um meine eigenen Probleme zu lösen. Ich musste mich in einen Zustand versetzen, in dem ich eine Musiksprache finden könnte, mit der ich leben wollte. Ich war auf der Suche nach einem Klanginselchen. Auf der Suche nach einem „Ort“ in meinem tiefsten Inneren, wo – sagen wir so – ein Dialog mit Gott entstehen könnte. Ihn zu finden wurde eine lebenswichtige Aufgabe für mich.

Ich bin sicher, dass ein solches Bedürfnis – bewusst oder unbewusst – zu jedem Menschen gehört, und vielleicht wissen das viele von Ihnen, und Sie erkennen, wovon ich rede.

Um meine Gedanken zu verdeutlichen, möchte ich Ihnen ein Bild schildern:

Wenn wir durch ein Rastertunnelmikroskop irgendeine Substanz oder einen Gegenstand betrachten, dann sieht die tausendfache Vergrößerung ganz offensichtlich anders aus als die millionenfache Vergrößerung. Wenn man sich durch die verschiedenen Stadien der Vergrößerung bewegt, kann man in jeder Materie bis dahin unvorstellbare und ziemlich chaotische „Landschaften“ entdecken. Irgendwann aber gibt es eine Grenze, die bei etwa dreißigmillionenfacher Vergrößerung liegt. Hier sind die fantastischen Landschaften verschwunden, und wir sehen nur eine strenge Geometrie, eine Art Netz, sehr klar und sehr speziell. Was nun verwundert, ist die Tatsache, dass diese Geometrie selbst bei ganz unterschiedlichen Substanzen oder Gegenständen sehr ähnlich aussieht.

Gilt etwas Ähnliches vielleicht auch für das Menschenwesen?

Lassen Sie uns ein wenig phantasieren. Versuchen wir, eine Menschenseele quasi unter einem solchen Mikroskop zu beobachten, wobei wir nach und nach den Grad der Vergrößerung erhöhen. Wir werden Zeuge sein, wie alle äußeren Merkmale eines Menschen mit all seinen Besonderheiten, seinen Schwächen und Tugenden im Verlauf der zunehmenden Vergrößerung mehr und mehr aus dem Bild verschwinden. Es wird wie ein endloser Verkürzungsprozess sein, der uns in die Richtung des Wesentlichen führt. Hinter uns lassen wir auf dieser „Reise ins Innere“ auch alle gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und religiösen Kontexte. Am Ende gelangen wir zu einem netzartigen Grundmuster. Man könnte es vielleicht als „menschliche Geometrie“ bezeichnen, klar geordnet, ruhig geformt – vor allem aber schön. In dieser Tiefe sind wir uns alle so ähnlich, dass wir in jedem anderen uns selbst erkennen könnten. Und diese Ebene könnte die einzige sein, auf der eine wirkliche funktionierende (Friedens-)Brücke überhaupt vorstellbar wäre, wo all unsere Probleme – falls es sie dann noch gibt – lösbar wären.

Es ist für mich eine große Versuchung diese so schön geordnete Ur-Substanz, diese kostbare Insel in der inneren Verborgenheit unserer Seele, als den „Ort“ anzusehen, über den uns vor 2000 Jahren gesagt wurde, dass Gottes Reich dort sei – nämlich in unserem Inneren. Unabhängig davon, ob wir alt oder jung sind, reich oder arm, Frau oder Mann, farbig oder weiß, begabt oder weniger begabt.

Und so versuche auch ich bis heute, mich auf dem Pfad zu halten auf der Suche nach dieser so heiß ersehnten „Zauberinsel“, wo alle Menschen – für mich auch alle Klänge – in Liebe miteinander leben könnten. Die Türen dorthin sind für jedermann geöffnet. Aber der Weg dahin ist schwierig – schwierig bis zur Verzweiflung.

Ihr Brückepreis ermutigt mich, diesen Weg weiter zu gehen, und er gibt mir neue Kraft.

Vielen Dank dafür!

                                                                                      Arvo Pärt

Corona – Raus aus der Angst

Ich hatte die Freude und Ehre in einer wunderbaren Gesprächsrunde unter der Leitung von Hannes Hofbauer mit Elisabeth Mayerweck, Roland Karner und Christian Schubert ein sehr inspirierendes und grundlegendes Gespräch zum Thema Angst und Corona zu führen. Das Gespräch ist unter https://www.youtube.com/watch?v=S1bYCc_eKq4 zu sehen.

Da Roland Karner gegen Schluss einen zündenden Vergleich brachte, welcher sich als Schlusswort anbot, konnte ich meine Ideen, wie wir aus der Angst herauskommen können, nicht mehr ausführen.

Das will ich nun nachholen. Die folgenden Vorschläge lassen sich natürlich bei jeglicher Angst anwenden – auch bei der Angst nach einer Krebsdiagnose, vor einer Behandlungsmaßnahme, vor den Folgen und letztlich vor dem Tod.

Was den persönlichen Umgang mit der Angst betrifft, gibt es natürlich viele Tipps – wir können über die Atmung Einfluss nehmen auf unser Vegetativum, wir können entschleunigen, indem wir Alltagshandlungen bewusst langsamer machen, wir können Übungen machen, die unser Nervensystem beruhigen – z.B. eine Hand auf unser Herz legen, eine auf die Wange, dann diese Hand auf die Stirn, dann in den Nacken und immer ganz bewusst die Verbindung zwischen der Hand und diesem Bereich spüren und auch die Verbindung zwischen dem Herzen und dem jeweiligen Bereich. Das aktiviert den ventralen Vagus, der auch smarter oder sozialer Vagus genannt wird, besänftigt den sympathischen Aufruhr, löst uns aus dem Starrwerden und beruhigt.

Das Wichtigste ist jedoch, meiner Ansicht nach, sich seiner Gefühle und Reaktionen bewusst zu werden, und damit einen Puffer zwischen der Reaktion im Nervensystem und dem oftmals unangemessenen und öfter auch wütenden Ausdruck zu geben. 
Innehalten, Wahrnehmen, Pause, dann eine umsichtige Entscheidung treffen, was zu sagen oder zu tun ist. So praktizieren wir es in der Meditation: ich nehme etwas wahr, zum Beispiel einen Impuls und ich bleibe am Kissen sitzen und kehre mit der Aufmerksamkeit zum Atem zurück, dann kann ich erleben, dass sich alles wandelt, die inneren vegetativen Reaktionen verlieren ihre Macht – ich kann mein Menschsein wahrhaft verwirklichen.

Schaffung von sicheren Beziehungsräumen, wo eine Kultur des einander Wahrnehmens gepflegt wird, wo ich mich in meinem So- und Anderssein ausdrücken kann, ohne Gefahr zu laufen, abgekanzelt und angegriffen zu werden. Wo Sicherheit, Mitgefühl und Respekt wahrnehmbar ist.

Das Gehört-  und Gesehen werden, die unhinterfragte Zugehörigkeit ist in meinem Empfinden eine existentielle Notwendigkeit. 

Oft braucht das in einer derart aufgeladenen Situation ritualisierte Räume wo z.B. Achtsames Sprechen und Tiefes Zuhören wie es in buddhistischen Traditionen praktiziert wird.

– die Ebene des Alltagsbewusstseins, des Weltlichen immer wieder verlassen und mich in eine höhere Bewusstseinsebene begeben, mich verbinden mit einem übergeordneten Wissen – „life ist bigger than you“ hat einmal mein liebster Körpertherapielehrer gesagt.

Mich mit der Essenz des Lebens verbinden, mit den Lebenskräften, mit dem, wie sich der Prozess des Lebendigen ganz konkret, spürbar ausdrückt.

Letztlich meine Bereitschaft, mich in den Strom der Transformation einzugeben, die Haltegriffe loszulassen und das Leben geschehen zu lassen, wie immer es geschehen will. Sich ins Jetzt eingeben, zu erkennen, dass „das Leben per se auf Heilung ausgerichtet ist“, wie Sabine Lichtenfels sagt.

– Sich immer wieder zu fragen, was habe ich jetzt zu tun oder vielmehr was will durch mich getan werden  – jetzt. Das bringt mich in die Selbstwirksamkeit, ich bin nicht Opfer der Geschehnisse, sondern kann eingreifend gestalten.

Für mich persönlich ist die Corona Krise auch ein Aufruf zum Selbst Sein und mich in diesem Selbst Sein zu verwirklichen. Und das wird für jede Einzelne verschieden sein – im stillen Rückzug ebenso wie im lauten, die Stimme erheben, im forschenden Erkunden der Dynamiken, die hier wirken ebenso wie im unschuldigen mich verbinden mit der Natur.

Vielleicht wird die Angst immer wieder kehren, mich anstupsen sozusagen, Ich muss mich jedoch nicht von ihr gefangen nehmen lassen, sondern kann sie schlicht als eine Erinnerung betrachten – dass ich allemal größer bin als sie.

Corona, Facebook und ich

Soll ich oder soll ich nicht? Einfach aussteigen – Cut and Go in eine Fb befreite Welt ohne die eindringende Flut von Nachrichten, Einschätzungen, ohne den emotional hochgeladenen Austausch von Sichtweisen zur Situation, ohne den Zwang, mich zu Wort melden zu müssen.

Spür´ immer mehr, wie es mich auflädt, wie ich drin hänge, wie affiziert ich bin, wie die Welt um und in mir unter geht, wie ich das Leben, das eben jetzt stattfindet, nicht mehr mitbekomme.

Bald wird sie vorbei sein, die ruhigere Zeit, die für mich leider nie eine ruhige war. Schon spüre ich ein wehmütiges Bedauern, sie nicht besser genützt zu haben, das Unmittelbare zugedeckt von Medialem.

Ich bedaure es und ich spüre auch eine Selbstabwertung – ich hätte es anders machen sollen, hätte die Chance, mich in der Stille zu beheimaten, wahrnehmen, mich mit dem Wesentlichen beschäftigen sollen.

Glücklicherweise lese ich gerade das letzte Buch von der sehr verehrten buddhistischen Nonne Pema Chödrön, und hier, wo es, wie auch der Titel heißt, um das Willkommen heißen des Unwillkommenen geht, gilt es zu allererst, alle Facetten meines Seins da sein zu lassen, sie an – zu – erkennen, ohne mein Bewusstsein mit Selbst-Verurteilung zu trüben.

Also: Es gibt einen Sog, der mich schon am Beginn der Corona Krise ergriff, einen Sog, mich zu informieren, Bescheid zu wissen, auch und besonders was die „andere Seite“, der als Verschwörungstheoretiker verunglimpften Menschen wie Dr. Arvay, Dr. Wodarg, Dr. Schiffmann, Dr. Bhakdi und andere betrifft. Und hier wurde ich in facebook fündig. Das war gut.

Der „schlechte“, wenn man das so sagen kann, Teil ist das Sogartige per se, der zunehmende Verlust meiner Seelenfreiheit und meines Seelenfriedens, der stete Drang, nachschauen zu müssen, was es Neues gibt. Und damit auch sehen, wie anders die Situation auch von nahen FreundInnen gesehen wird. Nein, nicht im direkten Gespräch, wo wir zueinander sprechen, wo wir in direktem Kontakt sind, sondern in einem teilweise plakativen und polarisierenden, eigentlich unpersönlichem Austausch von Meinungen, ohne sich aufeinander einzulasssen, ohne Gelegenheit, den zutiefst persönlichen Hintergrund zu erfahren.

Überdies fühle ich mich durch die teilweise heftigen, impulsiven Reaktionen von Menschen, auch wenn sie nicht auf eines meiner Postings gerichtet sind, zunehmend aufgerieben und verletzt.

Ja, ich weiß, das bräuchte ich nicht, es ist aber – in Anerkennung von mir, wie ich halt so bin, einfach so.

Das alles tut mir nicht gut – das durch die Beiträge befeuerte innere Argumentieren, das sich verpflichtet Fühlen, für meine Sichtweise einzutreten, das damit verbundene Verschlossensein gegenüber dem Jetzt und Hier, vor allem die Dauererregung, in der ich seit Wochen bin.

In meinem 20-Jährigen Leben mit Krebs habe ich eines erfahren: dass es immer (nur) darum geht, den guten nächsten Schritt zu tun. Auch wenn er nur klein und unscheinbar ist, geht es nur darum, einen Schritt zu tun, der wie der geniale Eugene Gendlin sagt, das Leben fortsetzt.

Und das ist für mich ein Rückzug aus diesem Medium, wie und in welcher Form weiß ich noch nicht ganz genau.

Ich werde weiterhin meine Blogbeiträge über Fb online stellen, weil ich damit viele Menschen erreichen kann.

Darüber hinaus freu´ ich mich sehr, wenn Ihr an meiner Arbeit und meinen Texten interessiert seid und meinem Blog folgt und Euch der Kommentarfunktion bedient oder mich persönlich anschreibt und mich wissen lässt, wie es Euch geht und wo Ihr grade auf Eurer Lebens-Reise seid.

So und jetzt schicke ich ihn ab und danke Euch sehr für Eure Wahr-Nehmung!

Die Passion

Man/frau könnte meinen, dass die Krebsdiagnose zu den schlimmsten Ereignissen im Leben eines Menschen gehört. Für mich war es das nicht – wie schon öfter beschrieben.

Da gibt es vieles, was mich weit mehr belastet und leiden lässt. Jetzt gerade kommen beispielsweise  (quälende) Fragen hoch, ob ich wohl wertvoll bin, wenn ich nicht mal mehr psychotherapeutisch arbeite, ob mein Leben einen Wert hat, wenn ich es nicht durch bisweilen über meine Grenzen gehende Leistungen rechtfertige.

Ist mein Leben etwas wert, einfach wenn ich hier bin, hier auf der Erde?

Ist es noch etwas wert, wenn ich nicht an immer neuen Projekten, nicht an herausfordernden (wichtigen!) Artikeln arbeite, wenn ich keinen anderen Menschen helfe, wenn ich nicht spirituell praktiziere, mich (strengen) Regimen unterwerfe, wenn ich einfach mein Leben lebe – so wie ich es  in https://krebscoaching.org/2019/04/03/mein-gutes-leben/ beschrieben habe.

Da kann ich dann ganz schön verzweifelt werden und im Leid untergehen. Möchte sogleich einen Ausweg suchen, eine Lösung finden. Und weiß doch, dass sie nirgends zu finden ist. Dass es vielmehr um eine Bejahung, oder wie Thich Nhat Hanh meint, um eine Umarmung dieses meines Leides geht.

Tröstlich sind dabei die Worte von großen Menschen. Wenn zum Beispiel  Friedrich Benesch, ein Pfarrer der Christengemeinschaft, meiner religiösen Heimat, davon spricht, dass das Leiden zu einer Vertiefung, einer Verwesentlichung, einer Verinnerlichung führt, wenn es freiwillig angenommen wird, dann ermutigen mich diese Worte.

Und es ist erleichternd, wenn ich folgende Zeilen von der von mir sehr verehrten Pema Chödrön lese:

Things falling apart is a kind of testing and also a kind of healing. We think that the point is to pass the test or to overcome the problem, but the truth is that things don’t really get solved. They come together and they fall apart. Then they come together again and fall apart again. It’s just like that. The healing comes from letting there be room for all of this to happen: room for grief, for relief, for misery, for joy.

Tröstlicher noch als all das Gesagte ist die göttliche Musik von  Bach in der Matthäuspassion https://www.youtube.com/watch?v=YszmEsvI6h8

Und es ist wunderbar, dass ich über das Schreiben all das ausdrücken kann.  Dass ich mich dadurch über die Niederungen erhebe, mein Blick sich neuerlich lichtet und ich wahrnehmen kann, wie groß das Leben ist.

Und schon wird die Passion zur Passion – zur leidenschaftlichen Hingabe!

(M)ein gutes Leben

Das gute Leben ist anders. Anders als wir es uns vorstellen mögen und auch anders als es die Anderen leben. Das gute Leben ist mein gutes Leben.

Es ist kein perfektes Leben, das für mich das gute Leben ist. Und es schließt vieles ein, was nicht zu einem guten Leben zu gehören scheint – Hinfallen, Krisen, Scheitern, Hoffnungslosigkeit, Krankheit und Sterben….

Mein gutes Leben ist zuallererst still. Außen und Innen still. Es ist dies diese intensiv belebte Stille, die mir nur manchmal vergönnt ist zu hören.

Mein gutes Leben  muss ich nicht mit Ereignissen füllen, im Gegenteil. Es ist er- und nicht gefüllt – vom Leben selbst. Dann brauche ich keinen Zeitvertreib (sic!!). Folge nicht mehr den unzähligen Onlinekongressen auf der Suche nach noch mehr Wissen, weil ich mir gewiss bin, dass ohnehin alles, was gebraucht ist, bereits in mir lebt.

Nicht mal einen Theater- , Konzert- oder Vortragsbesuch brauche ich, wenngleich ich das eine oder andere vielleicht hin und wieder mache.

Einfach so.

Aber da bin ich mir gar nicht so sicher, wie ich mir auch nicht sicher bin, ob ich dann noch jemanden treffen will, einfach zum plaudern.

In meinem guten Leben trinke ich meinen geliebten Waldemar Kaffee, auch wenn mir mein Ohrakupunkturarzt sagt, dass der Coffein Punkt anzeigt, dass da was nicht so günstig ist dran.

In meinem guten Leben sehe ich mich verweilen. Im Jetzt könnte man sagen, wenn es nicht so kitschig klänge.

Ich liege viel herum. Kann mich am Nichts-Tun freuen. Dann stehe ich wieder auf, wenn sich ein Bedürfnis regt. Und bald einmal lasse ich mich wieder nieder. Bis ich einen Impuls verspüre, rauszugehen vielleicht an die frische Luft, mich zu bewegen, nein auch da nicht im Sinne eines Intervalltrainings, sondern wie auch immer. Oder eine Zeile zu schreiben oder….

In meinem guten Leben sind Menschen, welche aneinander innig interessiert sind. Einfach so, nicht aus Gründen der Netzwerkbildung, nicht um einer Funktion willen. Menschen, die sich aneinander freuen. FreundInnen im Herzens-Sinn.

In meinem guten Leben gibt es viel Dürfen und Wollen und kein Müssen im alten Sinne. Und weil dem so ist, muss ich mir jetzt auch nicht noch viele andere kluge Aspekte zum guten Leben einfallen lassen, sondern darf aufhören.

Jetzt.

Einfach so.