Die Wahl

Wenn ich im Internet surfe, lese ich kein Buch.

Wenn ich Zeitung lese, lese ich kein Buch.

Wenn ich fernsehe, kann ich zwar gleichzeitig stricken, aber nur etwas Einfaches.

Wenn ich etwas höre, kann ich stricken, aber nur etwas Einfaches.

Wenn ich in den Wald gehe und dabei ein, wenn auch wertvolles Interview höre, kann ich keine Vogerln und schon gar nicht die Stille hören.

Wenn ich Zeit mit anderen verbringe, bin ich nicht allein.

Ich schreibe in dieser Zeit keine Blogbeiträge, ich lese nicht, ich stricke meistens nicht, nur manchmal in ganz vertrauten Kreisen.

Wenn ich fernsehe, schreibe ich nicht.

Ich höre keinen Bach, keinen Beethoven und auch keinen Mozart.

Wenn ich mich mit Zores beschäftige, bin ich ärgerlich und nicht freudig.

Wenn ich eine Topfengolatsche esse, esse ich nichts Frisches, Grünes, Belebendes.

Wenn ich in Gesprächen jammere und mich über dies und das ereifere, werde ich danach eher ab- als aufgebaut sein, ich werde beim Rausgehen den Kopf hängen lassen und nicht erfreut in den Himmel blicken – „Ach ist das Leben schön.“

Wenn ich allein schlafe, schlafe ich nicht neben meinem Liebsten.

Und wenn ich neben meinem Liebsten schlafe, schlafe ich nicht allein.

Wenn ich am Sofa gnotze, tanze ich nicht.

Wenn ich die Arbeit von anderen mache, mache ich in dieser Zeit nicht meine Eigene.

So ist alles ganz einfach.

Und ich habe die Wahl.

Und auch wenn jede Wahl grundsätzlich gleich-gültig ist, so weiß ich doch, dass ich meinem Leben Gutes tue, wenn ich Bücher lese, schreibe, tanze, Nährendes zu mir nehme, still bin, lausche und schaue, wenn ich oft allein und zeitweise mit anderen bin.

Dann ist auch das Leben gut zu mir – erhebt und erfreut mich, ich spüre meine Kraft und Lebendigkeit, meine Freiheit und Freude.

Mit jeder guten Wahl – oder wie mein lieber Carl Rogers sagt, mit jeder organismischen Wahl – bekräftige ich mein eigenes Leben.

Ich eigne es mir an.

Mache es mir zu eigen.

Muss nicht mehr gegen Fremdes angehen.

Keine Verbiegung.

Keine mühsame Verdauungstätigkeit von Unverdaulichem.

Öffnen – Schließen

Öffnen – Schließen

Oder vielmehr

Schließen – Öffnen

Schließen – Öffnen

Ganz einfach.

Eine Tür schließen

Eine andere öffnen

Verweilen

Mich freuen,

bis mich ein neuer Ruf ereilt.

Grenzen setzen – die Zweite

Weggehen.

Sehr oft habe ich in meinem Leben das kleine Gartenhäuschen mit dem lauschigen Garten, umgeben vom Lattenzaun verlassen, um in die Welt zu ziehen – Trixilein ging allein in die weite Welt hinein…

Habe es gewagt, mich der Ungeschütztheit auszusetzen, war neugierig, was es noch so alles gibt.

So habe ich bei vielem mitgewirkt, in politischen, feministischen Zusammenhängen ebenso wie in therapeutischen Gruppen und onkologischen Netzwerken.

Meistens war ich Jahre, oft Jahrzehnte mit vollem Engagement und Begeisterung dabei.

Es ist schön, zu einer Gruppe dazu zugehören. An etwas gemeinsam zu wirken, eine Bedeutung zu haben und Anerkennung zu bekommen.

Auch war ich stolz, dass ich mit wichtigen Menschen und in bekannten Gruppierungen mitarbeiten konnte. Da war auch ich gleich ein bisschen wichtiger.  

Das ist verführerisch.

Jemand (scheinbar) wichtiger zu sein, gebraucht zu werden, mich wichtig machen zu dürfen.

Das war oftmals die Einladung an mich, mich selbst nicht mehr wichtig zu nehmen. Und über meine Grenzen zu gehen.  Früher oder später machte sich in mir ein Unwohlsein breit, zunehmend fühlte ich mich ausgenutzt, starrte auf die (fehlende) Anerkennung. Wurde frustrierter und frustrierter.

Und blieb.

Vielleicht ist ja doch noch was zu holen und überhaupt, ich kann doch nicht  eine derart wichtige Gruppe verlassen. Dann steh ich ganz allein da, bin überhaupt nix mehr wert.

Sehnsucht nach meinem lauschigen Gartenplätzchen.

Für mich sein. Die Erwartung auf Anerkennung durch andere aufgeben, weil da sowieso nur ich bin und niemand anderer.

Ich mit meinen kleinen Pflanzen, die so ganz meine sind und nix von mir wollen, und der große Baum, der mir ganz selbstlos Schatten spendet.

Und dann bin ich weggegangen.

Einfach weggegangen. Das war nicht einfach, hab noch oft zurückgeschaut und mich gefragt, ob das wohl eine gute Entscheidung war, und was ich vermissen werde. Wieder aus einem Zusammenhang gefallen, gegangen, wieder ein Stück mehr allein.

Weggehen.

Das ist ein großes Tabu. Selbst für mich, Meisterin des Weggehens. Das wird einem bald als Flucht ausgelegt. Flüchten – auch das so ein Tabu.

Aushalten muss man, sich anpassen, in sich gehen, die Ursachen in sich selbst aufdecken, darüber, dass es schon wieder nicht geklappt hat mit der Gruppenzugehörigkeit.

Vielleicht, so flüstert mir ein Vögelchen in meinem Garten zu, ist es jedoch ganz anders. Vielleicht muss ich allein sein, um all-eins zu sein, um in das köstliche Gefühl der wahren Verbundenheit zu kommen.

Heimkehren, Einkehren, Ankommen und dann das innere Ziehen und Zerren aushalten, widerstehen.

Das Gartentor aufsperren.

Aufatmen.

Zuhause.

Endlich wieder zuhause.

Aller Seelen

Gewidmet meinen lieben Krebsschwestern im Himmel

„In die rosarote Landschaft des Brustkrebsbewusstseins wird regelmäßig nur eine Art von Menschen, die Brustkrebs hatten, zugelassen: die Überlebenden.“ sagt in etwas provokanter Weise Anne Boyer in ihrem spannenden Buch „Die Unsterblichen – Krankheit Körper Kapitalismus“

So will ich heute all denen eine Stimme geben, die den Kampf gegen den Krebs, so wie man sagt, verloren hätten.

In dem Moment, wo sie ihr irdisches Dasein beenden, verstummen sie.

Vielmehr wollen wir sie nicht mehr sehen, aus unserer Wahrnehmung schließen wir sie aus, wollen uns nämlich nicht an das vermeintliche Scheitern erinnern, das uns schmerzlich an unser Eigenes denken lässt.

Da halten wir uns lieber an jene, die auch den unheilbarsten Krebs besiegt haben.

Sie sind unsere Heldinnen, unsere Vorbilder.

Sie haben es geschafft.

Sie leben.

Aber – so frage ich mich – sind sie deshalb geheilt?

Und was ist das eigentlich Ge-heilt-Sein?

Ist das Überleben, das Hier-Bleiben auf der Erde ein Zeichen, dass wir heil sind?

Oder gibt es nicht auch eine Heilung, die trotz des leiblichen Ablebens stattfinden kann?

Ein Heilsein, das sich vielleicht nicht an den Jahren des Überlebens, an den medizinischen Werten, am Rückgang des Tumorgeschehens bemisst, sondern in einem nur zu erahnenden Seelen-Heil, einem Frieden, einer Läuterung.

So denke ich heute an Elsa, die mir kurz vor ihrem Tod eine Stunde vollkommenen Friedens, Heil-Seins schenkte.

Kein Konflikt mehr, keine Angst, kein Widerspruch, erlöst von Kämpfen und einem Dagegen.

Da gab es keinen Unterschied mehr zwischen dem so ersehnten nachtodlichen Frieden und dem Jetzt.

Still war es – überirdisch still.

Ich denke auch an Gunda, die so ganz bewusst war über ihr bevorstehendes Sterben und eines Tages – 2 Monate vor ihrem Tod – auf meine Frage, worum es heute in unserer Stunde gehen könnte, meinte, um ihr Sterben und der Bitte, dass ich sie begleiten möge. Welch´ ein – hin und wieder durchaus herausforderndes – Geschenk.

Auf einer bewussten Ebene war sie einverstanden, sagte Ja zu ihrem jungen Sterben. Vorbildhaft regelte sie ihre Angelegenheiten, versöhnte sich, wo Versöhnung nötig war, plante minutiös ihr Begräbnis, sah dem Tod in die Augen, und dann wehrte sich ihr junger Körper, allem Sterben-Üben zum Trotz, stemmte sich, wie wenn sie eine Türe zum Öffnen zuhalten würde.

Sie starb – an meinem Geburtstag vor vielen Jahren, und dann kamen wir alle wieder zusammen, wie wir das in den letzten Wochen ihres Lebens immer wieder getan hatten.

Da lag sie, den von ihr gewählten Lippenstift aufgetragen von uns, den ihr nächsten Frauen, gewandet in ein Designerkleid – auch das sorgfältig gewählt.

An den Füßen kuschelige Socken, nicht mehr gebraucht, aber gewollt. Da lag sie dann und war überirdisch schön, eine Schönheit, die ihre weltliche noch übertraf.

Ich denke auch an Ramona, die Tapfere, die ihren Weg ging, im wahrsten Sinne das Wortes – nicht einmal verschob sie ihren Chemotermin, um den Jakobsweg zu gehen.

Sie nahm Alles in Kauf – den Haarverlust, – geh´, da gibt es echt Wichtigeres – die Schmerzen und die Eingriffe.

Sie trotzte dem Tod über viele Jahre. Von vielen wurde sie deshalb bewundert, und dann starb sie doch –  im Kreise fürsorglicher Frauen. Kein Gehen mehr, nicht mal ein Aufstehen – Hingabe statt Entgegentreten war angesagt. Das war schwer.

Sie und alle anderen, die in die andere Welt gegangen sind, haben es gemacht, wie sie es gemacht haben.

Und ich kann mit einem wertfreien Blick sehen, dass dieser je eigene Weg ein genau richtiger war, und dieser je eigene Krebsweg – immer –  einem Gesamtkunstwerk gleicht.

Dann entspannt sich etwas in mir, und bei allem persönlichen Verlust und Bedauern kann ich die Schönheit darin sehen.

Wie tröstlich zu wissen, dass, wie schmerzlich der Weg auch war, er ein von ihnen auf der Seelenebene getroffener war.

Eine Wahl genau dieses Schicksals, mit allem Drum und Dran, dem Leichten und vielem Schweren.

Wie tröstlich auch, dass sie noch immer da sind. Befreit von menschlichem Wollen können sie uns unterstützen, mit uns sein, uns bezeugen, wahr-nehmen, lieben, weil sie der Erdenschwere enthoben sind und frei.

Wie tröstlich auch, dass das Leben weitergeht, immer weiter und weiter, dass nichts zu Ende ist, niemals.

Dieses Wissen hochzuhalten und sich gleichzeitig der Endlichkeit bewusst zu sein, zu wissen, dass jeder Moment der Letzte sein kann, dass alles, was wir tun, vielleicht das Letzte ist, das wir tun können – hier auf der Erde, ermöglicht mir, mich nicht nur um die Erhaltung meiner leiblichen Existenz zu bemühen, sondern darum, meine Seelen-Bedürfnisse zu entdecken und ihnen gerecht zu werden, auch das nicht einem Bild gehorchend, sondern darin meinen ureigensten Klang, meine Tönung wahrzunehmen, die ich – und nur ich – hier in dieser Inkarnation dem Ganzen hinzufüge.

Es heißt ja immer „Ruhe in Frieden“. In dem oben gesagten Sinne wäre „Wirke in Frieden“ – wo immer Du bist – inkarniert oder gerade nicht inkarniert, der stimmigere Aufruf.

P.S. Zwei Bücher möchte ich noch empfehlen, die mich in dem Vertrauen bestärkt haben, dass die geistige Welt immer (für uns) da ist, und das Leben (auf verschiedenen Ebenen) immer weiter lebt:

Das Erste ist von Bruno Bitterli-Fürst und heißt „Tod und Leben. Mit Betrachtungen aus dem Jenseits von Elisabeth Kübler-Ross.“ In diesem schönen Büchlein meldet sich immer wieder Elisabeth Kübler-Ross, die legendäre Begleiterin von Sterbenden zu Wort und was sie da vermittelt ist unglaublich schön und ein wahrer Trost.

Ich könnte nahezu das ganze Buch zitieren, so viel Erhebendes, Inspirierendes, Tröstliches ist darin zu lesen.

Ich wähle einen Abschnitt, der für mich gerade in der jetzigen Zeitqualität von Bedeutung ist:

„Wir sind uns meistens bewusst, dass wir das, was ist, nicht wirklich verändern können. Aber wir können die Liebe, die in uns wohnt, mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, zum Ausdruck bringen. Gerade jetzt bin ich nicht die Einzige, die Worte zu Bruno spricht. Ich bin mit vier anderen Wesen anwesend. Ich kann euch sagen, dass es sehr beflügelnd ist, die eigene Individualität aufzugeben, um eine Wesen zu kreieren, das aus fünf Einzelwesen besteht. Und dann, wenn dieser Fünfer Tanz zu Ende getanzt ist, lösen wir den Verbund und lassen uns weiter von der Welle der Liebe ins nächste Abenteuer führen. Dann kann es geschehen, dass ich eure feinen Körper zusammenschliessen und aus diesem Zusammenschluss etwas gänzlich Neues entsteht. Etwas, das jemand alleine nicht hätte erschaffen können; etwas Einzigartiges, das durch die Anwesenheit exakt dieser Beteiligten möglich wurde.“

Auch das zweite Buch mit dem Titel „Menschsein im Jetzt“ ist ein wahrer Schatz.

Hier hat Ana Pogacnik Gespräche mit der Seele ihrer verstorbenen Schwester Ajra geführt. Ich habe fast das ganze Buch unterstrichen, und ich könnte viel Wertvolles zitieren.

Ich habe einen Absatz gewählt, weil in ihm die ewige Natur der Seele betont wird. Das ist gerade in einer (medizinischen) Welt, die das irdische Weiterleben, so finde ich, überbetont sehr wesentlich und darüber hinaus auch beruhigend.

„Wenn wir die zyklische und ewige Natur der Seele kennen und wissen, dass wir als Seelen gerade deswegen durch verschiedene Inkarnationen reisen, um zu lernen, zu üben, zu heilen und zu wandeln, dann verstehen wir auch, dass die Seele immer wieder durch Nadelöhrsituationen hindurch gehen muss, um sich tiefer zu reinigen, noch gründlicher mit sich selbst zu konfrontieren, noch deutlicher ihr eigenes Sein zu begreifen, noch klarer herauszuschälen, worum es im Leben eigentlich geht und so noch konkreter im Leben zu landen.“

NEU erlich

Eigentlich ist es einfach.

Vorgestern noch spürte ich eine Stagnation, sprach von der Fadesse, die mich in den letzten Wochen/Monaten einnahm, fühlte mich schlecht, weil ich mich nicht an den verkündeten Flow der Neuerschaffung anschließen konnte.

Und dann drückte ich genau dies aus, ich outete mich in meiner vermeintlichen Erfolg-losigkeit. https://krebscoaching.org/2023/08/03/neu/

Und dann folgte ich einem Impuls – die überreifen Bananen zu Heidelbeermuffins zu ver-Wert-en.

Dann stellte ich meinen Text online, und einige Menschen fühlten sich verstanden, gesehen in dem, womit auch sie es zu tun haben – mit der Schwäche, dem Mangel an Inspiration und dem Fehlen einer Zuversicht, dass sich dieser Zustand je ändern könnte.

All das zog den Stoppel aus meinem Seelengefäß.

Und schon entstanden Ideen über weitere Texte, Unternehmungen, Kreationen.

Und hier mein heutiges 5.8.2023 Rezept, diesmal aus meinem persönlichen Lebenserfahrungskochbuch:

  • Bewusstheit: Sei Dir bewusst über all die Zutaten, die gerade „Zuhause“ sind. Wenn es an exotischen Zutaten für ein Rezept aus einem großartigen Rezept-Buch mangelt, greife auf jene zurück, die Dir gerade zur Verfügung stehen – wie ein Zen Koch, der mit jenen Zutaten arbeitet, die gerade da sind und sei es auch nur ein einfacher Reis.

Wisse, dass es immer (viele), jedenfalls genügend Zutaten gibt – und dazu zählen neben der Freude, der Begeisterung auch das Leid, die Ruhelosigkeit, der Zweifel, die Angst, die Ratlosigkeit….

Aber auch Deine Beweglichkeit – dass Du Deine Hände und Füße nützen kannst, um die Wohnung zu reinigen, ein paar Schritte zu tun, zu stricken, zu lesen, zu schreiben, zu sprechen, zu backen, zu kochen, die Rosen zu schneiden, eine Pflanze umzutopfen, Marmelade zu machen, eine Radiosendung nachzuhören….

  • Ausdruck: Drücke Dich aus in dem, was für Dich wahr ist. Bewege Dich raus aus dem verschämten Eck des Anders-Seins und Nicht-Entsprechens.
  • Großzügiges Teilen: Lade Menschen ein. Es werden die kommen, die sich vom Geruch Deines Mahles angezogen fühlen, und Ihr freut Euch gemeinsam daran.

Und schon bist Du nicht mehr allein.

  • Genieße, was Du kreiert hast. Bis zum nächsten Ma(h)l.

P.S. zwei Empfehlungen: Bernhard Glassman: Anweisungen für den Koch.  Ein wahrer Schatz, dieses Buch vom weisen Zen-Buddhisten und Begründer des Zen-Peacemaker-Ordens. https://www.medimops.de/bernard-glassman-anweisungen-fuer-den-koch-taschenbuch-M03442132746.html?variant=UsedAcceptable&creative=&sitelink=&gclid=CjwKCAjw5remBhBiEiwAxL2M969CK515eJKkbQDTn3_nqfmhuyGo6orm3uM3rpdQz2VwWysRqrYPVhoC5s8QAvD_BwE

                                              Meine Freundin Manou Gardner verfasst täglich sehr kluge Beiträge für ein seelengerechtes Leben. Gestern über den Zweifel:  https://manougardner.com/2023/08/04/zweifel-an-dir-selbst/?fbclid=IwAR2QH1mC8Uc6viiaWifmyoYQEAfGdgy78S7ITTL-QYkPwkhPUG1CaDp6yTw

Die Krebsbegleitung als spiritueller Weg

Angeregt durch ein Gespräch in meinem kleinen, feinen KrebsbegleiterInnenkreis, habe ich mir Gedanken gemacht, was eine Begleitung, die auch die Spiritualität (was immer das genau ist) einbezieht, auszeichnen könnte.

Die folgenden Punkte sind ungeordnet und sicher nicht vollständig:

  • Ein Abstandnehmen können von den eigenen (angstbesetzten) Konzepten über die Krebserkrankung und darüber, was richtig und falsch ist, zu tun.
  • Um die Schicksalshaftigkeit jeden Weges zu wissen.
  • Zu wissen, dass das Leben mit dem Tod nicht endet.
  • Zu wissen, dass es um den Weg geht, der immer in sich richtig ist und heilsam wird, wenn er bewusst beschritten wird – egal wie er aussieht (!?!)
  • Zu wissen, dass der (Heil-)Weg zu allererst ein Prozess ist, mit der je eigenen, individuell unterschiedlichen Zeit.
  • Ahnend zu wissen, dass die Krankheit im Verständnis von Viktor von Weizsäcker eine, wenn auch vielleicht unzureichend gebliebene „Schöpfungstat“ ist. Dass ihr also ein finaler Sinn innewohnt.
  • Zu wissen, dass es verschiedene Ebenen des Seins gibt – eine non duale, eine duale, eine Ebene des Körpers, der Seele, des Geistes,….., und dass diese Ebenen oftmals eine eigene Berücksichtigung brauchen.
  • Zu wissen, dass immer die Liebe das heilsame Agens in der Begegnung zwischen dem/der BegleiterIn und dem krebskranken Menschen ist. Und da meine ich jetzt nicht eine kitschig-sentimentale Zuneigung, sondern eine Liebe, die den anderen in seinem So- und Angelegtsein wahrnimmt und herzlich schätzt.
  • Zu wissen, dass es ein großes Geschenk ist, jemanden begleiten zu dürfen, der mit der Herausforderung einer Krebserkrankung zu leben hat.
  • Zu wissen, dass es im Beschreiten der Wege, sei es die Ernährung, die Bewegung, die Lebensveränderung… eine Haltung der Selbstfürsorge und Selbstliebe und eine innere Bejahung braucht, damit sie eine wahrhaft heilsame Wirkung entfalten können.
  • Zu wissen, dass neben unserem eigenen Beitrag, dem Machbaren immer auch Gnade waltet.
  • Zu wissen, dass die genaue Wahrnehmung dessen, was jetzt richtig und stimmig ist, Alles verändern kann.
  • Zu wissen, dass eine radikale Wendung immer möglich ist.
  • Zu wissen, dass das Leben größer ist, viiiiel größer als unsere irdische Existenz.
  • Zu wissen, dass es viele nicht sichtbare Kräfte gibt, die für uns sorgen und da sind.
  • Zu wissen, dass Alles gut ist.

Sowieso und immer.

Der Körper – mein Freund

Von außen betrachtet könnten wir denken, dass eine (zweite) Corona-Erkrankung nicht unbedingt freundlich ist.

Das Fieber, der Husten, die entzündeten Nebenhöhlen, der Hautausschlag, die Schwäche, all das ist sehr unangenehm und ich könnte diesen Zustand als eine (sinnlose) Quälerei betrachten.

Und natürlich quälten mich diese Befindlichkeiten für einige Tage, als ich neuerlich an Corona erkrankte. Ich stöhnte und ächzte, fühlte mich hilflos und schwach, vor allem jedoch triggerte es meine Erfahrung vom November 2021.

So hatte ich Angst, dass das Fieber wie damals nicht und nicht sinkt, Angst, dass der Sauerstoffgehalt im Blut zu niedrig ist, Angst, dass die Krankheit außer Kontrolle gerät und ich wieder auf der Intensivstation lande.

Dann nach drei Tagen, abends. habe ich mich jedoch entschieden, dass es diesmal anders ist.

Ich habe mich entschieden, dass es mir von Tag zu Tag besser und nicht schlechter geht, und tatsächlich war diese Nacht dann schon leichter.

Mein Körper – der Freund

Ehrlich gesagt, war dieser Kurbeginn, der nach einer Woche schon wieder endete, heftig für mich. Ich habe mich überwältigt gefühlt von so mancher Maßnahme – der Schwellstrom war zum Beispiel eine reine Folter.  Und der Satz der Therapeutin, „Sie haben es überlebt!“, die mich nach quälenden 15 Minuten endlich vom Strom ließ, mehr als passend.

Tapfer, wie es meine Art ist, habe ich durchgehalten.

Und dann die Massagen – immer andere Hände auf meinem Körper, die einen mehr in Kontakt, mit der Intensität des Drucks, die für mich passend ist, die anderen, die reinbohren in die Knubbeln, als handle es sich nicht um einen lebendigen, fühlenden Körper sondern um eine dichte, anorganische Masse, die es zu zerreiben gilt – jedenfalls viel zu hart, zu fest, zu penetrant für mich. Angeblich wollen es die meisten Menschen so, so hart, so fest, so deutlich. Unglaublich.

Das wäre vielleicht kein Problem, wenn ich sofort sagen könnte, dass das für mich zu hart ist. Ich jedoch verhandle 5 Minuten mit mir, ob ich es aushalten muss oder für mich sorgen darf. Und so war es schon ein Triumph, dass ich mal was gesagt habe, nicht geschwiegen, wie so oft.

Und dann das Gestellt-sein-müssen gleich in der Früh um 7 Uhr – Wirbelsäulengymnastik  – Bein heben, solange bis die aufgeweckte Kursleiterin sagt, dass wir es endlich absenken dürfen. Stöhnen rundherum und wieder was geschafft. Abgehakt und schon zum nächsten (fordernden) Termin.

Ich habe mich vor der Kur bewusst geöffnet für all die neuen Erfahrungen – einmal was anderes, dachte ich, und vielleicht hat ja auch eine derartige Zugangsweise durchaus einen therapeutischen Effekt.

Aber – irgendetwas in mir war die ganze Zeit im Stress, hat laut Nein geschrien.

Und wieder, wie so oft hat mein lieber Körper dieses Nein ausgedrückt, hat einen bedingungslosen Stopp veranlasst, ist eingesprungen.

Mein lieber Körper – und ich seine Freundin

Ich bin meinem Körper dankbar dafür. dass er das so lange und verlässlich immer getan hat. Er hat mich rausgebracht aus vielen überwältigenden Situationen, in einen Bereich der Sicherheit – wieder krank, ich mit mir und die anderen lassen (endlich) ab.

Jetzt will ich es anders: Will ihm die Last, die er so fürsorglich und verlässlich für mich übernommen hat, abnehmen.

Will das Nein selbst verantworten und es vertreten, ICH gegenüber den anderen.

Will mich hinstellen in meiner Integrität und Aufrichtigkeit und meine Bedürfnisse äußern.

Will das Unbequeme nicht mehr bei mir behalten, sondern es dem Gegenüber zumuten.

Will endlich ihm eine liebe Freundin sein – zärtlich, liebevoll, einfühlsam und genau.

Dann ist mein Körper – mein lieber Freund – frei, zu heilen.

Und WIR sind frei im Einklang mit dem, was lebensfördernd ist in einem freudigen Ja durch´s Leben zu gehen – geschmeidig und wach und mit der Sicherheit, auf jede Gegebenheit antworten zu können, einfach so, mit Leichtigkeit und ohne großen Aufhebens.

Na, das ist doch mal ein Projekt, auf das ich mich wirklich freue!

Mein gutes Leben

Das gute Leben fängt mit dem Aufhören an – aufhören mit all den Angewohnheiten.

Ange-Wohn-heiten.

Welch ein Wort!

Da hat sich was rAn an mich gemacht, und dann dringt es ein in mich, was zuvor noch draußen war als eine Möglichkeit, eine von vielen Möglichkeiten.

Es freut sich, diese eine Möglichkeit, die ich fortan immer und immer wieder wähle – „Ja, nimm mich, ich bin gut für Dich“, sagt es, flüstert, schreit es, „ich nehme Dir Deine Unruhe, Deine Verzweiflung, Deine Langeweile, Deinen Zorn, Deine Angst – ruhig mach ich Dich, beschäftigen tu´ ich Dich und schon ist es weg, was Dich grad „gebissen“ hat.

Versprochen, Deal!

So kommt es näher und näher und schon verstellt es den Blick für all die anderen Möglichkeiten, –  für mich und das, was eigen-tlich da ist in mir.

Langsam zieht es ein, mit all den Möbelstücken, die nicht meine sind, und so wird meine Körper-Geist-Wohnung langsam ent-eignet. Nicht mehr meine.

Meine – mit all den vielen schönen Zutaten, die mein Leben reicher machen und erfreuen.

Kein Platz.

Kein Raum.

Alles verstellt.

Kein Ausdehnen, kein Atmen, renn´ mir dem Kopf an – bald einmal ausweglos.

Jetzt

Ausräumen, Zupacken, Schleppen, Stemmen oder einfach all das Gerümpel beim Fenster rausschmeißen, wie sie das in Neapel so tun zu Silvester.

Radikal.

So!

Das ist jetzt vollbracht.

Jetzt

Neu-Beginnen.

Keine unverrückbaren (Zucker, Rauch, Alkohol, Trägheits,….)- Einbauschränke mehr – unveränderbar für Jahrzehnte.

Ein leichtes, lindgrünes Sofa, vielleicht mitten im Raum, und dann mal sehen, Sitzen und Schauen, von diesem guten Platz der Freiheit aus.

Braucht´s noch was, ist´s genug?

Wären da nicht diese Ideen vom Brauchen und Müssen, ist es meistens mit wenig, manchmal, oft mit Nichts genug.

Sitzen – hier auf meinem lindgrünen OrganismusSofa.

Platz nehmen in mir.

Still sein.

Sitzen.

Schauen.

Und den unendlichen Reichtum des Lebens fühlen.

Jetzt

Vom Müssen, Dürfen und Wollen – das Wollen

Nein, kein roher Apfel jetzt, mag er noch so gesund sein.

Vielleicht etwas Warmes oder etwa gar nichts?

Nein, nicht hinausgehen jetzt, auch wenn ein strahlend schöner Tag ruft.

Mich hinlegen, hier auf mein rotes Sofa – am hell-lichten Tag.

Nein, keine Nachrichten hören und auch keine Freundin anrufen.

Einfach still sein.

Vor einem Jahr habe ich mit einer Blogserie zum Thema „Vom Müssen, Dürfen, Wollen“ (https://krebscoaching.org/2016/10/; https://krebscoaching.org/2016/11/13/ueber-das-muessen-duerfen-und-wollen-teil-2-das-duerfen/)  begonnen.

Es hat eine Zeit gebraucht, um zum Wollen zu kommen.  Nun ist er da. Frisch, ohne lange dran zu basteln, entstand er aus meinen Morgenseiten.

Einfach so.

Wollen, wie ich es meine, ist frei und bedürfnisnah. So sind auch die sogenannten höheren Bedürfnisse, wie die in der Maslow´schen Bedürfnishierarchie genannten Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung und Transzendenz, meinem Verständnis nach, in enger Verbindung mit dem Organismus.

Sie entspringen nicht leibfernen oder vielleicht sogar leibfeindlichen Ideen bestimmter Lebens- und Gesundheitspraktiken, weil ich mich dann als ein besserer und an seiner Gesundheit engagierter Mensch fühlen darf.

Nein, wirkliches Wollen entspringt einer tiefen organismischen Quelle.

Ganz natürlich.

Ich muss mir nichts vornehmen – dass ich z.B. jetzt wirklich endlich mit etwas „Gesundem“ beginne. Ich mache es oder auch nicht. Keine Auflagen. Zuerst Aufräumen in meinem Inneren, Bereinigen von (selbst) auferlegten Ideen, Konzepten, was gut, richtig und gesund ist.

Re-Set.

Natürlich ist es hin und wieder oder öfter mal so, dass wir uns den Zugang zu unseren organismischen Bedürfnissen im Wortsinn ver-baut haben. Weil ich zum Beispiel über lange Zeit verklebende und den Körper irritierende Nahrungsmittel zu mir genommen habe, oder weil ich mich schon von früh morgens, gleich nach dem Aufwachen mit (Internet-)nachrichten füttere.

Dann kann eine Bereinigung anstehen. Auch dieses Bedürfnis entsteht aus einer vitalen Erkenntnis.

Oh ja, da freu ich mich, weil ich sogleich spüren kann, dass ich meinen Körper damit entlaste. Da freu ich mich, wenn ich merke, wie sich eine Zuckerkarenz auf meine Wachheit, mein Wohlbefinden auswirkt. Und ich wieder frei bin – mich an Bewegung zu freuen, am Tanzen, Yoga und was immer mich beglückt.

Dann hab ich den organismischen Faden aufgegriffen, hab mich erneut eingeklinkt in den Strom des Lebens.

Und dann weiß ich, was jetzt dran ist, und das wird sich rhythmisch immer wieder verändern – nein, heute nicht laufen, weil ich mehr kontinuierliche Erdnähe brauche, heute vielleicht walken, wo ich in aller Ruhe herum schauen kann, atmen oder einfach spazieren gehen.

So können wir täglich die Re-Set-Taste drücken und von Neuem spüren, was dran ist.

Für mich sind hier die Tagesanfänge bedeutsam – mir Zeit zu lassen, in der Welt anzukommen, in den Tag hinein zu gleiten.

Ganz wichtig ist für mich dabei, abzuwarten, wann sich wirklich Hunger meldet – (das ist bei mir zum Beispiel erst nach einigen Stunden nach dem Aufwachen). Dann ist es gut, dem Rechnung zu tragen,  und nicht meinen Magen gleich nach dem Aufstehen zu füllen, auch wenn das von verschiedenen Ernährungswissenschaften propagiert wird.

Nur dann, wenn ich wirklich Hunger habe, kann ich, oder vielmehr mein Organismus, nämlich spüren, was wirklich gut ist, zu mir zu nehmen. Wenn ich hier genau bin – ist es heute ein warmes Porridge, eine Schnitte Brot, ein Smoothie oder Obst, dann steht der Tag auf einem guten Fundament. Dann bin ich nicht von vornherein belastet und in einer „organismischen Schräglage“.

Über meine Aufrichtung kann ich mich sodann von himmlischen Inspirationen speisen lassen, gehe gut gegründet auf der Erde meinen Tages-Weg und bin, da ich ja nicht mit dem Verdauen von schwer oder gänzlich Unverdaulichem beschäftigt bin, offen für das, was zu tun ist, und was von den anderen zu mir kommt.

Ja So Ist Es. Und das ist dann wahrlich ein gutes, freudvolles Leben.

Jeder das Ihre….

Viele Menschen, welche mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sind, oder auch wenn sie ihre Gesundheit fördern wollen, beginnen mit einer Praxis, wie Tai Chi, Chi Gong oder Yoga…..

Oftmals ist es das beruhigende, harmonisierende Element, als Ausgleich zu innerem Stress, das für sie vielversprechend ist.

Vertrauensvoll begeben sie sich in einen der vielzählig angebotenen Kurse und befolgen die Übungen.

Und viele erfahren dabei eine heilsame, beruhigende Wirkung.

Andere jedoch fühlen sich nicht wohl und hören alsbald auf, und empfinden das vielleicht als ein weiteres Scheitern.

Ich glaube, dass es sehr wesentlich ist, dass wir unserem Organismus Gehör schenken, und auch die erprobteste Methode mag für mich im Unterschied zu meiner Nachbarin ungeeignet sein, und das Gegenteil von dem bewirken, was durch sie intendiert ist.

Dies hängt u.a. davon ab, welches eigene innere Tempo ich habe, ob ich eher handlungsorientiert bin oder die Ruhe, das Kontemplative bevorzuge, ob ich mich gerne kräftig ausdrücke oder mich im Stillsein wohlfühle.

Aus der Traumaforschung weiß man beispielsweise, dass sich bei schwer traumatisierten Menschen das vegetatives Nervensystem im Zuge fortgesetzter Traumatisierung grundlegend verändert hat – viele leiden unter dauernder Übererregung, einer Rastlosigkeit. Da kann ein stillsein müssen, wie beispielsweise in Meditationen, eine Qual sein.

Auch ist deren  Umgang mit Macht und Eigen-Verantwortung von den Gewalterfahrungen geprägt. Sie befolgen „brav“ die vorgegebenen Übungen, können dabei jedoch schwer mit ihrem Körper in Fühlung bleiben.

Diese Eigenheiten benötigen  einen ganz besonderen Zugang, der die eigene Fühligkeit gegenüber sich selbst fördert und nicht das genaue Erfüllen von Vorgaben.

Es ist ein Erlaubnis gebender, einladender Zugang, den das sogenannte Traumasensible Yoga (siehe dazu das großartige Buch von Emerson, Hopper und van der Kolk: Trauma-Yoga: Heilung durch sorgsame Körperarbeit) auszeichnet. So wird darauf geachtet, dass die Wortwahl die eigene Entscheidungsfähigkeit betont, ebenso wie die Freiwilligkeit, wann man eine Yogaeinheit beenden will, beziehungsweise ob man dazwischen eine Pause machen möchte.

Auch sieht man – da es sich bei Traumatisierungen oftmals um körperliche Übergriffigkeit handelt, von der korrigierenden Berührung ab. (Anmerkung: Ich glaube im Übrigen, dass eine wirklich gute Yoga-Lehrerin genau so unterrichtet)

Der folgende kurze Text ist in der Sommerakademie in Zakynthos entstanden. Er ist aufgrund der freilassenden, kreativitätsfördernden Atmosphäre dort etwas launig ausgefallen.

Der Tai Chi Lehrer war wunderbar, und meine Erfahrungen mögen nicht als Kritik an ihm aufgefasst werden.

Tai Chi – eine Erfahrung: „….und nun langsam die Hände zum Bauch, alles sehr langsam. Darum geht es …“, sagt der Kursleiter, und das wird sogleich von einer erfahrenen Kurärztin bestätigt. „Wir sind alle zu schnell, das macht die schnelllebige Zeit, diese Hast und die Aufwärtsbewegung der Energie macht den inneren Aufruhr.“

Das stimmt ja auch – eine Schnelle bin ich, eine Rastlose, kurz und bündig, so habe ich es gerne.

Aber hier soll ich langsam sein, ganz langsam das Gewicht vom hinteren zum vorderen Bein verlagern, dann wieder nach hinten und sinken.

Das Sinken ist das Schlimmste, in mich hinein sinken, in den Boden hinein, um sich zu erden, möchte mich jedoch kräftig bewegen, etwas tun.

Schon steigt die Aufwärtsbewegung, das Wegwollen, aber nein, auf das Ankommen in mir, am Boden, kommt es an, höre ich.

Schon wird mir schlecht, zu viel Stau in meiner Mitte, spüre einen Anspruchsdruck in mir – es richtig zu machen –  und andererseits ein  organismisches Aufbegehren, ein mir gemäßes handeln wollen.

Auch dauert mir das Ganze zu lang, eine Stunde reicht allemal, ist überschaubar.

Überhaupt ist es so, dass wenn ich mich an eine  von außen verordnete (lange) Zeit ausgeliefert fühle, bald einmal das Schulsyndrom einsetzt, „wann ist es endlich vorbei“. Dann geht es (nur mehr) ums Aushalten und Absolvieren.

Mir das Recht zu nehmen, zu gehen, wann es mir im wahrsten Sinne des Wortes reicht, auch wenn, was ich, so wie ich gestrickt bin, eigentlich gar nicht verstehen kann, die anderen immer noch, und wie es scheint, wirklich konzentriert dran bleiben – das wäre gut.  

Selbst-verantwortlich  für mich  sorgen, anerkennen, wer und wie ich bin, welche Art der Bewegung mich wahrhaft besänftigt, was mir entspricht, was für mich stimmt – das ist gut.

In diesem Sinne lobe ich mir die ayurvedische Dosha Lehre und will anerkennen, dass aus einem quirlig/strebenden Vata/Pitta Typus niemals ein gemächlicher Kapha Mensch wird.