7 Jahre brustlos glücklich

Heute vor 7 Jahren war ich schon im OP, und vielleicht waren sie mir ja schon abgenommen, meine beiden Beleiterinnen über so viele Jahre.

Ich hab meine damalige Entscheidung nie bereut.

Entschieden auf der Basis meiner organismischen Weisheit, gründlich die Trennung und den Verlust betrauert, lebe ich ein Busenloses Leben, das meinem Gefühl von Weiblichkeit keinen Abbruch tut.

Cut and Go war meine Devise damals, und vieles hab ich seit damals abgeschnitten, abgetrennt, manchmal auch gelöst, und bisweilen ist diese Veränderung, der Wandel wie von selbst passiert.

Wenn es eine Erkenntnis gibt in all den Jahren, die ich als die wesentlichste erachte, so ist es diese:

Eine Krebserkrankung oder ein anderes sogenanntes Krankheitssymptom, ob es akut oder chronisch ist, ob es sich auf der Ebene des Körpers oder der Psyche zeigt, alles, was sich auf der menschlichen Ebene als belastend, kränkend, verstörend äußert, trägt bereits einen Heilungsimpuls, einen Heilungsversuch, einen Heilungsaufruf in sich. All das – und das konnte ich oftmals spürbar erfahren – dient unserer Seele, sich in ihrer Ganzheit zu erfahren.

Es ist eine Einladung, mich dem, was in meinem Leben aus der Ordnung gefallen ist, zuzuwenden.

Endlich darf und kann ich all das Leid, das sich im Symptom birgt, aufsuchen, berühren, umarmen, das Heilungspotential erkennen, die Essenz zu mir nehmen und es dann ent-lassen.

Das ist ein Geschenk.

Cut and Go – das klingt jetzt vielleicht widersprüchlich zu dem oben Gesagten.

Trennen und Verbinden?

Mir die Brüste abnehmen zu lassen, war damals am 6. 3. 2018 der nächste gute Schritt. Und auch wenn ich die Komplexität der Entscheidung nach wie vor nur erahnen kann, so war sie genau richtig.

Der nächste gute Schritt, um ganz heil zu werden auf allen Ebenen meines Seins.

Und jetzt noch eines meiner Lieblingsgedichte von Rainer Maria Rilke:

Mandelbäume in Blüte

Unendlich staun ich euch an, ihr Seligen, euer Benehmen,
wie ihr die schwindende Zier traget in ewigem Sinn.
Ach wer´s verstünde zu blühn: dem wär das Herz über alle schwachen Gefahren hinaus in der großen getrost.

Flat is beautiful

Vor mittlerweile über zwei Monaten hat mich eine Journalistin angefragt, ob ich einen Beitrag zum Thema Veränderung/Trennung schreiben könnte.

Der Artikel ist dann Ende September unter dem Titel „Happy? End!“ in der österreichischen Zeitung Woman erschienen. Meine Antworten auf die Fragen von Nina Horcher sind dem begrenzten Raum geschuldet, jedoch sehr einfühlsam gekürzt worden, und so will ich an dieser Stelle meine vollständigen Antworten veröffentlichen.

Beim Schreiben wurde mir bewusst, wie groß der Schritt der Ablatio war und auch wie wesentlich.

Welche Veränderung/Trennung hat dein Leben rückblickend nachhaltig verändert?

Es war die Trennung von meinen Brüsten nach einem nahezu 50-jährigen Leben mit ihnen. 

Wann und warum / wie kam es dazu?

Ich war zu dem Zeitpunkt knapp 61 Jahre alt, hatte schon 2 Mal eine Brustkrebsdiagnose. Einen Tag vor meinem 61.Geburtstag wurde neuerlich ein suspekter Herd in der rechten Brust festgestellt.

Sofort, noch auf der Untersuchungsliege, im Zuge des Ultraschalls wusste ich, wenn es wieder Krebs ist, dann lasse ich mir beide Brüste abnehmen, auch wenn es nur ein einziger Herd ist. Das war eine intuitive Eingebung, wie ich sie auch schon davor bei den zwei anderen Diagnosen in Bezug auf meinen Therapie-Weg hatte. 

Was war die größte Herausforderung dabei, diese Entscheidung zu treffen? Wer oder was hat dir geholfen, es durchzuziehen?

Die größte Herausforderung war, dass es sich ja wirklich um eine endgültige Entscheidung handelte, die mein Aussehen unwiederbringlich verändern würde, anders als bei den anderen beiden Diagnosen, wo ja nur der Krebsbereich entfernt wurde.

Es war ein sehr großer Abschied, der auch viel Trauer und Wehmut mit sich brachte. Ich ging also immer wieder innerlich zahlreiche Entscheidungsrunden durch, ob es wirklich notwendig sei, noch dazu, wo es medizinisch nicht als indiziert galt, handelte es sich zu diesem Zeitpunkt doch nur um einen einzigen Herd – also warum gleich sogar beide Brüste abnehmen lassen. Ich wusste jedoch genau, ohne dass ich es erklären konnte, dass es sich hier um ein systemisches Geschehen handelt, und dass – in meinem intuitiven Wissen – wahrscheinlich beide Brüste betroffen sind.

Diese Vermutung hat sich durch den postoperativen histologischen Befund bestätigt, was meine Chirurgin sehr erleichterte, weil die beidseitige Ablatio damit im Nachhinein betrachtet auch medizinisch indiziert war. Ich hätte mir auch nur eine Brust abnehmen lassen können, doch es war für mich klar, dass ich keinen Aufbau will und auch keine Prothesen tragen möchte. Ich fand es auch schöner, symmetrisch flach zu sein als auf einer Seite.

Geholfen hat mir mein Mann, der meine Entscheidung unterstützte und Menschen, die nicht an einem Konzept festhielten, dass es für eine Frau katastrophal ist, ohne Brüste zu sein. Das war für mich nämlich zu keinem einzigen Zeitpunkt so. Außerdem war die Reaktion meiner Chirurgin sehr unterstützend, die zunächst natürlich nicht gleich ein potentiell gesundes Organ entfernen wollte, aber dann erkannte, dass meine Entscheidung aus der Tiefe kam und wohlüberlegt ist – immerhin ließ ich mir fast 3 Monate von der Diagnose bis zur Operation Zeit -, sodass sie meinem Wunsch nachkam. 

Inwiefern hat dein Alter dabei eine Rolle gespielt?

Natürlich hat das Alter eine Rolle gespielt. Bei meiner ersten Diagnose mit 41 Jahren war eine Totaloperation der einen Brust indiziert, weil das Krebsgeschehen, das sich in Mikroverkalkungen zeigte, sehr ausgedehnt war. Für mich war klar, dass das zu diesem Zeitpunkt keine Option ist. Ich habe dann auch einen wunderbaren Chirurgen gefunden, der die Operation so machte, dass trotz des großen Volumens nahezu nichts zu sehen war. Für die letzte Entscheidung, 20 Jahre danach, war wahrscheinlich auch ausschlaggebend, dass ich in einer sehr stabilen, innigen Beziehung mit meinem Mann seit mittlerweile 43 Jahren lebe.

Wenn du heute zurückblickst: Was hat sich seitdem positiv verändert?

Ich fühle mich freier, ich fühle mich unbelasteter, auch weil ich keine Mammographien mehr über mich ergehen lassen muss. Auch brauche ich nicht ängstlich auf das Ergebnis zu warten. Ein gar nicht so kleiner Benefit ist, dass ich auch beim Sport keinen BH tragen muss, das war mir nämlich immer sehr unangenehm. 

Ich fühle mich jedoch nicht nur befreit von der Angst vor einer neuerlichen Diagnose, sondern in einem viel übergreifenderen Sinn. Sofort am ersten Tag nach der OP, als ich mich, den Verband noch eng um meine Brust gebunden, im Spiegel sah, jauchzte etwas in mir.

Das Flachsein, die Brustlosigkeit spürte sich so richtig für mich an, warum auch immer. Ich fühlte mich nicht weniger als ich selbst, sondern mehr. In meinen darauffolgenden Forschungen zur Bedeutung der Brust im Leben von uns Frauen, konnte ich erkennen, dass die Brust mich immer sehr exponiert hat den Blicken und dem Zugriff, und dass hier auch viel Traumatisierung stattgefunden hat, und so war die Brustabnahme auch eine Befreiung vom Ort des Geschehens. 

Ein weiteres positives Erlebnis war, dass ich am eigenen Leib und Seele erfahren konnte, wie wichtig die innere Vorbereitung auf eine OP ist, um die Nachwirkungen gering zu halten und nicht von einem Verlusterleben nachträglich emotional überrascht zu werden. So verließ ich das Krankenhaus bereits am 4. postoperativen Tag mit dem freudigen Gefühl, eine schöne, intensive, bereichernde Erfahrung gemacht zu haben.

Kein Bedauern, kein Hadern, kein Zweifeln.

Es war eine Wahl getroffen, für die besten Bedingungen der Umsetzung gesorgt, dann war es vollbracht und das war ein großes dankbares Glücksgefühl.

Letztlich – und das ist auch eine Bereicherung für mich – bin ich mir der Endlichkeit noch einmal deutlicher bewusst geworden und habe in diesem Sinn mein Leben noch mal radikaler ausgerichtet, meine Praxistätigkeit sehr reduziert und ich schaue sehr genau, was in meinem Leben Platz haben soll und was nicht. 

Wo gab es hinsichtlich dessen die größte Umstellung / den größten Bruch im Vergleich zu früher?

Dass ich zwei sehr lange und deutlich sichtbare Narben habe, die mir nicht so gut gefallen. 

Wie nimmst du diese Veränderungen (z.B. in deiner Einstellung/Persönlichkeit) auch im Alltag war?

Eigentlich nur, wenn es darum geht, dass ich mich nackt zeigen „muss“, da kann ich noch nicht so gut dazu stehen, so warne ich die Menschen immer vor, dass sie nicht erschrecken. Im angekleideten Zustand merken es die meisten Menschen gar nicht, obwohl ich eben keine künstlichen Körbchen trage, außer wenn ich ein Dirndl anziehe. Ich glaube, das ist deshalb, weil ich so selbstverständlich damit bin. 

Wie hat sich auch dein Umfeld dadurch verändert? (Freunde, Familie, Job…)?

Manche Menschen haben meine Entscheidung nicht verstanden. Ich konnte sehen, wo die Grenzen bei Einzelnen sind. In der Familie hat die letzte Diagnose neuerlich die Beziehung zu meiner Zwillingsschwester belebt und ich habe eine große Innigkeit und ein Mittragen von meinem Mann und meiner bereits erwachsenen Tochter erlebt. Es hat generell eine Art Reinigungsprozess in Bezug auf Beziehungen stattgefunden. 

Was ist dir heute wichtig, was dir früher (vor dieser Entscheidung) nicht so klar war? 

Ich kann so deutlich spüren, dass meine Weiblichkeit nicht an meine Brüste gebunden ist. Diese Botschaft möchte ich auch anderen Frauen weitergeben, vor allem, wenn sie von Brustkrebs betroffen sind. Deshalb habe ich auch eine Initiative mit dem Titel „Flat is beautiful. Breast Cancer is not the end of femininity“ ins Leben gerufen. Unter diesem Titel haben wir, eine Gruppe von Frauen im Jahr 2019 am Frauenlauf teilgenommen. Es tut mir noch immer im Herzen weh, wie unsere Brüste missbraucht werden im Sinne eines Schönheitsideals und als sexueller Reiz. Sie sind soviel mehr. 

Was hättest du rückblickend gerne schon früher gewusst oder gemacht?

Meine Brüste mehr geliebt, sie als meine Brüste gesehen, die so schön und wertvoll, lebensspendend und kräftig sind.

Ich hätte gerne radikaler auf meine Grenzen geachtet, die vielen Neins, die ich nicht gesagt habe, ausgedrückt und damit ein freudvolleres, nicht so braves, angepasstes, leistungsorientiertes Leben gelebt. Vielleicht hätte ich dann auch keinen Krebs bekommen, auch wenn ich in einem größeren Ganzen sehen kann, dass Alles gut und richtig ist, wie es ist.

Drei Mal Sterben

In der derzeitigen Zeitqualität sind 3 kurze Texte entstanden zum Sterben (– Lassen). Ich verstehe sie als Beitrag zur Ermutigung.

Sterben und die Hingabe

Die Krebstherapie ist zumeist auf ein Überleben, eine Vermeidung des Sterbens ausgerichtet.

Vielleicht jedoch, so denke ich, ist die Sterbevermeidung das größte Hindernis am Heilungsweg und die Hingabe an diesen Lebens-Prozess, der das Sterben in meinem Verständnis ist, die größte Heilungsmöglichkeit.

Weil die Vermeidung ein Nein ist und die Hingabe ein Ja, ein Einverstanden Sein, ein Eins-Werden mit diesem Prozess.

Die gute Nachricht: der Prozess ist nicht an die Materie geknüpft, also hört der Prozess auch nicht mit dem Tod der Materie auf, geht auf einer anderen Ebene weiter und weiter und weiter, bis sich wieder Materie kreiert, ein neuerlicher Verdichtungsprozess beginnt, aus dem wir uns dann erneut lösen.

Am besten bereit willig.

Sterben und das Auferstehen

Das Sterben beginnt mit dem ersten Lebenstag.

Schon fällt das erste Hautschüppchen, schon beginnt der Prozess des Wandels.

Kein Wandel ohne Sterben.

Dieser sich stets ereignenden Tatsache zum Trotz haben wir alle Angst vor dem Sterben. Und auch das ist ganz natürlich, ist doch die Angst in unserem Körper zuhause.

Wenn es jedoch gelingt, uns aus der Verhaftung mit dem Körper zu lösen, dann verlieren wir einen Großteil unserer Angst und wir gewinnen Gewissheit, Freude, Stille, ein Hier Sein.

Im Sterben Lassen von Zukunft und Vergangenheit, im Ausstieg aus der Linearität, sind wir im Jetzt und damit in der Ewigkeit.

Im Jetzt gibt es keine Zeit, oder man könnte auch sagen, die Zeit steht still.

Angehalten.

Sich in den Augenblick sterben lassen, und damit ihn ihm geboren werden.

In ihn.

In ihm.

Und dann geschieht die Auferstehung von der Horizontale der Linearität in die Vertikale der Aufrichtung.

Und dann verweilen, Still – Stehen zwischen Himmel und Erde.

Und schon kommt aus dem Himmel die Inspiration, die Eingebung.

Genau richtig.

Sie ist ein Himmelsgeschenk, nicht von dieser Welt.

Dann darf ich mich nicht einmischen.

Das göttliche Licht, das Wissen geht durch mich durch bis in mein Herz.

Und hier ist die Begeisterung.

Und weiter geht es bis in die Hände und die Füße und dann geschieht die Tat.

Aus sich heraus, wie von Selbst.

Ein Schritt.

Eine Hand-lung.

Sterben und das Nadelöhr

Sterben – Lassen, bereitwillig, auf dass das Kamel durch´s Nadelöhr geht.

Seelenfülle statt Leibdichte.

Sich dünner werden lassen, um das Ätherische zu mehren.

Von der Verdichtung zur Verfließung.

Von der Substanzverhaftung zur Essenzialität.

So sehr um mich zu wissen, ohne über mich zu wissen, ohne ein “Ich bin die und die und die“, also ohne Identität, sodass ich (endlich) mich frei bewegen kann, ganz da bin, zur Verfügung, ohne über mich verfügen zu lassen, oder vielleicht auch das.

Mich verschenken, mich hingeben und mich darin finden, ohne Beschreibung.

Wortlos.

Und dazwischen aufstehen, um bei der nächsten Gelegenheit wieder nieder zu sinken, ein stetes Aufstehen und Sinken.

Sanft beides.

Eine webende Bewegung, einem fließenden Tanz gleich.

Und dann geschmeidig hinübergleiten in diesen Zustand, den man Tod nennt.

Ganz einfach und ohne Aufwand.

!Das wunderschöne Bild ist von meiner Freundin Elisabeth Roller

Aller Seelen

Gewidmet meinen lieben Krebsschwestern im Himmel

„In die rosarote Landschaft des Brustkrebsbewusstseins wird regelmäßig nur eine Art von Menschen, die Brustkrebs hatten, zugelassen: die Überlebenden.“ sagt in etwas provokanter Weise Anne Boyer in ihrem spannenden Buch „Die Unsterblichen – Krankheit Körper Kapitalismus“

So will ich heute all denen eine Stimme geben, die den Kampf gegen den Krebs, so wie man sagt, verloren hätten.

In dem Moment, wo sie ihr irdisches Dasein beenden, verstummen sie.

Vielmehr wollen wir sie nicht mehr sehen, aus unserer Wahrnehmung schließen wir sie aus, wollen uns nämlich nicht an das vermeintliche Scheitern erinnern, das uns schmerzlich an unser Eigenes denken lässt.

Da halten wir uns lieber an jene, die auch den unheilbarsten Krebs besiegt haben.

Sie sind unsere Heldinnen, unsere Vorbilder.

Sie haben es geschafft.

Sie leben.

Aber – so frage ich mich – sind sie deshalb geheilt?

Und was ist das eigentlich Ge-heilt-Sein?

Ist das Überleben, das Hier-Bleiben auf der Erde ein Zeichen, dass wir heil sind?

Oder gibt es nicht auch eine Heilung, die trotz des leiblichen Ablebens stattfinden kann?

Ein Heilsein, das sich vielleicht nicht an den Jahren des Überlebens, an den medizinischen Werten, am Rückgang des Tumorgeschehens bemisst, sondern in einem nur zu erahnenden Seelen-Heil, einem Frieden, einer Läuterung.

So denke ich heute an Elsa, die mir kurz vor ihrem Tod eine Stunde vollkommenen Friedens, Heil-Seins schenkte.

Kein Konflikt mehr, keine Angst, kein Widerspruch, erlöst von Kämpfen und einem Dagegen.

Da gab es keinen Unterschied mehr zwischen dem so ersehnten nachtodlichen Frieden und dem Jetzt.

Still war es – überirdisch still.

Ich denke auch an Gunda, die so ganz bewusst war über ihr bevorstehendes Sterben und eines Tages – 2 Monate vor ihrem Tod – auf meine Frage, worum es heute in unserer Stunde gehen könnte, meinte, um ihr Sterben und der Bitte, dass ich sie begleiten möge. Welch´ ein – hin und wieder durchaus herausforderndes – Geschenk.

Auf einer bewussten Ebene war sie einverstanden, sagte Ja zu ihrem jungen Sterben. Vorbildhaft regelte sie ihre Angelegenheiten, versöhnte sich, wo Versöhnung nötig war, plante minutiös ihr Begräbnis, sah dem Tod in die Augen, und dann wehrte sich ihr junger Körper, allem Sterben-Üben zum Trotz, stemmte sich, wie wenn sie eine Türe zum Öffnen zuhalten würde.

Sie starb – an meinem Geburtstag vor vielen Jahren, und dann kamen wir alle wieder zusammen, wie wir das in den letzten Wochen ihres Lebens immer wieder getan hatten.

Da lag sie, den von ihr gewählten Lippenstift aufgetragen von uns, den ihr nächsten Frauen, gewandet in ein Designerkleid – auch das sorgfältig gewählt.

An den Füßen kuschelige Socken, nicht mehr gebraucht, aber gewollt. Da lag sie dann und war überirdisch schön, eine Schönheit, die ihre weltliche noch übertraf.

Ich denke auch an Ramona, die Tapfere, die ihren Weg ging, im wahrsten Sinne das Wortes – nicht einmal verschob sie ihren Chemotermin, um den Jakobsweg zu gehen.

Sie nahm Alles in Kauf – den Haarverlust, – geh´, da gibt es echt Wichtigeres – die Schmerzen und die Eingriffe.

Sie trotzte dem Tod über viele Jahre. Von vielen wurde sie deshalb bewundert, und dann starb sie doch –  im Kreise fürsorglicher Frauen. Kein Gehen mehr, nicht mal ein Aufstehen – Hingabe statt Entgegentreten war angesagt. Das war schwer.

Sie und alle anderen, die in die andere Welt gegangen sind, haben es gemacht, wie sie es gemacht haben.

Und ich kann mit einem wertfreien Blick sehen, dass dieser je eigene Weg ein genau richtiger war, und dieser je eigene Krebsweg – immer –  einem Gesamtkunstwerk gleicht.

Dann entspannt sich etwas in mir, und bei allem persönlichen Verlust und Bedauern kann ich die Schönheit darin sehen.

Wie tröstlich zu wissen, dass, wie schmerzlich der Weg auch war, er ein von ihnen auf der Seelenebene getroffener war.

Eine Wahl genau dieses Schicksals, mit allem Drum und Dran, dem Leichten und vielem Schweren.

Wie tröstlich auch, dass sie noch immer da sind. Befreit von menschlichem Wollen können sie uns unterstützen, mit uns sein, uns bezeugen, wahr-nehmen, lieben, weil sie der Erdenschwere enthoben sind und frei.

Wie tröstlich auch, dass das Leben weitergeht, immer weiter und weiter, dass nichts zu Ende ist, niemals.

Dieses Wissen hochzuhalten und sich gleichzeitig der Endlichkeit bewusst zu sein, zu wissen, dass jeder Moment der Letzte sein kann, dass alles, was wir tun, vielleicht das Letzte ist, das wir tun können – hier auf der Erde, ermöglicht mir, mich nicht nur um die Erhaltung meiner leiblichen Existenz zu bemühen, sondern darum, meine Seelen-Bedürfnisse zu entdecken und ihnen gerecht zu werden, auch das nicht einem Bild gehorchend, sondern darin meinen ureigensten Klang, meine Tönung wahrzunehmen, die ich – und nur ich – hier in dieser Inkarnation dem Ganzen hinzufüge.

Es heißt ja immer „Ruhe in Frieden“. In dem oben gesagten Sinne wäre „Wirke in Frieden“ – wo immer Du bist – inkarniert oder gerade nicht inkarniert, der stimmigere Aufruf.

P.S. Zwei Bücher möchte ich noch empfehlen, die mich in dem Vertrauen bestärkt haben, dass die geistige Welt immer (für uns) da ist, und das Leben (auf verschiedenen Ebenen) immer weiter lebt:

Das Erste ist von Bruno Bitterli-Fürst und heißt „Tod und Leben. Mit Betrachtungen aus dem Jenseits von Elisabeth Kübler-Ross.“ In diesem schönen Büchlein meldet sich immer wieder Elisabeth Kübler-Ross, die legendäre Begleiterin von Sterbenden zu Wort und was sie da vermittelt ist unglaublich schön und ein wahrer Trost.

Ich könnte nahezu das ganze Buch zitieren, so viel Erhebendes, Inspirierendes, Tröstliches ist darin zu lesen.

Ich wähle einen Abschnitt, der für mich gerade in der jetzigen Zeitqualität von Bedeutung ist:

„Wir sind uns meistens bewusst, dass wir das, was ist, nicht wirklich verändern können. Aber wir können die Liebe, die in uns wohnt, mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, zum Ausdruck bringen. Gerade jetzt bin ich nicht die Einzige, die Worte zu Bruno spricht. Ich bin mit vier anderen Wesen anwesend. Ich kann euch sagen, dass es sehr beflügelnd ist, die eigene Individualität aufzugeben, um eine Wesen zu kreieren, das aus fünf Einzelwesen besteht. Und dann, wenn dieser Fünfer Tanz zu Ende getanzt ist, lösen wir den Verbund und lassen uns weiter von der Welle der Liebe ins nächste Abenteuer führen. Dann kann es geschehen, dass ich eure feinen Körper zusammenschliessen und aus diesem Zusammenschluss etwas gänzlich Neues entsteht. Etwas, das jemand alleine nicht hätte erschaffen können; etwas Einzigartiges, das durch die Anwesenheit exakt dieser Beteiligten möglich wurde.“

Auch das zweite Buch mit dem Titel „Menschsein im Jetzt“ ist ein wahrer Schatz.

Hier hat Ana Pogacnik Gespräche mit der Seele ihrer verstorbenen Schwester Ajra geführt. Ich habe fast das ganze Buch unterstrichen, und ich könnte viel Wertvolles zitieren.

Ich habe einen Absatz gewählt, weil in ihm die ewige Natur der Seele betont wird. Das ist gerade in einer (medizinischen) Welt, die das irdische Weiterleben, so finde ich, überbetont sehr wesentlich und darüber hinaus auch beruhigend.

„Wenn wir die zyklische und ewige Natur der Seele kennen und wissen, dass wir als Seelen gerade deswegen durch verschiedene Inkarnationen reisen, um zu lernen, zu üben, zu heilen und zu wandeln, dann verstehen wir auch, dass die Seele immer wieder durch Nadelöhrsituationen hindurch gehen muss, um sich tiefer zu reinigen, noch gründlicher mit sich selbst zu konfrontieren, noch deutlicher ihr eigenes Sein zu begreifen, noch klarer herauszuschälen, worum es im Leben eigentlich geht und so noch konkreter im Leben zu landen.“

Ein Brüste-Liebhab-Rezept

Zeit meines Lebens als Frau hab´ ich es schwer gehabt mit meinen Brüsten, hab´ sie nur schwer annehmen können, nicht weil sie nicht schön waren, sondern weil sie mich zu sehr exponiert, zu sehr ausgesetzt haben – den begehrlichen Blicken, den An-Griffen.

Dann bei meiner dritten Brustkrebsdiagnose, habe ich entschieden, mich von ihnen zu trennen, sie mir abnehmen zu lassen.

Auch wenn ich es nicht bereue, denke ich, dass es einen Weg gibt, sie zu heil-igen und damit dem Krebs vorzubeugen, beziehungsweise ihn wieder auszuladen, wenn er schon zu Dir gekommen ist.

Deshalb mein heutiges Busen-Liebhab–Rezept mit 6 Zutaten für ein heilsames Leben mit unseren Brüsten (besonders für Frauen, die wie ich eine schwierige Beziehung zu ihren Brüsten haben):  

  1. Geh´ mit Deinen Brüsten in Kontakt – schau´ sie an, berühre sie, streichle sie, verwöhne sie mit einem duftenden Balsam, einem Puder.

Sprich mit ihnen – frag´ sie, was sie brauchen.

Frag´ sie nach ihrem Glück und ihrem Leid, ihrer Geschichte,

Freunde Dich mit ihnen an – Tag für Tag.

  • Gib´ ihnen Halt durch Deine Hände – halte sie hoch, trage sie.

Unterstütze sie – vor allem wenn sie größer sind – mit einem angenehmen, bügellosen BH, in schönen Farben, einem anschmiegsamen Natur-Stoff, wo nichts drückt und schneidet. Das nimmt Dir und ihnen die Last ab, und sie können dadurch einfach sein und sich vertrauensvoll hingeben an den äußeren Halt, umschmiegt von einem zarten, wohligen Stoff.

 Mit Schönheit gewürdigt.

  • Sei in Fühlung mit Deinen Brüsten, kehre die innere Bewegung vom energetischen Rückzug zur Präsenz um.

Da bin ich  –  ganz so, wie ich bin – eine wunderschöne Frau mit zwei schönen Brüsten.

  • Brüste wollen keinen Hormon Überschuss. Deshalb reduziere Produkte von Tieren (aus Hochzuchtsanstalten), die ja alle vollgepumpt sind davon.

Bevorzuge Gemüse, viel Grün, viel Erdnahes wie Wurzelgemüse und Vollkorngetreide wie Hirse, Reis, Quinoa, … Das stärkt die Mitte und fördert, so es basisch ist, die Abwärtsbewegung im Körper. Dann kann sich Dein Körper entspannen.

  • Entspanne Dich, leg´ Dich hin, die Hände auf die Brust gelegt, bergend, summe vor Dich hin, wie eine Mama, die ihr Kind beruhigt.
  • Lasse die Nacht Nacht sein, verdunkle Dein Zimmer. Vertiefe Dich aber auch immer wieder in das Dunkel Deiner Seele, in Deine Wildheit, in das Abgründige. Verweigere Dich dem Mainstream, dass es vor allem darum geht, im Scheinwerferlicht, im Außen zu sein.

  • Sticke, stricke, töpfere, bereite Deine Nahrung selbst zu. Das stärkt die Hestia, die Göttin des Herdes, die so ganz mit sich zufrieden, sich ausschließlich dem Innen-Sein widmet.

Noch mehr Zutaten findest Du im wunderbaren Buch: Brustgesundheit – Brustkrebs von Susun Weed. https://krebscoaching.org/buchempfehlungen/bucher/ Hier finden sich auch immer wieder sehr berührende gechannelte Texte, in denen die GroßMütter sprechen.

Zum Beispiel 2 für mich sehr berührende Stellen:

„Wir sind die Alten GroßMütter. Wir sprechen für die Dunkelheit. Wir sprechen für das Chaos. Wir sprechen für den weiten Spielraum, die Kanten. Wir sind hier, um dir zu helfen, deiner leidenschaftlichen, wilden, exzentrischen Natur zuzuhören. Um dir zu helfen, deine Dunkelheit, deine Lockerheit, deine Zeitlosigkeit, deine ungeformten Kanten zu nähren.“

„Die Kraft unserer Brüste ist die Kraft jeder Frau. So wie unsere Brüste Leben bedeuten, so bedeutet die Brust einer jeden Frau Leben. Auch du, EnkelTochter: Deiner Brüste-Kraft ist die Kraft des Lebens. Deine Brüste sind heilig.“

NEU erlich

Eigentlich ist es einfach.

Vorgestern noch spürte ich eine Stagnation, sprach von der Fadesse, die mich in den letzten Wochen/Monaten einnahm, fühlte mich schlecht, weil ich mich nicht an den verkündeten Flow der Neuerschaffung anschließen konnte.

Und dann drückte ich genau dies aus, ich outete mich in meiner vermeintlichen Erfolg-losigkeit. https://krebscoaching.org/2023/08/03/neu/

Und dann folgte ich einem Impuls – die überreifen Bananen zu Heidelbeermuffins zu ver-Wert-en.

Dann stellte ich meinen Text online, und einige Menschen fühlten sich verstanden, gesehen in dem, womit auch sie es zu tun haben – mit der Schwäche, dem Mangel an Inspiration und dem Fehlen einer Zuversicht, dass sich dieser Zustand je ändern könnte.

All das zog den Stoppel aus meinem Seelengefäß.

Und schon entstanden Ideen über weitere Texte, Unternehmungen, Kreationen.

Und hier mein heutiges 5.8.2023 Rezept, diesmal aus meinem persönlichen Lebenserfahrungskochbuch:

  • Bewusstheit: Sei Dir bewusst über all die Zutaten, die gerade „Zuhause“ sind. Wenn es an exotischen Zutaten für ein Rezept aus einem großartigen Rezept-Buch mangelt, greife auf jene zurück, die Dir gerade zur Verfügung stehen – wie ein Zen Koch, der mit jenen Zutaten arbeitet, die gerade da sind und sei es auch nur ein einfacher Reis.

Wisse, dass es immer (viele), jedenfalls genügend Zutaten gibt – und dazu zählen neben der Freude, der Begeisterung auch das Leid, die Ruhelosigkeit, der Zweifel, die Angst, die Ratlosigkeit….

Aber auch Deine Beweglichkeit – dass Du Deine Hände und Füße nützen kannst, um die Wohnung zu reinigen, ein paar Schritte zu tun, zu stricken, zu lesen, zu schreiben, zu sprechen, zu backen, zu kochen, die Rosen zu schneiden, eine Pflanze umzutopfen, Marmelade zu machen, eine Radiosendung nachzuhören….

  • Ausdruck: Drücke Dich aus in dem, was für Dich wahr ist. Bewege Dich raus aus dem verschämten Eck des Anders-Seins und Nicht-Entsprechens.
  • Großzügiges Teilen: Lade Menschen ein. Es werden die kommen, die sich vom Geruch Deines Mahles angezogen fühlen, und Ihr freut Euch gemeinsam daran.

Und schon bist Du nicht mehr allein.

  • Genieße, was Du kreiert hast. Bis zum nächsten Ma(h)l.

P.S. zwei Empfehlungen: Bernhard Glassman: Anweisungen für den Koch.  Ein wahrer Schatz, dieses Buch vom weisen Zen-Buddhisten und Begründer des Zen-Peacemaker-Ordens. https://www.medimops.de/bernard-glassman-anweisungen-fuer-den-koch-taschenbuch-M03442132746.html?variant=UsedAcceptable&creative=&sitelink=&gclid=CjwKCAjw5remBhBiEiwAxL2M969CK515eJKkbQDTn3_nqfmhuyGo6orm3uM3rpdQz2VwWysRqrYPVhoC5s8QAvD_BwE

                                              Meine Freundin Manou Gardner verfasst täglich sehr kluge Beiträge für ein seelengerechtes Leben. Gestern über den Zweifel:  https://manougardner.com/2023/08/04/zweifel-an-dir-selbst/?fbclid=IwAR2QH1mC8Uc6viiaWifmyoYQEAfGdgy78S7ITTL-QYkPwkhPUG1CaDp6yTw

Neu

Vielleicht ist es ja ganz anders.

Von überall schallt der Ruf, dass es Zeit für Neues ist, dass wir die große Chance zur Veränderung wahrnehmen sollen.

Jetzt, genau jetzt ist der große Sprung zu wagen.

Etwas Neues, was Eigenes, das Ureigenste gilt es zu finden und zu verwirklichen.

Wer bin ich wirklich, was ist die beste Version meiner Selbst, was gilt es zu tun, was sind meine Gaben für die Welt?

Und ich?

Bin so lahm wie nie zuvor in meinem Leben. Manchmal ist mir sogar so fad, dass ich glaube, an der Fadesse sterben zu müssen.

Da ein kleiner Gedanke, hier eine kleine Inspiration, ein Ent-Wurf, der nie zu einem Wurf wird.

Das ist schwer auszuhalten für mich – Schützisch-Begeisterungs-Suchende, die ich bin.

Nix da.

Das Buch, mein Buch wird nicht geschrieben, das Konzept zu einem Workshop gedeiht nicht zu einer Ausschreibung.

Schau´ staunend all den Tatkräftigen, Veränderungsbereiten zu.

 Und bleib´ am Platz.

Nicht angenehm.

Dann geh´ ich all die Erklärungenswege ab – vielleicht muss ich mich ja noch erholen von den vielen Anstrengungen der letzten Jahre, wahrscheinlich fehlt mir eine Gemeinschaft, habe meine Disziplin verloren, die mir über Jahrzehnte Halt gab, bin einfach zu träge, nicht mutig genug für (gewagte) Schritte…..

Und vielleicht ist es ja ganz anders und das Neue, das wirklich Neue ist ganz anders.

Es bewegt sich in mir, es kreiert sich in mir, unbemerkt wie die Lebendigkeit der Bäume im Winter, die bereits die Blüten und Früchte in sich tragen.

So will ich mich zurücknehmen, Innehalten, Innen Halten und sehen, was ist und wird.

Vielleicht.

Auf jeden Fall ein beruhigender Gedanke.

Weil, so denke ich, das wahrhaft Neue vielleicht gar nicht aus dem Alten entstehen kann, wenngleich es auch das Alte birgt, und weil es ja vielleicht überhaupt gar kein Alt und Neu gibt, wie es keine Vergangenheit und Zukunft gibt.

Und dann steh´ ich auf und mach´ mich dran, die Blaubeermuffins zu backen, die, wenn auch nach einem oft verwendeten Rezept ganz neu und einmalig sein werden.

Die einzigartigen 3.8.2023 Blaubeermuffins!

Und hier noch das Rezept: Aus dem Buch „einfach vegan. Die süße Küche“ von Roland Rauter.

3 reife Bananen

280 g helles Weizenmehl

150 g Blaubeeren

90g Zucker

80ml Backöl

30 g Maisstärke

7 g Weinsteinbackpulver

5g Natron

1 TL Zitronensaft

½ TL Vanillepulver

Abgeriebene Schale einer Zitrone

1 Prise Salz.

Zubereitung:

Vom Zucker 1 EL abnehmen und mit den Blaubeeren mischen.

Geschälte Bananen mit Zitronensaft, Zitronenschale und Zucker zerdrücken, Öll dazugeben und mit dem Mixer schaumig aufschlagen.

Mehl mit Maisstärke, Backpulver, Natron, Vanillepulver und Salz mischen und unter die Bananen rühren.

Die Blaubeeren vorsichtig unser die Muffinmasse heben. Ein Muffinblech mit Papierförmchen auslegen und die Masse einfüllen. Muffins im vorgeheizten Ofen bei 190 Grad Celsius 20-25 Minuten backen und dann auskühlen lassen.

Man kann dann noch ein Topping machen: Mit 200ml veganer Schlagcreme, 150 g Vanillepudding, 100 g Blaubeeren, 1 El Apfelsüße.

Für die Creme Blaubeeren mit Vanillepudding und Apfelsüße mit dem Stabmixer pürieren, Die Schlagcreme aufschlagen und unter die Puddingcreme heben. Die Creme mithilfe eines Spitzbeutels auf die Muffins dressieren.

Die Krebsbegleitung als spiritueller Weg

Angeregt durch ein Gespräch in meinem kleinen, feinen KrebsbegleiterInnenkreis, habe ich mir Gedanken gemacht, was eine Begleitung, die auch die Spiritualität (was immer das genau ist) einbezieht, auszeichnen könnte.

Die folgenden Punkte sind ungeordnet und sicher nicht vollständig:

  • Ein Abstandnehmen können von den eigenen (angstbesetzten) Konzepten über die Krebserkrankung und darüber, was richtig und falsch ist, zu tun.
  • Um die Schicksalshaftigkeit jeden Weges zu wissen.
  • Zu wissen, dass das Leben mit dem Tod nicht endet.
  • Zu wissen, dass es um den Weg geht, der immer in sich richtig ist und heilsam wird, wenn er bewusst beschritten wird – egal wie er aussieht (!?!)
  • Zu wissen, dass der (Heil-)Weg zu allererst ein Prozess ist, mit der je eigenen, individuell unterschiedlichen Zeit.
  • Ahnend zu wissen, dass die Krankheit im Verständnis von Viktor von Weizsäcker eine, wenn auch vielleicht unzureichend gebliebene „Schöpfungstat“ ist. Dass ihr also ein finaler Sinn innewohnt.
  • Zu wissen, dass es verschiedene Ebenen des Seins gibt – eine non duale, eine duale, eine Ebene des Körpers, der Seele, des Geistes,….., und dass diese Ebenen oftmals eine eigene Berücksichtigung brauchen.
  • Zu wissen, dass immer die Liebe das heilsame Agens in der Begegnung zwischen dem/der BegleiterIn und dem krebskranken Menschen ist. Und da meine ich jetzt nicht eine kitschig-sentimentale Zuneigung, sondern eine Liebe, die den anderen in seinem So- und Angelegtsein wahrnimmt und herzlich schätzt.
  • Zu wissen, dass es ein großes Geschenk ist, jemanden begleiten zu dürfen, der mit der Herausforderung einer Krebserkrankung zu leben hat.
  • Zu wissen, dass es im Beschreiten der Wege, sei es die Ernährung, die Bewegung, die Lebensveränderung… eine Haltung der Selbstfürsorge und Selbstliebe und eine innere Bejahung braucht, damit sie eine wahrhaft heilsame Wirkung entfalten können.
  • Zu wissen, dass neben unserem eigenen Beitrag, dem Machbaren immer auch Gnade waltet.
  • Zu wissen, dass die genaue Wahrnehmung dessen, was jetzt richtig und stimmig ist, Alles verändern kann.
  • Zu wissen, dass eine radikale Wendung immer möglich ist.
  • Zu wissen, dass das Leben größer ist, viiiiel größer als unsere irdische Existenz.
  • Zu wissen, dass es viele nicht sichtbare Kräfte gibt, die für uns sorgen und da sind.
  • Zu wissen, dass Alles gut ist.

Sowieso und immer.

Hingabe und Auferstehung

Eine kleine Osterbetrachtung.

„Habe ich genug getan?“ Diese Frage stellte sich Gunnar Kaiser in einem berührenden Youtube Beitrag vor einigen Wochen. https://www.youtube.com/watch?v=_P2cc1fH7Jw&t=0s

Er tut dies einige Monate nachdem die Ärzte meinten, dass seine Krebserkrankung so weit fortgeschritten sei, dass er die „letzten Dinge vorbereiten“ möge.

Er erzählt uns in diesem Video, dass er zu beten begonnen habe und sich die Frage stellte, ob er genug getan hat: Habe ich genug gebetet, fragt er sich, und ob er seinen Töchtern genug (Vorbild), seiner Frau genug qualitätsvolle Zeit gegeben hat, aber auch, ob er in Bezug auf seine Krankheit und Gesundheit – Ernährung, Lebensstil – genug getan habe.

An all diesen intimen Fragen lässt er uns teilhaben. Das ist sehr berührend.

Gunnar Kaiser hat mich inspiriert, darüber nachzusinnen, was diese Frage für mich bedeuten mag.

Und wie wertvoll es ist, sich diese Frage immer wieder zu stellen. Es ist mir bewusst geworden, dass diese Ausrichtung auf´s Tun auch heikel sein kann, weil sie so nahe an der Leistung ist. Sie berührt damit ein Thema, mit dem so viele krebskranke Menschen und nicht nur sie (ihr Lebtag) zugange sind – habe ich genug getan, genug gegeben?

So führte mich meine innere Suche der letzten Tage zu einer für mich stimmigeren Frage: Wie sieht es mit meiner Hingabe aus? Habe ich mich genug hingegeben – an mich, an meine wahren Bedürfnisse, an meinen (spirituellen) Weg, in den Begegnungen mit anderen und mir selbst, oder hab´ ich mich zu sehr abgelenkt, mich verzettelt, bin dem Leid, dem Schwierigen ausgewichen und damit der Erfüllung, dem Glück?

Vielleicht – so denke ich – ist es ja nicht das, was Krebskranke machen, um Heilung zu erfahren, vielleicht ist es ja nicht Miriam Reichel´s Diät oder Bettina Flossmann´s Dispenza Meditation, die ihnen ein krebsfreies und erfülltes Leben bereitet haben.

Vielleicht ist es ja die bedingungslose Hingabe an ihren Weg, die zur Heilung führte.

Da war zunächst ein Anerkennen der Krebsdiagnose, dann ein Entschluss und dann eine Treue zu diesem Entschluss. Keine inneren Verhandlungen, keine Halbherzigkeit, eine Eindeutigkeit und Beständigkeit im Gehen dieses von ihnen gewählten Weges.

Ich erinnere mich aber auch an Menschen wie Stephanie Gleising und Anita Moorjani, die ohne Hoffnung auf Heilung gnadenvoller Weise wahrlich vom Sterbebett aufgestanden sind.

Genügt es, so frage ich mich, darauf zu vertrauen, dass es diese Gnade immer geben kann, diese Wendung.

Und was könnte mein Beitrag sein?

Vielleicht geht es ja „nur“ um diese Hingabe an das, was jetzt da ist – auch die Angst, den Schmerz, den Verlust, aber auch an das Wunderbare, das jeder Moment birgt.

Und vielleicht geht es ja vor allem darum, all meine Gedanken, Ideen und Konzepte über ein heilsames Leben hinzugeben.

Ein Sterben-Lassen dessen, was mich in das Korsett einer Identität zwängt.

Hingabe ans Sterben.

Hingabe ans Leben.

Einatmen – Ausatmen.

Ausatmen – Einatmen.

Nicht mehr und nicht weniger.

Und schon findet ein Auferstehen, eine Auferstehung im Irdischen statt.

Für diesen Moment.

Ganz unspektakulär.

Einfach So.

Mein gutes Leben

Das gute Leben fängt mit dem Aufhören an – aufhören mit all den Angewohnheiten.

Ange-Wohn-heiten.

Welch ein Wort!

Da hat sich was rAn an mich gemacht, und dann dringt es ein in mich, was zuvor noch draußen war als eine Möglichkeit, eine von vielen Möglichkeiten.

Es freut sich, diese eine Möglichkeit, die ich fortan immer und immer wieder wähle – „Ja, nimm mich, ich bin gut für Dich“, sagt es, flüstert, schreit es, „ich nehme Dir Deine Unruhe, Deine Verzweiflung, Deine Langeweile, Deinen Zorn, Deine Angst – ruhig mach ich Dich, beschäftigen tu´ ich Dich und schon ist es weg, was Dich grad „gebissen“ hat.

Versprochen, Deal!

So kommt es näher und näher und schon verstellt es den Blick für all die anderen Möglichkeiten, –  für mich und das, was eigen-tlich da ist in mir.

Langsam zieht es ein, mit all den Möbelstücken, die nicht meine sind, und so wird meine Körper-Geist-Wohnung langsam ent-eignet. Nicht mehr meine.

Meine – mit all den vielen schönen Zutaten, die mein Leben reicher machen und erfreuen.

Kein Platz.

Kein Raum.

Alles verstellt.

Kein Ausdehnen, kein Atmen, renn´ mir dem Kopf an – bald einmal ausweglos.

Jetzt

Ausräumen, Zupacken, Schleppen, Stemmen oder einfach all das Gerümpel beim Fenster rausschmeißen, wie sie das in Neapel so tun zu Silvester.

Radikal.

So!

Das ist jetzt vollbracht.

Jetzt

Neu-Beginnen.

Keine unverrückbaren (Zucker, Rauch, Alkohol, Trägheits,….)- Einbauschränke mehr – unveränderbar für Jahrzehnte.

Ein leichtes, lindgrünes Sofa, vielleicht mitten im Raum, und dann mal sehen, Sitzen und Schauen, von diesem guten Platz der Freiheit aus.

Braucht´s noch was, ist´s genug?

Wären da nicht diese Ideen vom Brauchen und Müssen, ist es meistens mit wenig, manchmal, oft mit Nichts genug.

Sitzen – hier auf meinem lindgrünen OrganismusSofa.

Platz nehmen in mir.

Still sein.

Sitzen.

Schauen.

Und den unendlichen Reichtum des Lebens fühlen.

Jetzt