Über das Müssen, Dürfen und Wollen

Teil 1 Das Müssen

„Du musst besser auf Dich schauen, Du musst Dich mehr lieben,  gesund essen, Sport betreiben, keinen Alkohol trinken, genügend Schlaf haben, alten Groll loslassen, verzeihen, in Frieden sein , Dich selbst verwirklichen, Dein Leben leben, wissen, was Du wirklich willst, positiv denken, Vertrauen haben, zuversichtlich sein, an die Heilung glauben….!“

All diese Sätze bekommen wir  – oft ungefragt – zu hören, wenn wir an Krebs erkrankt sind oder ihn verhindern wollen.

Die Welt ist voll von derartigen Ansichten, was gut und was schlecht ist, was krank macht und was gesund erhält oder heilt.

Ich bitte die Leser, sich die oben genannten Sätze einen Augenblick zu vergegenwärtigen und sie in ihrer Wirkung auf sich wahr zunehmen.

In mir kann ich bei all diesem Müssen eine Verengung spüren, ein ganzkörperliches Zusammenziehen, eine angsterfüllte Tönung, und gleichzeitig ein braves, artiges Erfüllen wollen, will ich doch gesund bleiben und einen Beitrag dazu leisten.

Ja das mach ich – 3 mal mindestens pro Woche Sport, wenig Kohlenhydrate, schon gar nicht das böse Weißmehl und den schlimmen Zucker, keinen Alkohol, am besten warm essen – das sagt die traditionell chinesische Medizin, und das klingt ja auch sehr logisch …

Ja das mach ich. Schon geht´s mir besser für einen Augenblick – bin ich doch mit diesen Gedanken an das Vorhaben in einer konfliktfreien Zone.

Ja das mach ich – nicht gleich jetzt sondern nach den Ferien, nach dem nächsten Geburtstagsfest, am 1. Jänner nächsten Jahres, oder beim nächsten abnehmenden Mond.

Der kluge, witzige Michael Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts in Kalksburg sagte einmal in einem Radiogespräch angefragt auf die weit verbreitete Praxis von Neujahrsvorsätzen: „Nehmen Sie sich nichts vor, was Sie sich vornehmen, wollen Sie nicht, sonst würden Sie es sogleich tun.“

Ja so ist das. Wenn ich mir etwas vornehme, dann lehne ich das, was ich jetzt tue, ab, weil es – so sagt man – schlecht ist. So ist es mittlerweile common sense, dass es ungünstig ist, am Abend Kohlenhydrate zu essen,  das Essen kann nicht mehr verdaut werden, und das ist schlecht ,und dick wird man auch.

Wenn wir diese Konzepte unreflektiert in uns rein lassen, in unseren Geist, dann erzeugen wir einen Konflikt, einen Konflikt zwischen einem gewohnheitsbedingten Bedürfnis z.B. sich am Abend  noch mit etwas Süßem oder mit Brot oder Nudeln zu verwöhnen und zu beruhigen einerseits und andererseits diesem – wissenschaftlich begründeten ? Konzept, das besagt, dass Kohlenhydrate essen schlecht ist.

Meiner Ansicht nach ist gerade dieser Konflikt das krankmachende, er erzeugt eine permanente Spannung, die sehr viel Energie in Anspruch nimmt und bis in die Zellen hineinwirkt.

Anders ist es, wenn ich diese Gesundheitsmaßnahmen, die durchaus ihre Berechtigung haben, ein-sehen kann – zutiefst verstehen kann, warum dies oder das sinnvoll ist. Dieses Verstehen kann einen Beitrag zur Veränderung meiner vielleicht tatsächlich ungesunden Gewohnheitsmuster leisten.

Auf dem Boden des Verstehens kann ein Annehmen stattfinden, das nicht von einem Müssen geprägt ist sondern von einem bewusstseinsmäßigen Bejahen. Diese tiefe Bejahung ist auf einer höheren Ebene jenseits der Dualität von Gut und Schlecht.

Es geschieht damit eine Öffnung für eine neue Erfahrung und das ist immer freudvoll.

Ja das mach ich. Gleich jetzt. Da freu ich mich drauf, Da kann ich endlich aus den alten Mustern, die mich träge und müde gemacht haben raus, kann mich erfrischen mit Neuem, Unbekannten und kann mich erfahren in einer nie gekannten Weise.

 

Krebs und Ernährung

 

Im Oktober wurde eine Studie der WHO veröffentlicht, wonach der regelmäßige Konsum von Fleisch, insbesondere Würste, Schinken und anders verarbeitetes Fleisch das Risiko an Darmkrebs zu erkranken erhöht.  In der Studie hat eine Arbeitsgruppe aus 22 Experten mehr als 800 Studien über den Zusammenhang von Fleischkonsum gesichtet und gezeigt, dass  das Darmkrebsrisiko bei einem Konsum von je 50 Gramm verarbeitetes Fleisch am Tag um 18 Prozent steigt. Natürlich wurde von allen Seiten – ich denke zu allererst von Seiten der Fleischindustrie, aber auch  von Ernährungsberatern und schulmedizinischen Ärzten Kritik laut und die Studie heftig in Frage gestellt.

Für mich ist schon lange klar, dass Fleisch aus Massentierhaltung mit all den Zusatzstoffen wie Antibiotika, Hormonen, aber auch dem unermesslichen Leid der Tiere, der Todesangst und der Bedingungen des Tötens, die wir ja alle zu uns nehmen, wenn wir Fleisch essen, nicht heilsam sein kann.

Die Krankheit hinter der Krankheit Krebs ist für mich ein Herausfallen aus der (kosmischen) Ordnung, ein Verlust der Verbundenheit mit den für den Menschen wesentlichen Bezügen – zuallererst  mit unserem Körper aber auch mit der Natur  und den Tieren.

So nehmen wir nicht mehr wahr, was wir zu uns nehmen, tun es, weil wir es so gewohnt sind, es alle tun, weil Fleisch Essen ideologisch wie Melanie Joy in ihrem klugen Buch  schreibt, durch die drei N´s gerechtfertigt wird:  es gilt als normal, natürlich und notwendig.

Die oben genannte Studie kann dazu führen, dass ein Mensch, welcher an Krebs erkrankt ist, oder Angst davor hat, seinen Fleischkonsum verringert oder gänzlich damit aufhört. Das ist sicherlich der Gesundheit förderlich.

Viel bedeutsamer erachte ich jedoch, dass ein Bewusstseinswandel stattfindet. Dass eine Heilung der hinter dem Krebs liegenden Krankheit – des Getrenntseins  – sich vollzieht.

Und auch das ist nicht so schwer, wie es klingen mag. Es bedarf nur, sich mit der Nahrung zu verbinden, sich kurz vor dem Essen bewusst zu sein, ob ich überhaupt Hunger verspüre oder nur einem äußeren Reiz gehorche, sodann eine organismische Wahl treffe, genau das esse, was mein Organismus jetzt begrüßt, mir vor dem Essen vergegenwärtige,  woher die Nahrung stammt, dass das Stück Fleisch zum Beispiel nicht etwas Abstraktes sondern von einem vormals lebendigen fühlenden Wesen stammt, mich sodann mit der Nahrung einlasse, indem ich über ein achtsames Essen die Qualität erspüren kann und letztlich auch aufhöre, wenn ich satt bin. Das alles bedarf ein bisschen Achtsamkeitspraxis, belohnt uns aber mit einem Gefühl der Zufriedenheit, der Freude und Dankbarkeit über die Lebens!mittel, die uns Gott sei Dank in unseren Breiten zur Verfügung stehen. Und – es bekräftigt mich in einer Verbindung zu mir selbst und zu allem, was mich umgibt und ist damit ein Beitrag für mein Heilsein.

Literatur zum Thema:

Safran Foer: „Tiere essen.“ Wunderschönes Buch in dem Safran Foer seine Reise in die Fleischproduktion beschreibst, sehr aus dem Herzen geschrieben, aber Achtung: Starke Nebenwirkungsgefahr, nie wieder Fleisch zu essen.

Melanie Joy: „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“. Sehr kluges Buch. Melanie Joy beschreibt die hinter dem Tierkonsum liegende Ideologie, den Karnismus.

Thich Nhat Hanh: „Achtsam Essen und achtsam leben. Der buddhistische Weg zum gesunden Gewicht.“ Der berühmte Zen-buddhistische Mönch und Lehrer schreibt mit vielen Übungsbeispielen über ein barmherziges Essen.

Jan Chozen Bays: „Achtsam essen. Vergiss alle Diäten und entdecke die Weisheit Deines Körpers.“  Achtsamkeitsübungen aus dem Buddhismus lassen zum Beispiel die verschiedenen Arten des Hungers (Augen-, Magen,- Zellhunger usw.) erkennen.

http://www.essenundkrebs.net : eine Initiative einer österreichischen Ärztin zur Untersuchung, wie sich eine vegane Ernährung auf die Krebserkrankung auswirkt.