Krebs ist mittlerweilen in den meisten Fällen eine chronische Krankheit, das heißt, dass mein Onkologe oder auch Komplementärmediziner mich über eine lange Zeitspanne begleiten wird.
Auch hier wie in der Therapiewahl halte ich es für günstig, sich für die Arztwahl genügend Zeit zu lassen, verschiedene Kontakte aufzunehmen, bis die Entscheidung für einen Arzt oder eine Ärztin getroffen wird.
Da neben den schul- und komplementärmedizinischen Maßnahmen die Beziehung ein heilendes Agens ist, ist es wichtig, einen Arzt zu wählen, der neben seiner Kompetenz ein Engagement an mir und meinem Prozess, Mitgefühl und ein menschliches Verbundensein erkennen lässt.
Servan Schreiber schreibt in seinem Anti-Krebs Buch: „Ich wählte lieber einen Arzt, der mich am besten verstand, wer ich war und was ich erlebt hatte, und dessen direkter Blick und warmherzige Art mir gefielen. Ich fühlte mich in guten Händen, bevor er mich untersucht hatte“.
Ein absolutes No Go ist für mich, wenn Drohungen wie „Wenn Sie diese Behandlung nicht machen, dann werden Sie nicht mehr lange leben“ ausgesprochen werden, wenn Druck ausgeübt wird, wenn Geringschätzung meiner Expertise für meinen Körper und mein Leben spürbar ist.
Es ist wichtig, dass ich vertrauen kann, dass ich keine Angst zu haben brauche, dass ich mich gut aufgehoben fühle, dass ich mich in meiner Ebenbürtigkeit geschätzt fühle. Mein begleitender Arzt, meine Ärztin ist offen für meine Fragen und schätzt mich als ebenbürtige Partnerin auf dem Krebsweg. Es soll also ein im sprichwörtlichen Sinne Arzt meines Vertrauens sein.
Dann kann ich mich sogar, wie in meinem Fall, auf die Begegnungen mit meinem Arzt freuen, weil ich auch das Interesse an mir als Mensch wahrnehme.
Darüber hinaus wäre es günstig, wenn der Arzt/die Ärztin gegründet ist in einem Wissen, dass alles möglich ist, jede heilsame Wendung sich vollziehen kann, der/die Vertrauen in die Selbstheilungskräfte hat.
Eugene Gendlin, der geniale Denker und Begründer der Focusing Therapie sagt in Bezug auf den Menschen einen schönen Satz: „Es ist immer jemand drinnen“ .
Ein Arzt, der diesen Jemand, der drinnen ist, in den Blick nimmt ist ein guter Arzt.