Seit ich meine neuerliche Krebs – Diagnose veröffentlicht habe, erhalte ich viel Zuspruch, Mitgefühl aber auch Bewunderung für meinen Mut und die Art, wie ich damit umgehe. Das berührt mich, ist wirklich wohltuend und ich bin dankbar dafür.
Andererseits ist die Krebsdiagnose – das mag jetzt komisch klingen – noch nie das Schlimmste in meinem Leben gewesen. Er ist ja auch kein wirklich böser (https://krebscoaching.org/2018/01/20/mein-krebs-ist-kein-boeser/).
Vielmehr bringt mich die Diagnose in meine Klarheit, in mein höheres Wissen, in meine Essenz und meine Kraft.
Ich kann es nicht mal Krankheit nennen, weil ich mich nicht krank fühle, und deshalb mich nicht als krank bezeichnen möchte. Ich habe bloß eine Krebs-Diagnose. Da ist was in meiner Brust – sehr umschrieben und nicht groß, aber rundherum bin ich gesund und fühle mich auch so.
Ich glaube, es könnte vielen Menschen Vieles erspart werden, wenn sie sich (auch!!) an das halten, wie sie sich fühlen.
So hat mir vor einiger Zeit eine Frau mit metastasierendem Brustkrebs gesagt, dass sie sich fortan nicht mehr von der Höhe der Tumormarker beeindrucken lassen will und auch nicht von der doch sehr drastischen Diagnose.
Sie misst ihre Gesundheit an ihrem Befinden, ihrer Energie und daran gemessen, erscheint sie mir gesünder als viele andere, die sich mit schweren Schritten und Atemlosigkeit die 2 Stock zu mir hinauf plagen.
Auch ist die Krebsdiagnose im Gegensatz zu anderen wie HIV, Hepatitis C, aber auch Colitis ulcerosa …. mittlerweile gesellschaftsfähig und anerkennungswürdig. Für eine Krebsdiagnose erfahren wir viel Verständnis, echtes Interesse und ganz konkrete Unterstützung
Für mich ist das ganz normale Leben oftmals viel schwieriger zu bewältigen als das geordnete Vorgehen, das meine Krebsdiagnose nach sich zieht.
Krebs ordnete mein Leben, und gibt bestimmte für mich bewältigbare Schritte vor – Ärzte kontaktieren, Untersuchungen, die Therapiewahl, dann die Therapie, die Berücksichtigung der Nebenwirkungen und die Behandlung der Konsequenzen.
All das ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar und damit auch machbar, auch wenn es teilweise unangenehm ist.
Aber (wie vor ein paar Tagen) einen den Strom in einer Wohnung einleiten lassen müssen, einen Energieanbieter wählen, die ganze Prozedur zunächst heraus finden – dass es zum Beispiel einen Unterschied zwischen Netzbetreiber und Anbieter gibt, dass man einen Zählpunkt angeben muss, und der nicht wie vermutet am Zählerkasten steht, dass ich mich da sowas von nicht auskenne, und mich in all dem Unwissen äußerst blöd fühle….
Dass sodann der Strom nicht in 8 bis höchstens 24 Stunden angedreht wird, sondern erst in zwei Wochen, dass ich das um 21 Uhr erfahre, wo ich natürlich niemanden mehr erreiche, um da gleich Gegenmaßnahmen einleiten zu können, da die zwei jugendlichen Menschen, die ab übermorgen drin leben werden, sicher nicht all die Tage in einer kalten Wohnung verbringen können….
Das ist es, was mich an den Rand der ohnmächtigen Verzweiflung bringt. Umso mehr, als es mich sehr beschämt, wie sehr mir das zusetzt, und was das mit mir macht.
Welch ein Problem? Da gibt es ja echt Ärgeres, Schlimmeres, wie zum Beispiel meine Krebsdiagnose.
Nein gibt es für mich (zu diesem Zeitpunkt) nicht.
Weil diese Dinge einfach alte Überforderungen in mir berühren, oder wie man in der traumtherapeutischen Diktion sagt, sie triggern mich. Und dann hänge ich Stunden im State – auch das ein Fachterminus aus der Traumatherapie – mit allem Drum und Dran.
So gibt es viele Beispiele von Belastungen, die nicht als solche gewürdigt werden, und die damit in den Bereich der Verschwiegenheit geraten:
Zum Beispiel über Jahre auf Bewerbungen um einen Arbeitsplatz keine Antwort bekommen, depressiv sein, vor allem und jedem Angst zu haben, Zwänge (sehr tabuisiert !!), Panikattacken, Lustlosigkeit, Schamgefühle über das eigene Aussehen, das Süchtig Sein, oder noch größere „Kleinigkeiten“ wie zum Beispiel, dass ein geliebter Mensch nicht antwortet auf meine Nachricht, und ich mich Tage nicht beruhigen kann deshalb, oder wenn ich zum Beispiel ein Geheimnis verrate, und das nicht tun hätte dürfen, und damit lange umgehe, wie wenn ich eine Todsünde begangen hätte….
So ist alles relativ.
Und nichts ist so, wie es von außen erscheint.
Vielleicht müssten Menschen ja gar nicht so schwer krank werden – eine gewagte These (!) – , wenn wir uns selbst und denen, welche mit derartigen Nöten und „Kinkerlitzchen“, die für uns und diese Menschen gar keine sind, die selbe Beachtung schenken, das selbe Mitgefühl und wahrhaftige Interesse für das Leid und die Not entgegenbringen würden, wie wenn wir es mit einer allgemein anerkanntem Belastung wie Krebs zu tun hätten.
Das wäre wahrlich heilsam.
Liebe Beatrix, damit hast du wieder einmal voll ins Ziel getroffen. Solche Gedanken jagn auch durch meinen Kopf und manchmal regt mich das so auf. Habe dann aber das Gefühl, als wäre ich damit alleine. Möchte wieder in meine Mitte zurück und diese Themen nicht so wichtig nehmen. Verzweifle fast wenn es mir nicht sofort gelingt. Danke wiederum fürs teilen. Es tut einfach gut zu wissen, dass es nicht nur mir so geht oder nur in mir so denkt.
Elisabeth
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Danke liebe Elisabeth!! Am bestern kommt man in seine Mitte zurück durch vollkommene Akzeptanz für das was sich da innerlich abspielt und Mitgefühl für sich selbst!
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