ZweiKommaVier

oder Wie Zahlen zu Dämonen werden.

Es ist nur eine Zahl, die da schwarz auf weiß auf dem Befund steht – 2,4 cm steht da, wo vor 1 ½ Jahren noch 1,9 cm stand. Das ist beeindruckend und zieht mich sofort in den Bann.

2,4

2,4

2,4

2,7

Progredient wachsend.

Nicht gut, gar nicht gut.

Das Schicksal, oder was auch immer, hat es mir erspart, dass ich diese Zahl sogleich, noch bevor ich meinen Radiologen sah, auf meinem Handy lesen musste.

So konnte er mich vorwarnen, was dann tatsächlich „unbeeinflusst und objektiv“ dastehen wird.

2,4 cm

Ein ziemliches Wachstum also, rein so gesehen.

Beeindruckend, Angst machend, zur baldigen Handlung auffordernd.

Abklären, Reinstechen, Bestimmen, was es ist.

Endlich – hätte schon längst geschehen sollen.

Sofort wird diese Realität zur einzigen Wirklichkeit, die alles andere überschattet.

Von 1,9 auf 2,4 cm, ein deutliches und stetiges Wachstum.

Da könnte ich gleich 1 und 1 zusammenzählen. Was soll das sein, noch dazu, wo es so böse aussieht.

Das ist die eine Realität.

Schritt für Schritt bläht sie sich auf.

Schon bin ich nicht mehr gesund, sondern (potentiell) schwer krank.

Schon habe ich eine fragliche Zukunft, schon kann ich mich nicht mehr in meiner Gesundheit erfahren und an ihr erfreuen.

Schon starre ich fortan auf diese 2,4 oder 2,6 oder 3,0 oder 3,5 cm.

Das ist die eine Realität.

Nur die eine.

Eine zweite zeigte sich im Gespräch, im direkten, persönlichen Gespräch mit meinem Radiologen. Er zeigte uns, meinem Mann und mir, alle 5 CT – Bilder seit 2002.

Sofort sah ich ihn, meinen Jupiter, wie ich ihn gleich einmal nannte, damals, als er mir vom 1. CT- Bild entgegen leuchtete.

Hallo, ich bin noch da!

Am selben Platz, hat seine Form nicht verändert und von der Ferne betrachtet ist er auch größenmäßig gleichgeblieben.

Vertraut irgendwie.

Schlagartig waren mein Mann und ich erleichtert, auch wenn es uns nicht gelang, meinen Röntgenologen davon zu überzeugen, dass sich augenscheinlich nichts verändert hat.

Das ist die 2. Realität: die Wahrnehmung des Augenscheinlichen.

3 ½ Jahre der Beobachtung und keine wesentliche Veränderung.

Wären da nicht die Zahlen, die mich gestern Morgen heftig wachrüttelnden.

Ja, aber warum wächst da was, und was wächst ist böse und gehört raus.

Stand by steht er da – der Befund – mit all den Zahlen und Warnungen.

Er ruft nach meiner Aufmerksamkeit.

Komm´ her, beschäftige Dich mit mir. Was, Du willst fröhlich weiterleben, Deine Dinge machen. Nix da, her mit der Aufmerksamkeit.

Schon lieg´ ich gelähmt im Bett, die Stunden vergehen.

Total freeze.

Wegen zwei Zahlen: 1,9 und 2,4

Glücklicherweise hatte ich ein erfreuliches Telefonat mit einer Freundin, wir sprachen über ihren Hund, den Bauernhof, über unsere Brust-Op´s, über die O-Töne, Streeruwitz und das Leben – alles heiter und leicht.

Jetzt nur nicht zurück – hej da war doch noch was – dieser Befund.

Meine Lebendigkeit wahrnehmen, den Himmel sehen, die Wolken ziehen lassen.

Zurück in die Wirklichkeit.

Hab´ nämlich keine Lust mehr, mich um ein Krebsgeschehen zu kümmern, schulmedizinische „Angebote“ abzuwehren, mich den nicht weniger fordernden komplementärmedizinischen Maßnahmen zu überantworten und um den Krebs zu kreisen, als Lebenszentrum.

Will forschen, mich freuen, mich bewegen, denken, lieben, gut sein…

Weiter-Gehen

Weiter-Leben

Solange ich darf,

kann

und

will.

Liebe/n

Was ist Liebe und was ist sie nicht – für mich. Natürlich weiß ich das auch nicht. Aber einige Ideen dazu sind heute morgen in mir entstanden. Versteht es bitte als eine idealtypische Annäherung.

Konflikte vermeiden um des sogenannten lieben Friedens Willen.

  • Für die eigene Klarheit sorgen und in kontaktvoller Verbundenheit dafür eintreten.

Den anderen schonen aus Angst, ihn zu verletzen

  • Ihm, ihr Halt geben durch das Geschenk der eigenen Wahrnehmung, auch wenn diese vielleicht schmerzlich ist. Die Wahrheit, so sie eine schmerzliche ist, ist es sowieso.

Romantische Gefühle

  • (Bemühen) den anderen zu sehen und entdecken, wer er ist jenseits von Gefühlsgetönten Zuschreibungen, was er für uns ist.

Sehnsucht

  • Da sein, wo ich bin und mich freuen, dass der andere da ist, wo er ist, wissend, dass wir verbunden sind über Zeit und Raum.

Haben wollen

  • Geben

Die eigenen Grenzen überschreiten aus „Liebe“

  • Der eigenen Grenzen bewusst sein und sie grundsätzlich bewahren, auch wenn wir sie im gemeinsamen Eintauchen und Verschmelzen bisweilen überschreiten. Damit eine Einladung geben, dass der andere auch die seinen beachtet und bewahrt.

Vernebelung

  • (Bemühen um) Klarheit, Gewissheit, Da Sein

Illusion

  • (Bemühen um ein) radikales in die Tiefe gehendes Wissen um mich und den anderen.

Verklärung

  • Pragmatismus: die sogenannten Schwächen des anderen liebevoll zur Kenntnis nehmen und sich damit nicht aufhalten.

Verliebt-Sein

  • Den, die andere/n als andere/n an-erkennen.

Deals

  • Geben, empfangen, empfangen, Geben, Geben, Geben, Empfangen, Empfangen, Empfangen, Empfangen, Geben, Geben, Geben, Geben, Geben. Und somit die gegenseitige Anhebung unterstützen.

Investition

  • Ich bin Geschenk genug in meinem So Sein, wie auch der andere Geschenk genug ist in seinem So Sein.

Wir haben einander gefunden.

Das ist kein Zufall.

Und damit ist es genau richtig so.

Und hier noch das Lieblingszitat von meinem Mann von Rainer Maria Rilke – damit hat er mich ein paar Mal ganz schön gequält ;-))

Denn das ist Schuld, wenn irgendeines Schuld ist: die Freiheit eines Lieben nicht vermehren um alle Freiheit, die man in sich aufbringt. Wir haben, wo wir lieben, ja nur dies: einander lassen; denn daß wir uns halten, das fallt uns leicht und ist nicht erst zu lernen

La Mamma – der Muttertag

Wahrscheinlich haben wir als Kinder Gedichtchen aufgesagt und Bilder gemalt und waren schon früh auf, um an diesem einen Tag ein Frühstück für unsere Mama, die wir Judy nannten, vorzubereiten.

Und besonders artig mussten wir natürlich auch sein, damit sie sich ja nicht kränkt, da hat unser Vater drauf geschaut.

Wahrscheinlich hat sie sich da gefreut. Dann war er wieder vorbei – der Tag der Mutter.

Am Montag danach war wieder alles wie immer.

Unsere Mutter stand als Erste auf – so gegen halb sechs –, um ihrem Mann die Kleidung von der Unterhose bis zur Krawatte zu richten, und den Tee und das Frühstück zu zubereiten, die Kinder aufwecken, die Schuljause einpacken.

Dann, als alle aus dem Haus waren, hat sie sicher mal ausgeatmet, denk ich mir.

Zusammenräumen, Einkaufen, Mittagessen zubereiten, auf die Kinder warten, zu Hause bleiben, immer zuhause bleiben, weil mein Vater niemals einen Schlüssel mitnahm, sie war ja ohnehin immer da. Den Beruf beim Steffl, wo sie mit ihren geliebten Stoffen zu tun hatte, hat sie längst aufgegeben für die klassische Rolle der Haus-Frau.

Zuhause sein, Hausfrau sein, Nähen, Bügeln, Wäsche waschen, spielen, dem Mann dienen.

In erster Linie dem Mann dienen.

Dafür sorgen, dass die Kinder ruhig sind, wenn er gestresst von der Arbeit heim kommt, Gsch Gsch…schnell ins Kinderzimmer, der Papa braucht seine Ruh.

Wenn er weg war, auf einer seiner Geschäftsreisen hatten die Mädels Kirtag – Fisch essen, aber nur am 1. Tag, damit er ihn ja nicht riechen konnte.

Schwimmen und Eislaufen gehen und keine Angst vor seinen Zuständen und seinem Gebrüll haben.

Ein bisschen frei und frech sein. Weil frech, keck war sie auch – meine Mama – lang vor der Sozialisation als Ehefrau.

Schade eigentlich, hätte sie gerne besser kennengelernt die freche, kleine, pfeifende Erni, die den Kopf noch nicht einzog, immer mal eine Ansage macht, auf den Tisch haut, zurückbrüllt, dass es ihr jetzt wirklich reicht, ihre starken Mädels packt, den Alten sich ausspinnen lässt, ab in die Kondi, Sachertorte mit Schlag und Kaffee oder Kakao und lachen, viel lachen und frei sein.

Schluss mit den Vorwürfen.

Die habe ich ihr schon zu Lebezeiten oft genug gemacht.

Dann hat sie schuldbewusst den Kopf gesenkt und sich flehentlich an ihren geliebten Schwiegersohn gewandt mit der Frage: „Thomas, war ich wirklich so eine schlechte Mutter?“ Das konnte er natürlich nicht wissen und überhaupt hat er sie sehr lieb gehabt. „Aber nein, liebe Erni, Du warst sicher eine gute Mutter.“

Wahrscheinlich würde ich sie nach wie vor im Regen stehen lassen mit der Frage, ärgern würde ich mich, wenn sie immer, wenn ich endlich etwas Unbequemes ausspreche, mit dieser Killerfrage antwortet statt sich anrühren und erschüttern zu lassen.

Jetzt 3 Jahre nach dem 1. Muttertag ohne sie möchte ich sie beantworten, und auch wenn das jetzt vielleicht abgeschmackt klingt: Du hast Dein Bestes gegeben.

Du warst immer großzügig – meintest bei jedem neuen schönen Kleidungsstück, „ich kauf Dir den schönen Rock, kann ja das Geld nicht mitnehmen und geb´ lieber mit einer warmen Hand.

Witzig warst Du und nicht nur, wenn Du den Judy Affen nachgemacht hast.

Und bemüht – bist mit uns, den Zwillingen durch halb Wien zum Eislaufverein oder ins Laabergbad oder täglich ins Amalienbad, damit ich mich beruhige, wenn ich wieder ganz im Schulstress war.

Hast uns die schönsten Kleider genäht und fürs Christkind die Puppen-Röckchen und Jäckchen.

Hast unser Lieblingsessen gekocht und warst auch nicht besonders beleidigt, wenn wir doch wieder nicht oder zu spät nach Hause kamen.

Hast Dich nicht aufgelehnt, schon gar nicht geschimpft oder mich auch nur den Schmerz spüren lassen, als ich mit 16 von einem Tag auf den anderen ausgezogen bin – jetzt selbst Mutter einer sehr selbständigen Tochter weiß ich, wie hart es ist, den Kindern die Freiheit zu gewähren.

Hast mich getröstet, wenn ich es zuließt.

Und hast Dein Schicksal als Zwillingsmutter ohne Murren und Hadern angenommen, wie Du so viele Zumutungen des Lebens angenommen hast.

Danke liebe Mama für Alles.

Und ehrlich: Ich war sicher auch keine gute Tochter. Oft tut mir das leid, auch wenn ich nicht weiß, ob ich jetzt liebe- und verständnisvoller zu Dir sein könnte.

Das musste auch mal gesagt werden.

Grenzen setzen

Abgrenzen.

Gegen eine solche Aufforderung hab´ ich mich immer gewehrt.

Ab-grenzen.

Da bin ich ganz mit der Aufmerksamkeit an meiner Peripherie, versuche mit angespannte Armen für meinen Raum zu sorgen.

Grenze mich ab.

Und schon bin ich abgegrenzt, stets bedacht, die nächste Lücke zu schließen. Entäußert, abgezogen.

Da gefiel mir ein anderes Bild schon besser: So sehr in meiner Mitte verankert zu sein, dass diese wie ein ins Wasser geworfener Stein Kreise um sich zieht, weite Kreise…

Da ist Ausdehnung, die kraftvoll eine Grenze schafft.

In den letzten Wochen bin ich selbst und vor allem auch in der Begleitung von Menschen, die an Krebs erkrankt sind, damit konfrontiert worden, wieviel Kraft für die innerliche Abwehr von ungünstigen Einflüssen erforderlich ist.

Das können Eltern sein, wo wir gehorsam Zeit miteinander verbringen (müssen), weil es sich so gehört, oder auch Freudinnen, die den Namen eigentlich nicht verdienen, weil sie uns in unseren Vorhaben und Visionen nicht unterstützen, uns die eigene Wahrheit absprechen, uns bewerten und uns mit ihren eigenen unhinterfragten Konzepten befassen. Es kann aber auch ein Kollege sein, der unseren Beitrag zum gemeinsamen Projekt nicht würdigt.

Und dann hat es unser Organismus damit zu tun, all das abzuwehren. Und dann kann es sein, dass ich innerlich Runde um Runde abgehe, immer mit der Frage, wie ich das wohl mitteilen könnte, ohne den/die andere zu verletzen.

Gerade wenn unser Körper nicht gesund ist, oder es mit einem Genesungsprozess zu tun hat, wie das zum Beispiel nach einer fordernden Therapie der Fall ist, brauchen wir einen unbedrohten Raum, einen organismischen Raum, der erneut in die Ausdehnung und damit in die Pulsation kommen kann. Und das ist nur möglich, wenn dieser Raum ein sicherer Raum ist, ein unbedrohter, ein Raum, in dem wir uns niederlassen können, atmen, uns ausdehnen, atmen, pulsieren.

So tauchte vor einigen Tagen ein Bild in mir auf über den je eigenen Lebensgarten, den es zu pflegen und zu hegen und den es ebenso zu schützen gilt.

Und so ein wunderbarer Garten braucht einen Zaun, einen hölzernen Lattenzaun. Latte um Latte in braunem Holz stehen sie nebeneinander, sie schützen mich vor den Blicken und dem Eindringen. Und nein da ist nicht einfach ein kleines, leicht zu öffnendes Schloss, sondern ein richtiges, das man nur von innen öffnen kann.

Und dann schau´ ich, wer da so reinkommen will, verborgen in meinem Häuschen und dann entscheide ich, ob ich Eintritt gewähre oder nicht. Und dann darf die Person vielleicht reinkommen und da gibt es ein Salettl, wo wir auf einen Tee zusammensitzen für eine gewisse – nicht allzu lange Zeit – und dann bitte ich sie wieder zu gehen.

Und dann bin ich wieder in meinem Raum.

Ausatmen.

Mich freuen, angeregt von der Begegnung.

Und dann kann ich in aller Ruhe nachsehen, ob der Zaun wohl noch intakt ist, oder ob die Holzwürmer Löcher rein gefressen haben. Dann ist es gut, zu schauen, wo Löcher zu schließen sind. Welche Sätze sind noch nicht gesprochen? Sätze, die diese Lücken schließen, etwas Aufgewühltes abschließen.

Abschließen, rund machen, sich umdrehen, etwas hinter sich lassen, erneut in die Welt gehen.

Dann kann sich ein neuer Raum eröffnen, ein Lebensraum,

Oder wie man es in der Gestalttherapie sagt, es hat sich ein Gestaltkreis geschlossen und Neues kann in den Vordergrund treten.

Grenzen zu setzen braucht Mut.

Im Bewusstsein und tiefen Verstehen, dass dies notwendig ist, um zu heilen, können wir diesen Mut aufbringen.

Die Krebserkrankung ist ein wahrlich guter Anlass dazu.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl sozusagen. ;- ))

Flat is beautiful

Vor mittlerweile über zwei Monaten hat mich eine Journalistin angefragt, ob ich einen Beitrag zum Thema Veränderung/Trennung schreiben könnte.

Der Artikel ist dann Ende September unter dem Titel „Happy? End!“ in der österreichischen Zeitung Woman erschienen. Meine Antworten auf die Fragen von Nina Horcher sind dem begrenzten Raum geschuldet, jedoch sehr einfühlsam gekürzt worden, und so will ich an dieser Stelle meine vollständigen Antworten veröffentlichen.

Beim Schreiben wurde mir bewusst, wie groß der Schritt der Ablatio war und auch wie wesentlich.

Welche Veränderung/Trennung hat dein Leben rückblickend nachhaltig verändert?

Es war die Trennung von meinen Brüsten nach einem nahezu 50-jährigen Leben mit ihnen. 

Wann und warum / wie kam es dazu?

Ich war zu dem Zeitpunkt knapp 61 Jahre alt, hatte schon 2 Mal eine Brustkrebsdiagnose. Einen Tag vor meinem 61.Geburtstag wurde neuerlich ein suspekter Herd in der rechten Brust festgestellt.

Sofort, noch auf der Untersuchungsliege, im Zuge des Ultraschalls wusste ich, wenn es wieder Krebs ist, dann lasse ich mir beide Brüste abnehmen, auch wenn es nur ein einziger Herd ist. Das war eine intuitive Eingebung, wie ich sie auch schon davor bei den zwei anderen Diagnosen in Bezug auf meinen Therapie-Weg hatte. 

Was war die größte Herausforderung dabei, diese Entscheidung zu treffen? Wer oder was hat dir geholfen, es durchzuziehen?

Die größte Herausforderung war, dass es sich ja wirklich um eine endgültige Entscheidung handelte, die mein Aussehen unwiederbringlich verändern würde, anders als bei den anderen beiden Diagnosen, wo ja nur der Krebsbereich entfernt wurde.

Es war ein sehr großer Abschied, der auch viel Trauer und Wehmut mit sich brachte. Ich ging also immer wieder innerlich zahlreiche Entscheidungsrunden durch, ob es wirklich notwendig sei, noch dazu, wo es medizinisch nicht als indiziert galt, handelte es sich zu diesem Zeitpunkt doch nur um einen einzigen Herd – also warum gleich sogar beide Brüste abnehmen lassen. Ich wusste jedoch genau, ohne dass ich es erklären konnte, dass es sich hier um ein systemisches Geschehen handelt, und dass – in meinem intuitiven Wissen – wahrscheinlich beide Brüste betroffen sind.

Diese Vermutung hat sich durch den postoperativen histologischen Befund bestätigt, was meine Chirurgin sehr erleichterte, weil die beidseitige Ablatio damit im Nachhinein betrachtet auch medizinisch indiziert war. Ich hätte mir auch nur eine Brust abnehmen lassen können, doch es war für mich klar, dass ich keinen Aufbau will und auch keine Prothesen tragen möchte. Ich fand es auch schöner, symmetrisch flach zu sein als auf einer Seite.

Geholfen hat mir mein Mann, der meine Entscheidung unterstützte und Menschen, die nicht an einem Konzept festhielten, dass es für eine Frau katastrophal ist, ohne Brüste zu sein. Das war für mich nämlich zu keinem einzigen Zeitpunkt so. Außerdem war die Reaktion meiner Chirurgin sehr unterstützend, die zunächst natürlich nicht gleich ein potentiell gesundes Organ entfernen wollte, aber dann erkannte, dass meine Entscheidung aus der Tiefe kam und wohlüberlegt ist – immerhin ließ ich mir fast 3 Monate von der Diagnose bis zur Operation Zeit -, sodass sie meinem Wunsch nachkam. 

Inwiefern hat dein Alter dabei eine Rolle gespielt?

Natürlich hat das Alter eine Rolle gespielt. Bei meiner ersten Diagnose mit 41 Jahren war eine Totaloperation der einen Brust indiziert, weil das Krebsgeschehen, das sich in Mikroverkalkungen zeigte, sehr ausgedehnt war. Für mich war klar, dass das zu diesem Zeitpunkt keine Option ist. Ich habe dann auch einen wunderbaren Chirurgen gefunden, der die Operation so machte, dass trotz des großen Volumens nahezu nichts zu sehen war. Für die letzte Entscheidung, 20 Jahre danach, war wahrscheinlich auch ausschlaggebend, dass ich in einer sehr stabilen, innigen Beziehung mit meinem Mann seit mittlerweile 43 Jahren lebe.

Wenn du heute zurückblickst: Was hat sich seitdem positiv verändert?

Ich fühle mich freier, ich fühle mich unbelasteter, auch weil ich keine Mammographien mehr über mich ergehen lassen muss. Auch brauche ich nicht ängstlich auf das Ergebnis zu warten. Ein gar nicht so kleiner Benefit ist, dass ich auch beim Sport keinen BH tragen muss, das war mir nämlich immer sehr unangenehm. 

Ich fühle mich jedoch nicht nur befreit von der Angst vor einer neuerlichen Diagnose, sondern in einem viel übergreifenderen Sinn. Sofort am ersten Tag nach der OP, als ich mich, den Verband noch eng um meine Brust gebunden, im Spiegel sah, jauchzte etwas in mir.

Das Flachsein, die Brustlosigkeit spürte sich so richtig für mich an, warum auch immer. Ich fühlte mich nicht weniger als ich selbst, sondern mehr. In meinen darauffolgenden Forschungen zur Bedeutung der Brust im Leben von uns Frauen, konnte ich erkennen, dass die Brust mich immer sehr exponiert hat den Blicken und dem Zugriff, und dass hier auch viel Traumatisierung stattgefunden hat, und so war die Brustabnahme auch eine Befreiung vom Ort des Geschehens. 

Ein weiteres positives Erlebnis war, dass ich am eigenen Leib und Seele erfahren konnte, wie wichtig die innere Vorbereitung auf eine OP ist, um die Nachwirkungen gering zu halten und nicht von einem Verlusterleben nachträglich emotional überrascht zu werden. So verließ ich das Krankenhaus bereits am 4. postoperativen Tag mit dem freudigen Gefühl, eine schöne, intensive, bereichernde Erfahrung gemacht zu haben.

Kein Bedauern, kein Hadern, kein Zweifeln.

Es war eine Wahl getroffen, für die besten Bedingungen der Umsetzung gesorgt, dann war es vollbracht und das war ein großes dankbares Glücksgefühl.

Letztlich – und das ist auch eine Bereicherung für mich – bin ich mir der Endlichkeit noch einmal deutlicher bewusst geworden und habe in diesem Sinn mein Leben noch mal radikaler ausgerichtet, meine Praxistätigkeit sehr reduziert und ich schaue sehr genau, was in meinem Leben Platz haben soll und was nicht. 

Wo gab es hinsichtlich dessen die größte Umstellung / den größten Bruch im Vergleich zu früher?

Dass ich zwei sehr lange und deutlich sichtbare Narben habe, die mir nicht so gut gefallen. 

Wie nimmst du diese Veränderungen (z.B. in deiner Einstellung/Persönlichkeit) auch im Alltag war?

Eigentlich nur, wenn es darum geht, dass ich mich nackt zeigen „muss“, da kann ich noch nicht so gut dazu stehen, so warne ich die Menschen immer vor, dass sie nicht erschrecken. Im angekleideten Zustand merken es die meisten Menschen gar nicht, obwohl ich eben keine künstlichen Körbchen trage, außer wenn ich ein Dirndl anziehe. Ich glaube, das ist deshalb, weil ich so selbstverständlich damit bin. 

Wie hat sich auch dein Umfeld dadurch verändert? (Freunde, Familie, Job…)?

Manche Menschen haben meine Entscheidung nicht verstanden. Ich konnte sehen, wo die Grenzen bei Einzelnen sind. In der Familie hat die letzte Diagnose neuerlich die Beziehung zu meiner Zwillingsschwester belebt und ich habe eine große Innigkeit und ein Mittragen von meinem Mann und meiner bereits erwachsenen Tochter erlebt. Es hat generell eine Art Reinigungsprozess in Bezug auf Beziehungen stattgefunden. 

Was ist dir heute wichtig, was dir früher (vor dieser Entscheidung) nicht so klar war? 

Ich kann so deutlich spüren, dass meine Weiblichkeit nicht an meine Brüste gebunden ist. Diese Botschaft möchte ich auch anderen Frauen weitergeben, vor allem, wenn sie von Brustkrebs betroffen sind. Deshalb habe ich auch eine Initiative mit dem Titel „Flat is beautiful. Breast Cancer is not the end of femininity“ ins Leben gerufen. Unter diesem Titel haben wir, eine Gruppe von Frauen im Jahr 2019 am Frauenlauf teilgenommen. Es tut mir noch immer im Herzen weh, wie unsere Brüste missbraucht werden im Sinne eines Schönheitsideals und als sexueller Reiz. Sie sind soviel mehr. 

Was hättest du rückblickend gerne schon früher gewusst oder gemacht?

Meine Brüste mehr geliebt, sie als meine Brüste gesehen, die so schön und wertvoll, lebensspendend und kräftig sind.

Ich hätte gerne radikaler auf meine Grenzen geachtet, die vielen Neins, die ich nicht gesagt habe, ausgedrückt und damit ein freudvolleres, nicht so braves, angepasstes, leistungsorientiertes Leben gelebt. Vielleicht hätte ich dann auch keinen Krebs bekommen, auch wenn ich in einem größeren Ganzen sehen kann, dass Alles gut und richtig ist, wie es ist.

Aller Seelen

Gewidmet meinen lieben Krebsschwestern im Himmel

„In die rosarote Landschaft des Brustkrebsbewusstseins wird regelmäßig nur eine Art von Menschen, die Brustkrebs hatten, zugelassen: die Überlebenden.“ sagt in etwas provokanter Weise Anne Boyer in ihrem spannenden Buch „Die Unsterblichen – Krankheit Körper Kapitalismus“

So will ich heute all denen eine Stimme geben, die den Kampf gegen den Krebs, so wie man sagt, verloren hätten.

In dem Moment, wo sie ihr irdisches Dasein beenden, verstummen sie.

Vielmehr wollen wir sie nicht mehr sehen, aus unserer Wahrnehmung schließen wir sie aus, wollen uns nämlich nicht an das vermeintliche Scheitern erinnern, das uns schmerzlich an unser Eigenes denken lässt.

Da halten wir uns lieber an jene, die auch den unheilbarsten Krebs besiegt haben.

Sie sind unsere Heldinnen, unsere Vorbilder.

Sie haben es geschafft.

Sie leben.

Aber – so frage ich mich – sind sie deshalb geheilt?

Und was ist das eigentlich Ge-heilt-Sein?

Ist das Überleben, das Hier-Bleiben auf der Erde ein Zeichen, dass wir heil sind?

Oder gibt es nicht auch eine Heilung, die trotz des leiblichen Ablebens stattfinden kann?

Ein Heilsein, das sich vielleicht nicht an den Jahren des Überlebens, an den medizinischen Werten, am Rückgang des Tumorgeschehens bemisst, sondern in einem nur zu erahnenden Seelen-Heil, einem Frieden, einer Läuterung.

So denke ich heute an Elsa, die mir kurz vor ihrem Tod eine Stunde vollkommenen Friedens, Heil-Seins schenkte.

Kein Konflikt mehr, keine Angst, kein Widerspruch, erlöst von Kämpfen und einem Dagegen.

Da gab es keinen Unterschied mehr zwischen dem so ersehnten nachtodlichen Frieden und dem Jetzt.

Still war es – überirdisch still.

Ich denke auch an Gunda, die so ganz bewusst war über ihr bevorstehendes Sterben und eines Tages – 2 Monate vor ihrem Tod – auf meine Frage, worum es heute in unserer Stunde gehen könnte, meinte, um ihr Sterben und der Bitte, dass ich sie begleiten möge. Welch´ ein – hin und wieder durchaus herausforderndes – Geschenk.

Auf einer bewussten Ebene war sie einverstanden, sagte Ja zu ihrem jungen Sterben. Vorbildhaft regelte sie ihre Angelegenheiten, versöhnte sich, wo Versöhnung nötig war, plante minutiös ihr Begräbnis, sah dem Tod in die Augen, und dann wehrte sich ihr junger Körper, allem Sterben-Üben zum Trotz, stemmte sich, wie wenn sie eine Türe zum Öffnen zuhalten würde.

Sie starb – an meinem Geburtstag vor vielen Jahren, und dann kamen wir alle wieder zusammen, wie wir das in den letzten Wochen ihres Lebens immer wieder getan hatten.

Da lag sie, den von ihr gewählten Lippenstift aufgetragen von uns, den ihr nächsten Frauen, gewandet in ein Designerkleid – auch das sorgfältig gewählt.

An den Füßen kuschelige Socken, nicht mehr gebraucht, aber gewollt. Da lag sie dann und war überirdisch schön, eine Schönheit, die ihre weltliche noch übertraf.

Ich denke auch an Ramona, die Tapfere, die ihren Weg ging, im wahrsten Sinne das Wortes – nicht einmal verschob sie ihren Chemotermin, um den Jakobsweg zu gehen.

Sie nahm Alles in Kauf – den Haarverlust, – geh´, da gibt es echt Wichtigeres – die Schmerzen und die Eingriffe.

Sie trotzte dem Tod über viele Jahre. Von vielen wurde sie deshalb bewundert, und dann starb sie doch –  im Kreise fürsorglicher Frauen. Kein Gehen mehr, nicht mal ein Aufstehen – Hingabe statt Entgegentreten war angesagt. Das war schwer.

Sie und alle anderen, die in die andere Welt gegangen sind, haben es gemacht, wie sie es gemacht haben.

Und ich kann mit einem wertfreien Blick sehen, dass dieser je eigene Weg ein genau richtiger war, und dieser je eigene Krebsweg – immer –  einem Gesamtkunstwerk gleicht.

Dann entspannt sich etwas in mir, und bei allem persönlichen Verlust und Bedauern kann ich die Schönheit darin sehen.

Wie tröstlich zu wissen, dass, wie schmerzlich der Weg auch war, er ein von ihnen auf der Seelenebene getroffener war.

Eine Wahl genau dieses Schicksals, mit allem Drum und Dran, dem Leichten und vielem Schweren.

Wie tröstlich auch, dass sie noch immer da sind. Befreit von menschlichem Wollen können sie uns unterstützen, mit uns sein, uns bezeugen, wahr-nehmen, lieben, weil sie der Erdenschwere enthoben sind und frei.

Wie tröstlich auch, dass das Leben weitergeht, immer weiter und weiter, dass nichts zu Ende ist, niemals.

Dieses Wissen hochzuhalten und sich gleichzeitig der Endlichkeit bewusst zu sein, zu wissen, dass jeder Moment der Letzte sein kann, dass alles, was wir tun, vielleicht das Letzte ist, das wir tun können – hier auf der Erde, ermöglicht mir, mich nicht nur um die Erhaltung meiner leiblichen Existenz zu bemühen, sondern darum, meine Seelen-Bedürfnisse zu entdecken und ihnen gerecht zu werden, auch das nicht einem Bild gehorchend, sondern darin meinen ureigensten Klang, meine Tönung wahrzunehmen, die ich – und nur ich – hier in dieser Inkarnation dem Ganzen hinzufüge.

Es heißt ja immer „Ruhe in Frieden“. In dem oben gesagten Sinne wäre „Wirke in Frieden“ – wo immer Du bist – inkarniert oder gerade nicht inkarniert, der stimmigere Aufruf.

P.S. Zwei Bücher möchte ich noch empfehlen, die mich in dem Vertrauen bestärkt haben, dass die geistige Welt immer (für uns) da ist, und das Leben (auf verschiedenen Ebenen) immer weiter lebt:

Das Erste ist von Bruno Bitterli-Fürst und heißt „Tod und Leben. Mit Betrachtungen aus dem Jenseits von Elisabeth Kübler-Ross.“ In diesem schönen Büchlein meldet sich immer wieder Elisabeth Kübler-Ross, die legendäre Begleiterin von Sterbenden zu Wort und was sie da vermittelt ist unglaublich schön und ein wahrer Trost.

Ich könnte nahezu das ganze Buch zitieren, so viel Erhebendes, Inspirierendes, Tröstliches ist darin zu lesen.

Ich wähle einen Abschnitt, der für mich gerade in der jetzigen Zeitqualität von Bedeutung ist:

„Wir sind uns meistens bewusst, dass wir das, was ist, nicht wirklich verändern können. Aber wir können die Liebe, die in uns wohnt, mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, zum Ausdruck bringen. Gerade jetzt bin ich nicht die Einzige, die Worte zu Bruno spricht. Ich bin mit vier anderen Wesen anwesend. Ich kann euch sagen, dass es sehr beflügelnd ist, die eigene Individualität aufzugeben, um eine Wesen zu kreieren, das aus fünf Einzelwesen besteht. Und dann, wenn dieser Fünfer Tanz zu Ende getanzt ist, lösen wir den Verbund und lassen uns weiter von der Welle der Liebe ins nächste Abenteuer führen. Dann kann es geschehen, dass ich eure feinen Körper zusammenschliessen und aus diesem Zusammenschluss etwas gänzlich Neues entsteht. Etwas, das jemand alleine nicht hätte erschaffen können; etwas Einzigartiges, das durch die Anwesenheit exakt dieser Beteiligten möglich wurde.“

Auch das zweite Buch mit dem Titel „Menschsein im Jetzt“ ist ein wahrer Schatz.

Hier hat Ana Pogacnik Gespräche mit der Seele ihrer verstorbenen Schwester Ajra geführt. Ich habe fast das ganze Buch unterstrichen, und ich könnte viel Wertvolles zitieren.

Ich habe einen Absatz gewählt, weil in ihm die ewige Natur der Seele betont wird. Das ist gerade in einer (medizinischen) Welt, die das irdische Weiterleben, so finde ich, überbetont sehr wesentlich und darüber hinaus auch beruhigend.

„Wenn wir die zyklische und ewige Natur der Seele kennen und wissen, dass wir als Seelen gerade deswegen durch verschiedene Inkarnationen reisen, um zu lernen, zu üben, zu heilen und zu wandeln, dann verstehen wir auch, dass die Seele immer wieder durch Nadelöhrsituationen hindurch gehen muss, um sich tiefer zu reinigen, noch gründlicher mit sich selbst zu konfrontieren, noch deutlicher ihr eigenes Sein zu begreifen, noch klarer herauszuschälen, worum es im Leben eigentlich geht und so noch konkreter im Leben zu landen.“

Silberhochzeit – 25 Jahre Leben mit Krebs

Heute vor 25 Jahren an einem strahlenden Maitag fand meine 1. Krebsoperation statt – an unserem Hochzeitstag, bewusst gewählt, mein lieber Mann an meiner Seite.

Still war es und groß.

Es sollten noch 3 weitere folgen –  eine links, eine beidseits, und dann noch eine links.

Dann vor einem Jahr wollte ich nicht mehr. Keine Biopsie des verdächtigen Rundherds in der Lunge, schon gar keine Operation.

Jupiter, so wie ich den Herd nannte, will bleiben.

Von außen betrachtet ist die Bilanz keine Heldinnengeschichte – keine Spontanheilung, kein heroischer Verzicht auf schulmedizinische Behandlungen, keine radikalen Veränderungen, hab´ meinen Mann nicht verlassen, den Beruf nicht gewechselt, ja nicht mal aus Wien bin ich dauerhaft rausgekommen.

„Habe ich genug getan?“, fragt Gunnar Kaiser in seinem berührenden youtube Beitrag anlässlich einer kurzen Überlebensprognose.

Wahrscheinlich nicht, denke ich, wahrscheinlich habe ich nicht genug getan.

Auch wenn ich über Jahre, Jahrzehnte höchst diszipliniert war, tägliches Meditieren, Yoga, ayurvedische Ernährung, Sport, …, ist da etwas in mir, was sich (noch immer) nicht heil anfühlt.

Wenn ich nicht aufpasse, breche ich sogar jenen Schwur, den ich, vom Tod bedroht, vor 1 ½ Jahren auf der Intensivstation getroffen habe ,– dass ich das Leben Wollen hoch halte und niemals mehr in Frage stelle.

Wenn ich dann jedoch meine „Zustände“ habe, der Körper tobt, der Geist rast, der Abgrund nah ist, ich mich ausgeliefert fühle, es trotz all meiner Fachkompetenz und meiner vielen Tools nicht abstellen kann, ja vielleicht nicht mal will, weil der Sog zu groß ist.

Dann will ich raus, raus aus dem Körper, diesem Unwohlort, hin an einen Platz, wo es still und friedlich ist, der Tod als Sehnsuchtsort.

Keine gute Prognose für ein krebsfreies, gesundes Leben.

Und dann ist da auch die Scham, darüber, dass ich es nicht „schaffe“, was auch immer da zu schaffen wäre.

Und ich höre und lese von all den wahren Heldinnen, die seit Jahrzehnten stabil gesund, krebsfrei und glücklich leben.

Das macht es nicht besser.

Ich ziehe mich beschämt zurück, verstumme.

Und leide.

Mal mehr, mal weniger.

Ja so ist es.

Heute ist es leichter, heute an unserem 33. Hochzeitstag.

Kann die Dankbarkeit fühlen über den Himmel, den Zipfel des Lindenbaums vor dem Fenster, diese riesige Baum Göttin, die unsere Nachbarn nicht gefällt haben, trotz all der Arbeit, die sie öfter mal beklagen.

Bin dankbar, dass wir gleich in unser Häuschen an der Donau fahren, mit den vielen Rosen, die vielleicht noch rechtzeitig vor unserer Abreise nach Montreal erblühen werden.

Bin dankbar über unsere Tochter, diese schöne, weise, junge Frau.

Und über meinen Mann, diesen wunderbaren Wegbegleiter, der seit 42 Jahren in meinem Leben ist, den Liebenden, den besten aller Ärzte, der mir Rilke, Monteverdi, und das Streichquintett von Schubert nahe gebracht hat, der mir Liederzyklen singt, mit dem ich Wahrnehmungen über die Welt und die Menschen teilen kann, der mir vom Himmel als mein Lebensmensch geschenkt wurde, und der mich durch alles durch liebt, auch wenn es wahrlich oft nicht leicht ist.

Welch´ ein Geschenk.

Für all das und noch mehr kann ich heute dankbar sein.

Auch darüber, dass mich mein Leid zu einer Anwältin für Leidende gemacht hat, dass ich sie wahrnehmen kann in der Änderungsresistenz, im Drinhängen, in der Todessehnsucht und darin, dass sie wie ich den Glücksanforderungen, dem Selbstoptimierungszwang nicht gehorchen können, vielleicht auch nicht wollen.

Und dann bin ich dankbar, wenn ich wie kürzlich Sätze wie die von Gabor Maté finden kann.

„Drop the shame and look at the context.

It´s not your fault.

Work on developing that compassion of yourself….”

Heute ist es gut.

Jetzt ist es gut.

Welche Gnade.

Oder um es mit meinem lieben Rilke zu sagen:

Ich lebe mein Leben in wachsendem Ringen,

die sich über die Dinge ziehn.

Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,

aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,

und ich kreise jahrtausendelang;

Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm

oder ein großer Gesang.

Die Hochschaubahn

Für mich ist das nichts – das Hochschaubahnfahren.

Wann man hinauffährt, weiß man schon, dass es bald einmal dem Abgrund entgegen geht.

Dann der höchste Punkt, da ist nichts von Aussicht genießen, ein kurzes Verweilen, dann geht´s  schon wieder in rasendem Tempo bergab.

Da könnte ich dann schon aussteigen – Boden unter den Füßen – einfach gehen auf einer Ebene.

Am 1.12. wurde ich aus dem Spital entlassen, nachdem ich in einen Abgrund stürzte, unerwartet und heftig – Mit dem Heimkommen konnte ich wieder Boden unter den Füßen spüren – da sein, mich spüren, Sicherheit. – UP

„Jetzt nach der schweren Corona-Erkrankung fängt ein neues Leben an, ein von Krankheit befreites Leben, eines, in dem das Wohlgefühl und die Freude vorherrscht“– dachte ich.

Ja die Lunge war noch geschädigt, verständlich, aber ich konnte Zeugin meiner Selbstheilungskräfte sein und schon bald ohne nachfolgenden halbstündigen Hustenanfall die Stiegen zu meinem Zimmer erklimmen – UP

„Zur Sicherheit machen wir ein CT, um etwaige profunde Schäden auszuschließen“, meinte der Lungenfacharzt Anfang Jänner.

Ganz sicher war ich nicht, ob ich das wollte, aber warum nicht.

Dann der Befund – da musste ich ein Wort lesen „suspekter blastomatöser Herd“.

Mittlerweile etwas kundig in der medizinischen Terminologie wusste ich sogleich, dass das wahrscheinlich nicht Gutes bedeutet.

Der Herr Lungenfacharzt bestätigte meine Befürchtung und drängte auf weitere Untersuchungsmaßnahmen – eine Biopsie und/oder ein PET-CT. Ich verhandelte mir 5 Wochen Regenerations- und Bedenkzeit aus.

Das gab mir erneut einen Boden unter den Füßen und so konnte ich beide Diagnoseoptionen  für 5 Wochen ausblenden.

Die tägliche Atemmeditation – sehr empfehlenswert – Quantum Light Breath von Jeru Kabal – trug mich in höchste Wissensgefilde. Ich wusste, dass alles gut ist und sein wird und war ruhig – UP

Der Tag des PET-CT rückte näher, ein mulmiges Gefühl beschlich mich schon im Vorhinein und dann wurden aus einem drei suspekte, weil stoffwechselaktive Herde – 2 in der Lunge und einer in meiner nicht mehr vorhandenen Brust (das gibt es auch).

Und wieder war es ein Wort, das mein Gefühlsgefährt hinunter stürzen ließ – SBL – „Sekundärblastomatöse Läsion“ – gar nicht gut, umgangssprachlich: eine Metastase.

Wow – damit hatte ich nicht gerechnet. Schwerkrank, ohne mich als solche zu fühlen. – DOWN DOWN

Dank meiner lieben Zwillingsschwester, die selbst Lungenfachärztin und Wissenschaftlerin ist, erhielt ich nähere Auskünfte. Leider musste ich erkennen, dass es ganz und gar nicht selbstverständlich ist, dass ich als Patientin mit der Nuklearmedizinierin selbst sprechen kann, wie es nicht mal selbstverständlich ist, dass der Befund nicht bloß dem zuweisenden Arzt sondern auch mir ausgehändigt wird. ,

Die Stoffwechselaktivität dieser drei Herde war nämlich zwar über dem Höchstwert, der als gesund gilt, aber dennoch nicht so hoch, dass mit Sicherheit ein höchst alarmierendes Krebsgeschehen sich in mir ausbreitet – UP

Schnell entschied ich mich für eine OP des Knotens am Brustrand, wollte ich doch keinen in die Rippe wachsenden Krebs riskieren.

Meine Chirurgin empfing mich im Aufwachraum mit der guten Botschaft – im Gefrierschnitt war kein (gravierendes) Krebsgeschehen zu sehen und auch im Entlassungsbericht stand „Exzision gutartiger Läsionen“

Welche eine Erleichterung – beflügelt verließ ich das Krankenhaus bereits am OP Tag. Jetzt nur noch die Narben verheilen lassen und dann einfach leben.

Die Histo stand zwar noch aus, dennoch war ich froh – UP

Dann der Anruf meiner Chirurgin – Leider ist es doch bösartig.

„Leider“ und „bösartig“ sind keine guten Worte im Zusammenhang mit Krebs und demensprechend erschüttert war ich von dieser Nachricht. Mittlerweile war ich bereits so verunsichert und entfernt von meiner inneren Stimme – die bis jetzt immer in genauem, intuitiven Wissen um das Geschehen war, dass ich mir alles vorstellen konnte – der Krebs, der ja bislang niemals kein wirklich böser war ist mutiert und es handelt sich um ein G3 und die Lungenherde sind wahrscheinlich doch Metastasen – DOWN.

Als der Befund dann tatsächlich da war, es ist wieder ein G1 – das heißt ein langsam wachsendes Geschehen – war die Erleichterung erneut groß – ein vorsichtiges UP.

Wie gesagt: Hochschaubahnfahren ist nicht so mein´s. Da schau ich lieber, was mir einen Boden unter den Füßen bereitet:

  • Wissen ist ein Boden
  • Eigene Forschung, mich nicht zufriedengeben mit dem Wissensstand der ÄrztInnen – ist ein Boden
  • Unbequeme Fragen stellen und lästig sein (dürfen) – ist ein Boden
  • Selbst entscheiden, wann, was richtig und stimmig ist, zu tun – ist ein Boden.
  • Menschen, die mich in der Gründlichkeit und Genauigkeit unterstützen – ist Boden
  • Menschen, die mir ihre Liebe bekunden und an meiner Seite gehen – ist ein Boden.
  • Dinge, zu tun, die mich anheben, ist ein Boden, ein Himmelsboden – zu meditieren, berührende Musik zu hören, zu schreiben, vor allem, wenn mein Schreiben aus einer höheren Ebene kommt.
  • Verantwortung zu übernehmen für mein Leben (mit Krebs) – ist ein Boden
  • Mein Leid, meine Sorgen, die Ratlosigkeit und Verzweiflung in göttliche Hände zu geben – ist ein himmlischer Boden.
  • In die Stille gehen, ist der profundeste Boden

Mit diesem Boden, der letztlich mein innerstes Zentrum ist, mit einem Bewusstsein über mein Ich, das durch alles durchzugehen vermag, kann ich mich den Bewegungen der Ups and downs (leichter) überlassen – mal mehr und mal weniger.

Ich muss den Atem nicht anhalten, kann das das Abenteuer des Lebens begrüßen, – mal mehr und mal weniger – und ich kann eine Sicherheit spüren, die nicht so leicht zu gefährden ist.

Dann wird die Achterbahn zur Hoch-Schau-Bahn und ich kann sehen, wie weit und groß das Leben ist.

Schön!

Lange habe ich mich vorbereitet, Abschied genommen von meinen beiden Brüsten, den Tag der OP sorgfältig ausgewählt, den Chirurgen gegen eine Chirurgin ausgetauscht, und dann war es soweit – ein großer Tag, an welchem ein grundlegend neuer Lebensabschnitt beginnen sollte, eine Neugeburt in ein neues Sein.

Schön war es, als mich meine beiden Lieben an jenem Dienstag vor drei Wochen ins Krankenhaus begleiteten.

Dass sie, meine liebe Tochter, „extra“ aus Montreal für die Zeit um meine OP zu mir gekommen ist, rührte mich zu Tränen.

Wie gut, dass ich die letzte, doch schwierige Nacht nicht im Spital verbringen musste. Welch´  ein komplexes System ein derartiges Krankenhaus doch ist. Für mich ist das Selbstverständliche ganz und gar nicht derart selbstverständlich. Alles ist geplant und läuft wie am Schnürchen.

Schon stand mein Zimmer bereit – wie schön!

Schnell noch Abschieds-Fotos gemacht von mir mit meinen Brüsten, dann die Schnittführung festgelegt –  „Bitte ein bisschen tiefer, damit ich auch weiter ausgeschnittene Kleider tragen kann, schließlich möchte ich ja nicht meine weibliche Ausstrahlung abgeben.“

Alles fand in aufgeregter Heiterkeit statt. Jetzt findet das statt, wovon ich mir in zahlreichen schlaflosen Nächten eine Vorstellung gemacht habe. In den Tagen zuvor war endlich der ersehnte Frieden eingekehrt, ich ging keine erneute innere Befragungsrunde mehr ab, ob das wohl eine richtige Entscheidung war.

Dieser Frieden konnte sich auch einstellen, weil ich mich nicht mehr zerstreute, die bereits konzipierten Blogbeiträge für mich behielt, wollte keine Resonanz mehr, keine weiteren Irritationen.

Nochmal in ein Kurhotel, nochmal in die Sauna als „normale“ Frau.

Da war dann bereits eine Vorfreude spürbar.

Schon bekomme ich die Wurschtigkeitspille und werde im Bett liegend in den OP geschoben.

Ich bin dem lieben Herrn Christian sehr dankbar, dass er mich zieht und nicht schiebt, sodass ich sein Gesicht sehen kann. Mir wird bewusst, wie viel Bedürfnis nach Halt durch menschlichen Kontakt wir in einer derartigen Situation haben. „Lass mich nicht allein in dieser ängstigenden, unbekannten, unvorhersehbaren Situation,  bleib´ bei mir, sichere mich über das Ansehen, das beruhigende Sprechen.“ Wie ein Anker ist das.

Schon werde ich neben meiner Vorgängerin positioniert, die lässt mich jedoch leider im Regen stehen, kein Blick, kein Wort, vielleicht hat sie ja eine höhere Dosis des Mittels bekommen.

Ich besinne mich auf meinen Atem – ein – aus – ein – aus.

Schon kommt meine liebe Chirurgin, setzt sich zu mir ans Bett und meint, dass wir eine besonders liebe Anästhesistin haben. Ja, das ist sie, nimmt meinen Kopf mit einem Halt gebenden Griff in die Hände und meint, ich möge an etwas Schönes denken –  Korsika, die Berge, das Meer, der Duft.

Und – schon bin ich wieder wach – ohne Schmerzen, ohne Übelkeit und vollkommen orientiert und siehe da, über mir an der Decke wunderbar bunte, gemalte Blumenranken.

Wie schön, mit Schönheit begrüßt zu werden.

Bin beglückt über die Liebe, die da waltet.

Ich freue mich an den Blumen im Zimmer, welche sich immer mehr öffnen, ich freue mich an der Stille im Raum, am vielen Alleinsein, und der Fürsorge und Liebe der Menschen, die mich betreuen.

Ich freue mich am innigen Kontakt zu meiner Ärztin, an dem an-erkannt werden. Ich bin unendlich dankbar, dass sie diesen meinen ungewöhnlichen Entschluss, mich auch von einer potentiell gesunden Brust zu trennen, versteht und mit trägt.

Und – ich freu mich über mein neues Aussehen. Schön ist die Narbenform. Schön ist es, dass ich einen klitzekleinen Brustansatz habe. Schön fühle ich  mich.

Schön bin ich.

Und – die, die mich kennen, wissen, dass ein derartiger Satz aus meinem Munde schier unglaublich ist.

So umhüllt ein lichter Schein die Zeit um die Operation. Das mag eigenartig anmuten, aber es war und ist eine schöne Erfahrung.

Einfach schön, das Alles!

Gleich-Gültig

Seit ich meine neuerliche Krebs – Diagnose veröffentlicht habe, erhalte ich viel Zuspruch, Mitgefühl aber auch Bewunderung für meinen Mut und die Art, wie ich damit umgehe. Das berührt mich, ist wirklich wohltuend und ich bin dankbar dafür.

Andererseits ist die Krebsdiagnose – das mag jetzt komisch klingen –  noch nie das Schlimmste in meinem Leben gewesen.  Er ist ja auch kein wirklich böser (https://krebscoaching.org/2018/01/20/mein-krebs-ist-kein-boeser/).

Vielmehr bringt mich die Diagnose in meine Klarheit, in mein höheres Wissen, in meine Essenz und meine Kraft.

Ich kann es nicht mal Krankheit nennen, weil ich mich nicht krank fühle, und deshalb mich nicht als krank bezeichnen möchte. Ich habe bloß eine Krebs-Diagnose. Da ist was in meiner Brust – sehr umschrieben und nicht groß, aber rundherum bin ich gesund und fühle mich auch so.

Ich glaube, es könnte vielen Menschen Vieles erspart werden, wenn sie sich (auch!!) an das halten, wie sie sich fühlen.

So hat mir vor einiger Zeit eine Frau mit metastasierendem Brustkrebs gesagt, dass sie sich fortan nicht mehr von der Höhe der Tumormarker beeindrucken lassen will und auch nicht von der doch sehr drastischen Diagnose.

Sie misst ihre Gesundheit an ihrem Befinden, ihrer Energie und daran gemessen, erscheint sie mir gesünder als viele andere, die sich mit schweren Schritten und Atemlosigkeit die 2 Stock zu mir hinauf plagen.

Auch ist die Krebsdiagnose im Gegensatz zu anderen wie HIV, Hepatitis C, aber auch Colitis ulcerosa …. mittlerweile gesellschaftsfähig und anerkennungswürdig. Für eine Krebsdiagnose erfahren wir viel Verständnis, echtes Interesse und ganz konkrete Unterstützung

Für mich ist das ganz normale Leben oftmals viel schwieriger zu bewältigen als das geordnete Vorgehen, das meine Krebsdiagnose nach sich zieht.

Krebs ordnete mein Leben, und gibt bestimmte für mich bewältigbare Schritte vor – Ärzte kontaktieren, Untersuchungen, die Therapiewahl, dann die Therapie, die Berücksichtigung der Nebenwirkungen und die Behandlung der Konsequenzen.

All das ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar und damit auch machbar, auch wenn es teilweise unangenehm ist.

Aber (wie vor ein paar Tagen) einen den Strom in einer Wohnung einleiten lassen müssen, einen Energieanbieter wählen, die ganze Prozedur zunächst heraus finden – dass es zum Beispiel einen Unterschied zwischen Netzbetreiber und Anbieter gibt, dass man einen Zählpunkt angeben muss, und der nicht wie vermutet am Zählerkasten steht, dass ich mich da sowas von nicht auskenne, und mich in all dem Unwissen äußerst blöd fühle….

Dass sodann der Strom nicht in 8 bis höchstens 24 Stunden angedreht wird, sondern erst in  zwei Wochen, dass ich das um 21 Uhr erfahre, wo ich natürlich niemanden mehr erreiche, um da gleich Gegenmaßnahmen einleiten zu können, da die zwei jugendlichen Menschen, die ab übermorgen drin leben werden, sicher nicht all die Tage in einer kalten Wohnung verbringen können….

Das ist es, was mich an den Rand der ohnmächtigen Verzweiflung bringt. Umso mehr, als es mich sehr beschämt, wie sehr mir das zusetzt, und was das mit mir macht.

Welch ein Problem? Da gibt es ja echt Ärgeres, Schlimmeres, wie zum Beispiel meine Krebsdiagnose.

Nein gibt es für mich (zu diesem Zeitpunkt) nicht.

Weil diese Dinge einfach alte Überforderungen in mir berühren, oder wie man in der traumtherapeutischen Diktion sagt, sie triggern mich. Und dann hänge ich Stunden im State – auch das ein Fachterminus aus der Traumatherapie – mit allem Drum und Dran.

So gibt es viele Beispiele von Belastungen, die nicht als solche gewürdigt werden, und die damit in den Bereich der Verschwiegenheit geraten:

Zum Beispiel über Jahre auf  Bewerbungen um einen Arbeitsplatz keine Antwort bekommen, depressiv sein, vor allem und jedem Angst zu haben, Zwänge (sehr tabuisiert !!), Panikattacken, Lustlosigkeit, Schamgefühle über das eigene Aussehen, das Süchtig Sein, oder noch größere „Kleinigkeiten“ wie zum Beispiel, dass ein geliebter Mensch nicht antwortet auf meine Nachricht, und ich mich Tage nicht beruhigen kann deshalb, oder wenn ich zum Beispiel ein Geheimnis verrate, und das nicht tun hätte dürfen, und damit lange umgehe, wie wenn ich eine Todsünde begangen hätte….

So ist alles relativ.

Und nichts ist so, wie es von außen erscheint.

Vielleicht müssten Menschen ja gar nicht so schwer krank werden – eine gewagte These (!) – , wenn wir uns selbst und denen, welche mit derartigen Nöten und „Kinkerlitzchen“, die für uns und diese Menschen gar keine sind, die selbe Beachtung schenken, das selbe Mitgefühl und wahrhaftige Interesse für das Leid und die Not entgegenbringen würden, wie wenn wir es mit einer allgemein anerkanntem Belastung wie Krebs zu tun hätten.

Das wäre wahrlich heilsam.